Saarstahl-Werkfeuerwehr übt Katastrophe Die Neue, 30 Meter hoch, kann enorm viel

Völklingen · Eine nagelneue Drehleiter war dabei, als die Saarstahl-Werkfeuerwehr ihre Jahreshauptübung absolvierte – nach einem dramatischem Szenario.

 Löscheinsatz mitten auf dem Völklinger Stahlwerks-Gelände,  im Mittelpunkt steht der gelbe Schlacke-Transporter rechts im Bild: Die Werkfeuerwehr der Saarstahl AG bei ihrer Jahreshauptübung.

Löscheinsatz mitten auf dem Völklinger Stahlwerks-Gelände,  im Mittelpunkt steht der gelbe Schlacke-Transporter rechts im Bild: Die Werkfeuerwehr der Saarstahl AG bei ihrer Jahreshauptübung.

Foto: BeckerBredel

  Alle ihre Qualitäten durfte die Neue in der Werkfeuerwehr der Saarstahl AG bei der Jahreshauptübung am Mittwoch noch nicht zeigen. Dennoch war das Drehleiterfahrzeug, von den Feuerwehrleuten schlcht DLF genannt, Mit-Hauptdarsteller beim spektakulären Szenario, das sich Wolfgang Besse als Leiter der Werkfeuerwehr auf der Bühne LD-Stahlwerk ausgedacht hat. Und so wurden  die vielen Zuschauer Zeuge dieser Könnens-Demonstration, die noch wenige Minuten zuvor in der Fahrzeughalle der Werkfeuerwehr erlebt haben, wie Diakon Roland Isberner die Drehleiter ebenso wie ein Logistikfahrzeug als zweiten Neuzugang im Werkfeuerwehr-Fuhrpark gesegnet hat.

Was war zu tun? Bei einem der gigantischen Schlackentransporter kommt es zu einem Pfannenbruch, die etwa 1100 Grad Celsius heiße Schlacke ergießt sich rund um das Fahrzeug. Dessen Reifen und andere entzündliche Dinge – vor allem das Verpackungsmaterial im angrenzenden Steinelager – fangen Feuer. Auch die Rohrleitung, die mit einem Duchrmesser von mehr als zwei Metern Kohlenmonoxid vom Stahlwerk zum  Gasometer leitet, hält der Hitze irgendwann nicht mehr stand,  ein Teil explodiert mit lautem Knall.

Wenige Meter entfernt muss das ein Mitarbeiter auf den Rohren stehend erleben, die er gerade inspiziert. Wie auch der Fahrer des Schlacketransporters ist er in Lebensgefahr. Minuten später ist die Feuerwehr da – samt Drehleiter, der die wichtigste Aufgabe zufällt. Zunächst nutzen die Wehrleute die 30-Meter-Leiter, um den Fahrer aus seiner Fahrerkabine in Sicherheit zu bringen. Weil die Konzentration des tödlichen Kohlenmonoxid zu hoch sein könnte, ziehen sie ihm eine Rettungshaube über, damit er Pressluft aus einer Flasche  seiner Retter mitatmen kann. Als nächstes geht es mit der Drehleiter dann tatsächlich in die Höhe, der zweite bedrohte Mitarbeiter wird in Sicherheit gebracht und den Werksmedizinern übergeben.

Die übrigen Einsatztrupps haben sich derweil um die Brandbekämpfung gekümmert. Andere bauen so genannte Riegelstellungen auf, die die noch nicht brennenden Zonen am Einsatzort schützen sollen. Weiter gilt es, die hitzeempfindlichen Komponenten am Unglücksort mit Löschwasser zu kühlen, damit kein weiterer Schaden entsteht.

Auch das kann die Neue, wie sich zeigt. Unbemannt hebt die Leiter den Korb auf etwa 30 Meter Höhe, von wo aus das dort montierte Strahlrohr es von oben regnen lässt. Mit dabei übrigens auch die Freiwillige Feuerwehr Völklingen mit einem Trupp aus dem Löschbezirk Wehrden.

Warum aber gilt Werkfeuerwehr-Chef Besse als zweite Hauptperson, wo der doch unaufgeregt, sachlich, routiniert und mit viel Überblick als Einsatzleiter das Geschehen koordiniert? Weil es seine letzte Übung als Aktiver sein wird. Für ihn steht schon bald die Ruhephase der Altersteilzeit an. Somit verabschiedet er sich nach 44 Jahren bei Saarstahl und nach 40 Jahren in der Werkfeuerwehr, davon zwölf Jahre als deren Leiter, in den Ruhestand. Arbeitsdirektor Peter Schweda und Thomas Sämann als Leiter Werksicherheit dankten ihm für seinen bedingungslosen Einsatz zum Schutz der Kameraden und Kollegen. Ehe Besse dann zum leitenden  Werkbrandoberinspektor befördert wurde, nutzte Schweda die Laudatio auch, um Anekdoten zu erzählen. So sei Besse einmal dem Werkschutz als Schmuggler aufgefallen. Schwedas nicht ernst gemeinter Tadel galt aber nicht der Tatsache, dass der Getadelte da drei Kisten Bier aufs Werksgelände geschafft habe. Schließlich waren die für eine Geburtstagsparty gedacht. „Dabei hat es sich aber um zwei Kisten Urpils und eine Kiste Bitburger gehandelt, und so scheint mir, lieber Besse, Sie können sich nicht so recht entscheiden.“

Nun – wo es drauf ankam, hat Besse wohl immer die richtigen Entscheidungen getroffen, und so hat er sich eine weitere wichtige Ehrung verdient. Kreisbrandinspektor Tony Bender hat ihm die selten verliehene Floriansmedaille zuerkannt.

 Verabschiedet: Wehrführer Wolfgang  Besse.

Verabschiedet: Wehrführer Wolfgang Besse.

Foto: Saarstahl AG

Außerdem standen in der Werkskantine noch 30 Beförderungen an. „Nicht, weil ich zum Abschied nochmal alles raushauen würde“, sagt Besse. Vielmehr hätten Veränderungen im Werksbrandschutzwesen diese Beförderungen, zum Teil sogar einige Dienstgrade überspringend, notwendig gemacht. Unter ihnen Besses bisheriger  Stellvertreter, Werkbrandoberinspektor Michael Dörr, der demnächst Besses Nachfolge antritt.

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