Die Klepperkinder sind startbereit

Geislautern · Bei den Klepperkindern herrscht Aufbruchs- stimmung. Wir waren beim Vorbereitungstreffen in der Pfarrei Maria Himmelfahrt dabei.

Erst wenige Tage läuten die Glocken auf dem Turm der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt wieder. Und gerade, als sich die Geislauterner wieder an das Läuten gewöhnt haben, müssen die Glocken erneut schweigen. Warum das so ist, erörtern Kinder im Clubraum unterhalb des Kindergartens gemeinsam mit Gemeindereferentin Martina Scholer. Denn die Jungs und Mädchen sollen an den Kartagen als Klepperkinder die Glocken vertreten.

"Die Glocken läuten nicht, weil sie um Jesus trauern", weiß Julia. Scholer gibt ihr Recht. Vom Gründonnerstag über den Todestag des Erlösers bis zu seiner Auferstehung, die in der Osternacht gefeiert wird, geben die Kirchenglocken keinen Ton von sich. Deshalb ist der Brauch des Klepperns entstanden. "Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte nicht jeder im Ort eine eigene Uhr bei sich", so Scholer. Öffentliche Uhren, etwa an Bahnhöfen und vor allem an den Kirchen, und deren Glockenschlag waren für die Menschen wichtige Orientierungspunkte für den Alltag. Tagsüber sind die Kirchturmuhren noch heute mit dem Stundenschlag Taktgeber des täglichen Lebens. Und sie geben das Signal zum Beten. Morgens und abends um sechs und zur Mittagszeit ist das der Fall - außer an den Kartagen.

Zeit für die Klepperkinder und für Koordinator Ralf Grzybeck, aktiv zu werden. Die Stundenglocke zu vertreten, ist unüblich. Zum Gebet zu rufen, dagegen absolute Pflicht - wenn auch zu moderateren Zeiten. Sechs Uhr wäre wohl noch etwas früh, weshalb sich die Gruppen um halb acht treffen wollen, um die Rolle der Betglocke zu übernehmen. Entsprechend einer ihrer Rufe: "Bääätglock laut".

Den mag die Gemeindereferentin besonders. Oder kurz einen Gebetsvorschlag: "Ave Maria". Oder den ausführlichen Kleppertext: "Weil keine Glocken schlagen, kommen wir zu sagen, gedenket unseres Herren Christ, der für uns gestorben ist."

Draußen auf der Straße üben die Kinder, wie das geht. Und es kommt zu dem Moment, auf den sie lange gewartet haben. Sie dürfen sich die Klepperkisten umhängen und diese lautstark krachen lassen, indem sie die Kurbeln drehen. Julius gibt seinen Altersgenossen als erfahrener Klepperhase noch einen wichtigen Tipp mit: "Das Halteband schmerzt im Nacken bereits nach kurzer Zeit, legt euch besser ein Polster unter."

Die Mädchen in der Gruppe probieren es mit einem anderen Ansatz: Nicht Halteband um den Nacken und Klepperkiste vor dem Bauch, sondern Halteband über die Schulter und Kiste an der Hüfte. Das funktioniert so bei Handtaschen, und so wird es auch beim Kleppern gehen. So oder so: Die Dinger machen ein Mordsgetöse, was auch den Kindern und ihren Betreuerinnen im Kindergarten nicht verborgen bleibt. Neugierig postieren sie sich am Zaun und beobachten das lautstarke Treiben. Das spornt die Klepperer offenbar noch an. Wieder drehen sie an den Kurbeln, und es kleppert und scheppert, dass sich die Erwachsenen vorsichtshalber die Ohren zuhalten.

Die genaue Gruppeneinteilung ist noch nicht festzulegen. Ein paar Kinder sind nicht zum Üben gekommen, und wer mit wem zusammen laufen möchte, ist auch noch nicht ganz klar. "Das schicke ich euch in die Gruppe", kündigt Koordinator Gryzbeck an. Die entsprechende Gruppe hat er bei einem Kurznachrichtendienst eingerichtet, den jedes Kind auf seinem mobilen Telefon hat. So können alle mitlesen.

Auf ihrem Weg durch die Geislauterner Straßen werden die Klepperkinder Süßigkeiten, Ostereier und Spenden bekommen. "Anders als zum Beispiel bei der Sternsingeraktion kommt das Geld nicht in einen zentralen Spendentopf, sondern in unsere Jugendkasse", erklärt Gemeindereferentin Scholer. Diese Kasse verwaltet sie, davon bestreitet sie Kosten für Kindermusical und Kommunionkinderfahrt. Und ein Fest für die Klepperkinder möchte sie veranstalten.

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