Die Großmutter gründete die Firma

Völklingen · Nicht nur die Architektur prägt das Gesicht einer Stadt. Viel wichtiger sind die Menschen, die in der Stadt leben und arbeiten. Unsere Serie stellt in loser Folge einige von ihnen vor – heute: Monika Blau, die seit Jahrzehnten ein Damenmode-Geschäft in der Völklinger Poststraße führt.

 Monika Blau (rechts) hat in den 1980er Jahren die Leitung des Modegeschäfts übernommen, das ihre Oma Klara Eggeling vor rund 70 Jahren gründete. Christiane Theisen-Müller arbeitet dort seit mehr als zehn Jahren im Verkauf.

Monika Blau (rechts) hat in den 1980er Jahren die Leitung des Modegeschäfts übernommen, das ihre Oma Klara Eggeling vor rund 70 Jahren gründete. Christiane Theisen-Müller arbeitet dort seit mehr als zehn Jahren im Verkauf.

Foto: Jenal

Die folgende Szene dürfte vielen Völklingern bekannt sein, denn sie spielt sich seit mehreren Jahrzehnten immer wieder ab: Die Dame des Hauses öffnet ihren Kleiderschrank, betrachtet ihre reichhaltige Garderobe und ruft dann entsetzt aus: "Das ist ja furchtbar! Ich habe nichts Richtiges zum Anziehen!" Und von irgendwo in der Wohnung antwortet eine Männerstimme: "Ist schon klar, Schatz, ich verstehe, du musst wieder mal dringend zum Eggeling."

Eggeling - dieser Name steht in Völklingen seit 70 Jahren für anspruchsvolle Damenoberbekleidung. Das Geschäft in der Poststraße 22 wird inzwischen von der dritten Generation der Familie geführt. Wobei "zum Eggeling" eigentlich nicht ganz korrekt ist, wie Monika Blau, Enkelin der Firmengründerin Klara Eggeling, anmerkt: "Es waren natürlich immer Frauen im Geschäft." Aber, sinniert sie lächelnd weiter, weil der echte Saarländer Frauen nun mal mit dem sächlichen Artikel bezeichnet, könnte ja "es Eggeling Klara" gemeint sein, und insofern habe der leicht genervte Göttergatte ja richtig formuliert.

Nach dieser Ehrenrettung für die Männer der Kundinnen schauen wir zurück auf die lange Firmengeschichte. "Meine Oma hat das Geschäft in der Rathausstraße etabliert, und zwar dort, wo heute Fielmann ist, und es wurde in den 60er Jahren von meiner Mutter, Inge Lorenz, weitergeführt", berichtet Monika Blau. "Sie war nach dem Krieg manchmal nach Paris gefahren, um sich Muster für schicke Blusen zu besorgen; die wurden dann im Keller von einer Näherin nachgenäht."

Dann kam Bewegung in das Modegeschäft , "aber wir blieben immer dem City-Dreieck treu". Zehn Jahre später zog man um auf die andere Straßenseite neben die Kirche, 1982 in die Forbacher Passage, von dort neben den Globus und schließlich 1997 an den heutigen Standort.

"Meine Mutter wurde Mitte der 80er Jahre krank, und so musste ich übernehmen", sagt Monika Blau, die als studierte Textildesignerin ja nicht fachfremd war. Und mit ihr kam auch männliche Beteiligung hinzu: Ihr Mann, Claus Blau, beteiligte sich mit seinem Textilgroßhandel Camion Blue am Geschäft, wodurch viele Bereiche, vom Einkauf bis zur Buchhaltung, einfacher wurden.

"Aber das Angebot blieb über all die Jahre im Prinzip gleich", betont Blau, "wir bieten qualitativ hochwertige Damenbekleidung mit diversen Accessoires an, viel Pariser Mode, und neuerdings auch ein bisschen verrücktere Sachen, nicht nur für junge Frauen." Die Kombination - klassisch plus leicht ausgeflippt - ist schon im Schaufenster zu besichtigen, wo einige schöne Damen - aus Plastik - entsprechend gewandet sind.

Und die Kundschaft blieb treu, auch trotz der Baustelle nebenan. "Wir haben Kundinnen, deren Mütter und Großmütter schon bei uns gekauft haben", sagt Monika Blau, die Saarländerin. Treu blieben auch die Verkäuferinnen, Evelyn Kaufmann, Elfriede Weber und Christiane Theisen-Müller, die schon über zehn Jahre in Beratung und Verkauf tätig ist. "Mit vielen Kundinnen sind Freundschaften entstanden", berichtet Theisen-Müller, "und wir alle freuen uns schon auf unseren Fashion Day am 12. November, das ist immer wie ein Familientreffen. Dazu sind natürlich auch die Männer beim Eggeling herzlich eingeladen."

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