Die Freude an schönen Dingen
Völklingen · „Diamonds are Forever“ hieß der Titelsong in einem bekannten James-Bond-Film. Fast 60 Jahre lang führt Juwelier Gerd Mandernach (83) bereits seinen Familienbetrieb in Völklingen. Und gehört damit zu den Gesichtern der Stadt.
Die Stadt Völklingen schrumpft, demographisch und finanziell. Wie aber ist zu erklären, dass es dennoch relativ viele Juweliergeschäfte gibt? Reagieren die Bürger auf die sinkenden Zinsen und legen ihre Ersparnisse in Gold, Silber und Geschmeide an? Oder geht den Völklingern ihre persönliche Schönheit über alles?
Juwelier Gerd Mandernach schüttelt lächelnd den Kopf. "Die Erklärung ist ganz einfach", sagt er, "meine Kollegen und ich sind Senioren, unsere Familienbetriebe stammen aus der Zeit, als Völklingen noch eine florierende Stadt war." Von vier inhabergeführten Schmuckgeschäften sind seit Anfang des Jahres noch drei übrig. "Und ich halte mit fast 60 Jahren den Rekord", stellt Gerd Mandernach fest.
Fast 60 Jahre - damit meint der Völklinger Juwelier, Uhrmachermeister und Diamantgutachter nicht etwa sein Lebensalter, sondern die Zeit seiner Geschäftstätigkeit in der Stadt. Wer den eleganten, geistig und körperlich geschmeidigen älteren Herrn nach seinem Alter fragt, wird die "83" kaum glauben können. Zwei Jahre nach seiner Meisterprüfung, vor genau 59 Jahren, hat sich Gerd Mandernach zunächst mit einem Geschäft in der Kühlweinstraße selbstständig gemacht. Es folgten Wanderjahre in die Krepp-, Post- und Rathausstraße, bis er 1984 im Merkurhaus an der Ecke Bismarckstraße und heutiger Eingang zum Kolpingplatz das optimale Domizil gefunden hat. "Hier kann ich in einer 17 Meter langen Schaufensterfront Schmuck und Uhren präsentieren und dabei auch auch die neuesten Modelle ausstellen", sagt er. Das Angebot erstreckt sich von Silberschmuck über Uhren und Trauringe bis zu Zuchtperlen und hochwertigem Gold- und Platinschmuck.
"Natürlich spüren wir die Konkurrenz aus dem Internet", sagt Mandernach, "aber viele Kunden wollen die Ware nicht nur auf schönen Fotos, sondern real sehen, sie wollen anprobieren und sich fachmännisch beraten lassen, das ist unser großer Vorteil gegenüber dem Online-Handel." Unterstützt wird er von seiner Tochter Petra, einer ausgebildeten Goldschmiedin, und von Marliese Geber, die schon seit 47 Jahren im Service mitarbeitet. "Wie sehr viele Juweliere haben wir schon Einbruchversuche erleben müssen, und deshalb habe ich jetzt die Sicherheit durch zusätzliche Alarmanlagen erhöht", berichtet Mandernach.
59 Jahre selbstständig, 69 Jahre im Beruf - diesen Zeitraum kann er leicht verdeutlichen: "Ich habe fünf Währungen erlebt: nach der Reichsmark die Saarmark, den französischen Franken, die DM, den Euro, und ich hoffe, dabei bleibt es." Aus seiner "Gründerzeit" berichtet er: "Vor 59 Jahren ist ein Wecker zu 10.- FF repariert worden, heute verkaufe ich einen Wecker für 4,95 Euro mit Beleuchtung und Nachwecksystem."
Und wie lautet das Rezept, um bis ins hohe Alter so munter und aktiv zu bleiben? "Das weiß ich auch nicht", sagt er lachend, "vielleicht ist es einfach der Genuss einer Tätigkeit, die zum Lebensmittelpunkt geworden ist." So wie andere Leute sich auf den Sonntag freuen, so freue er sich auf den Montag: "Dann geht es mir gut bei den Gesprächen mit meinen treuen Kunden, hier mitten in so vielen schönen Dingen."