Die Bushaltestelle direkt vor der Haustür verursacht Konflikte

Heidstock. Zwei Schülerinnen, beide etwa 15 Jahre alt, stehen am Morgen an der Bushaltestelle vor einem Wohnhaus in der Gerhardstraße im Völklinger Stadtteil Heidstock. Gelangweilt schaut eine der beiden rüber, nimmt einen kräftigen Zug an der Zigarette und schnippt den Stummel auf den Bürgersteig - zu einigen anderen

Heidstock. Zwei Schülerinnen, beide etwa 15 Jahre alt, stehen am Morgen an der Bushaltestelle vor einem Wohnhaus in der Gerhardstraße im Völklinger Stadtteil Heidstock. Gelangweilt schaut eine der beiden rüber, nimmt einen kräftigen Zug an der Zigarette und schnippt den Stummel auf den Bürgersteig - zu einigen anderen. Direkt vor der Haustür von Maria und Werner Meyer liegt allerlei Papiermüll. "Das ist noch völlig harmlos", sagt Werner Meyer und zuckt seufzend mit den Schultern. Seit vielen Jahren leben die beiden Rentner damit, dass sie mehrmals in der Woche - manchmal auch mehrmals am Tag - Unrat vor ihrer Haustür wegmachen müssen. "Seit 2008 wird es aber immer schlimmer", betonen beide. Die Bushaltestelle der Stadtwerke Völklingen wird nach Auskunft der beiden und auch ihrer Nachbarin Gertrud Arend fast ausschließlich von Schülern der nahe gelegenen Berufsbildungszentren genutzt. Und darunter gibt es offenbar einige, die sich die Wartezeit auf den Bus damit vertreiben, die beiden 72 Jahre alten Senioren zu ärgern.Das Ehepaar wird nach eigenen Angaben teilweise regelrecht terrorisiert. "Fast täglich räumen wir Zigarettenkippen, Kaugummis, Papier- und auch Essensreste weg", erzählt Werner Meyer. "Dann klingelt es ständig an der Tür, und wenn ich nachsehe, ist keiner da", ergänzt seine Frau. "Teilweise ist es so schlimm, dass ich die Klingel abstelle, weil ich mir nicht anders zu helfen weiß. Doch dann hämmern sie manchmal mit der Faust an die Tür." Nachbarin Gudrun Arend erzählt, dass sie auch schon beobachtet habe, wie die Jugendlichen Wettspucken an die Hauswand oder vor die Wohnungstür des Ehepaars gemacht hätten. "Einfach eklig", klagt Maria Meyer. Auch der Mülleimer an der Bushaltestelle werde häufig ausgehängt und als Fußball missbraucht - und der Inhalt dabei über den Gehweg verteilt.Vor einer direkten Konfrontation haben alle Beteiligten Angst, denn sie fürchten sich vor Handgreiflichkeiten. "Wenn wir was sagen, müssen wir uns Frechheiten gefallen lassen. 'Alter, was willst du', ,Verschwinde, Alte' oder ,Hau ab, blöde Kuh' mussten wir uns schon anhören", erzählen die Meyers frustriert. In ihrer Verzweiflung haben sie sich schon an alle möglichen Stellen gewandt: Polizei, Stadtwerke, an Kommunalpolitiker aller Fraktionen - ohne echten Erfolg. Am liebsten wäre es ihnen, wenn die Haltestelle verlegt würde. "Aber das würde das Problem nicht lösen, sondern nur vor eine andere Haustür verlagern", weiß Werner Meyer. "Es sei denn, die Haltestelle würde beispielsweise in die Moselstraße verlegt. Dort gibt es einen Abschnitt, an dem keine Wohnhäuser stehen." Doch das kommt für die Stadtwerke derzeit nicht in Frage. Geschäftsführer Jochen Dahm: "Wir können die Haltestelle nicht einfach verlegen, da dies keine Schulbuslinie, sondern eine ganz normale Linie ist. Wir suchen aber nach einer Lösung. Die Fahrdienstleitung wird in nächster Zeit zu den kritischen Zeiten vor Ort sein und sich das Ganze einmal anschauen." Gegebenenfalls müsse man dann Polizei, Ordnungsamt oder auch die Schule einbinden. Werner Meyer hat damit schon selbst begonnen. Gestern, so berichtet er, hat er mit den Leitern der beiden Berufsbildungszentren gesprochen und mit der Polizei, er hat Gesprächstermine bei Stadtwerke-Geschäftsführer Jochen Dahm und Oberbürgermeister Klaus Lorig verabredet. Nun hofft er, dass sich die Dinge bessern.

HintergrundJoachim Fery, Kontaktpolizist bei der Polizeiinspektion Völklingen, kennt das Problem. "Ich war schon mehrfach vor Ort und habe Gespräche mit Schülern geführt. Eine Zeit lang war es danach ruhig, aber jetzt beginnt das Ganze offenbar erneut." Das Problem der Polizei: Sie kann nicht ständig vor Ort sein und nach dem Rechten schauen. "Jetzt überlegen wir, direkt in die Klassen der Schule zu gehen. Vielleicht erreichen wir ja so etwas", sagt Fery. hei

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