Die blanke Angst des Bräutigams

SZ-Redaktionsmitglied Henning Jochum verbreitet Schrecken.

Nervös tippelt er hin und her, versendet misstrauische Blicke. In der zittrigen Hand eine Zigarette. Man muss kein Magier sein, um seine Gedanken lesen: Was haben die Schweinehunde mit mir vor? Die Angst des Bräutigams vor dem Junggesellenabschied ist köstlich. Am Wochenende war es wieder soweit. Ein Freund heiratet bald - und wir haben eine Tour geplant. Ein nervliches Wrack sitzt hinten im Auto. Denn wir haben ihm auf dem Weg zum Ziel mit wohlplatzierten Bemerkungen einen Gedanken in den Kopf gepflanzt - für ihn das Horrorszenario. Mit Höhenangst zu spielen widerspricht wohl ethischen Grundsätzen, aber es war herrlich. "Jaja, es ist heiß heute. Aber die langen Sachen wirst du brauchen". Der Bräutigam wischt sich irritiert den Schweiß von der Stirn. ". . . weißt du, das ist wie in der Ehe. Mal geht es hoch hinaus, Mal kommt ein tiefer Fall." Das Bild beginnt sich unheilvoll zu komplettieren. ". . . wie die Gegend hier wohl von oben aussieht?" Er schließt mit dem Leben ab. Dann sind wir da: kein Flugplatz, kein Fallschirmsprung. Erleichtert sackt er in sich zusammen, als er die Paintball-Anlage vor sich sieht. Wir sind ja keine Unmenschen - naja, vielleicht ein bisschen.

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