Dichterwettstreit mit einem Profi

Völklingen · Schreiben und den eigenen Text so vortragen, dass das Publikum einfach zuhören muss: Wie geht das? Der Jugendbuchautor Jaromir Konecny machte es am Freitag Schülern vor – und übte es danach mit den Schülern.

Das Gedränge in der Schulbibliothek des Albert-Einstein-Gymnasiums ist groß am Freitagmorgen, schließlich muss eine komplette achte Klasse Platz finden. Mädels und Jungs quetschen sich auf Bänke und Hocker, den Blick neugierig nach vorne gerichtet, wo die Musik spielt. Natürlich nur im übertragenen Sinn: Eine Autorenlesung mit Poetry Slam-Workshop ist angesagt. Poetry Slam ist ein Dichterwettstreit, bei dem selbst geschriebene Texte vorgetragen werden.

Jaromir Konecny, erfolgreicher Poetry Slammer und Jugendbuchautor ("Doktorspiele", "Dönerröschen"), hat schon ein paar Bücher ausgepackt, einige Papiere auf den großen Bibliotheksschreibtisch gelegt, seine Vorlagen. "Geschichten sollten nicht auswendig gelernt werden, dann werden sie langweilig", verrät er mit einem Zwinkern. Die Schüler hängen von der ersten Sekunde an seinen Lippen, verfolgen jedes Wort aufmerksam. Konecny liest einige Passagen aus seinen Büchern vor; sie treffen in ihrer Sprache absolut den Jugendjargon. Und er gibt Anekdoten aus seinem Leben preis. So erzählt er lebendig vom Fallschirm springenden Hamster seines Kumpels Peppino, aber auch von seiner kurzen Zeit im Sammellager in Niederbayern - Konecny ist nämlich in Prag geboren und erst 1982 nach Deutschland gekommen. Mit Humor und Charme begeistert er seine jungen Zuhörer, bringt sie zum Lachen, durch seine lockere, jugendliche Art, aber auch dadurch, was und wie er erzählt. Dabei vergisst er aber nicht, warum der Friedrich Bödecker Kreis und der Förderverein des Albert-Einstein-Gymnasiums ihn eingeladen haben: Es geht um Poetry Slam.

Der "Slam-Rentner", wie Konecny sich selbst bezeichnet - immerhin hat er schon über 60 Slam-Wettbewerbe gewonnen -, gibt seinen Zuhörern viele Tipps: "Das Wichtigste bei dem Slam ist: die Scham verlieren." Und "Wenn man Spontaneität zulässt, ist es das Beste."

Viel zu schnell geht die Zeit der Lesung um, Autogrammkarten werden noch verteilt, und dann folgt der zweite Teil des Autorenbesuchs, der Poetry Slam-Workshop. Im kleineren Kreis sitzen die Schüler der schon seit 2013 bestehenden Poetry Slam-AG des AEG mit Jaromir, wie sie Konecny unter sich nennen dürfen, zusammen. "Viel lesen kann dem Schreiben viel geben", ist Konecnys wichtigstes Motto, "das Lesen ist der Grundstein zum Schreiben." Mit Schreib- und Performance-Spielen kitzelt er aus den jungen Slammern heraus, was in ihnen steckt. "Und das ist eine ganze Menge!", stellt er begeistert fest. Die Lehrerinnen Alice Spitz und Sandra Langenfeld , die die AG leiten, haben den Besuch des Autors angeregt. Sie bleiben an diesem Vormittag im Hintergrund, freuen sich aber, dass Lesung und Workshop bei den Kids so gut ankommen.

Auch das Vortragen vor Publikum übt Jaromir mit den fleißigen Schreibern. Nach einer guten Stunde Schreibarbeit trägt jeder der Schüler , von der fünften bis zur 12. Klasse, seinen Text vor - mit Bravour. Ein paar Verbesserungsvorschläge hat Konecny, aber dazu ist er ja da. Alles in allem ein unvergesslicher, produktiver Schultag.

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