Desgranges schwört: Wir kämpfen weiter

Ludweiler · Der Heimatkundliche Verein Warndt steht mit dem Rücken zur Wand. Die Stadt will, dass er das Erdgeschoss im Alten Bürgermeisteramt räumt.

Angesichts seines Alters wünscht er sich eigentlich ruhigere Zeiten. "Ich werde bald 80, da muss ich kürzer treten", sagt Karl Werner Desgranges als Vorsitzender bei der Jahreshauptversammlung des Heimatkundlichen Vereins Warndt (HVW) im Alten Bürgermeisteramt in Ludweiler. Doch an ruhiges Fahrwasser ist derzeit überhaupt nicht zu denken. "Unser Verein wird jetzt 45 Jahre alt. Ob er die 50 noch erreicht, steht in den Sternen", so Desgranges in seinem Rechenschaftsbericht. Eigentlich ist der Verein ja recht lebendig. Sein Glas- und Heimatmuseum ist in der Region und darüber hinaus bekannt. Er verlegt zum Teil stark nachgefragte Bücher zur Geschichte der Gemeinden im Warndt. Die Genealogen des Vereins helfen gerne, Familienstammbäume zu ergründen. Gut, der Verein altert, was seine Mitglieder angeht. Die Ehrenamtlichen, die sich engagieren werden, älter. Der Nachwuchs stellt sich nicht ein - Desgranges nennt hier das "digitale Zeitalter" als einen der Gründe.

Das Hauptproblem ist aber die künftige Unterkunft im Alten Bürgermeisteramt. Desgranges sieht die Heimatkundler als Verlierer bei der jetzt festgelegten Form der Raumverteilung. Wie wir bereits mehrfach berichtet haben, haben Ortsrat und Stadtrat auf Vorschlag der Verwaltung beschlossen: Die Heimatkundler müssen zu Gunsten des Theatervereins Thalia das Erdgeschoss räumen und sich im mittleren und oberen Geschoss einrichten. Abgesehen von der Arbeitskraft, welche die Vereinsmitglieder dazu aufbringen müssen: Um die Räume zu ertüchtigen, wird allerhand Geld gebraucht. Während der Versammlung standen Beträge von 100 000 bis 150 000 Euro im Raum. Der Verein stehe somit "mit dem Rücken an der Wand", so Desgranges. Der Ausstellungsraum des Glasmuseums solle adäquat sein, meint der Vorsitzende auch nach Rücksprache mit der fürs Glas zuständigen Gruppe. Weiter sei es für den Erfolg wichtig, Wechselausstellungen anzubieten, was wiederum mehr Lagerraum bedinge. Von der Stadt sei nicht viel Unterstützung zu erwarten: "Mehr als die Erfüllung der Brandschutzauflagen und ein paar Kabel zu ziehen, wird da nicht drin sein."

Wenig Hoffnung hegt Desgranges auch darauf, Geld vom Regionalverband zu bekommen. Also müssten Zuschüsse her. Das Leader-Förderprogramm der EU zur Stärkung des ländlichen Raums sei da eine Möglichkeit. Nach ersten Gesprächen habe die Projektleitung auch Förderung in Aussicht gestellt. Der Haken an der Sache sei die Zeit. Denn die Förderbestimmungen des Lea-der-Projektes sähen vor, dass die Arbeiten nicht beginnen dürften, ehe der Zuschuss bewilligt sei. Das könne aber bis Herbst dauern und laut Verfügung der Stadt soll der HVW dann schon Platz für Thalia geschaffen haben.

Statt kürzer zu treten, ist Desgranges derweil schon auf dem Weg, die Klinken prominenter Volksvertreter zu putzen: "Ich werde sogar Minister aufsuchen, um das zu schaffen." Die Versammlung hat eine Teillösung beschlossen. Um den Ausstellungsraum im Mittelgeschoss zu planen, soll eine Freiberuflerin beauftragt werden, mit der der Vorstand schon vorab gesprochen hat. Für das Obergeschoss will der Verein, um Kosten zu sparen, die Planung selbst übernehmen.

Ans Aufgeben denken die Heimatkundler jedenfalls noch nicht. Desgranges kämpferisch: "Wir machen weiter, weil wir noch nicht fertig sind."

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 Das Alte Bürgermeisteramt in Ludweiler ist Sitz des Heimatkundlichen Vereins Warndt und des Theatervereins Thalia. Archivfoto: Hans Ulrich

Das Alte Bürgermeisteramt in Ludweiler ist Sitz des Heimatkundlichen Vereins Warndt und des Theatervereins Thalia. Archivfoto: Hans Ulrich

Das Alte Bürgermeisteramt in Ludweiler wird für 405 000 Euro saniert und umgebaut. Der Bauausschuss des Stadtrates befürwortete Anfang März einstimmig die von Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) vorgelegte Planung. Demnach muss der Heimatkundliche Verein Warndt zu Gunsten des Theatervereins Thalia seine Museums- und Vereinsräume im Erdgeschoss aufgeben. Die Umbauarbeiten sollen ab Oktober beginnen.

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