WM in Russland Der Weltmeister aus Auersmacher

Heutige Fußball-Profis sind ein Heer aus oberflächlichen Egoisten. Es gibt jedoch eine Ausnahme. Und die kommt aus unserer Region.

WM in Russland: Der Weltmeister aus Auersmacher
Foto: SZ/Robby Lorenz

Bescheidener geht’s wohl nicht: Er habe Frankreich mehr geholfen als Staatspräsident Hollande, sagte der schwedische Fußball-Star Zlatan Ibrahimovic einmal zu seiner Zeit als Spieler von Paris Saint-Germain. Ähnlich zurückhaltend äußerte sich der Stürmer, als er zum Missfallen seiner damaligen Pariser Club-Bosse mit einem Wechsel zu Manchester United liebäugelte: „Ich bleibe nur, wenn ihr den Eiffelturm durch eine Statue von mir ersetzt“, erklärte er. Wenige Zeit später schoss Ibrahimovic seine Tore in England. Aber auch auf der Insel hielt es den Stürmer nicht lange. In seiner unvergleichlich bodenständigen Art erklärte er, er sei wie Napoleon und habe ganz Europa erobert. Aber jetzt wolle er etwas tun, was Napoleon nie geschafft hat – die USA erobern. Mittlerweile kickt Ibrahimovic in Los Angeles.

Während sich Fans und Kritiker bei dem schwedischen Stürmer unentwegt darüber streiten, ob er ein überheblicher Egomane oder ein Schelm voller Selbstironie ist, tritt der wahre Charakter einiger anderer Fußball-Stars ganz eindeutig hervor. Und leider handelt es sich dabei allzu oft um maßlose Egoisten.

Wie etwa bei den beiden ehemaligen Dortmunder Spielern Ousmane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang. Beide erzwangen ihren Wechsel zu anderen Vereinen, obwohl sie vertraglich an Dortmund gebunden waren. Dembélé verweigerte schlicht seine Arbeit. Aubameyang leistete sich vorsätzlich so viele Eskapaden, dass die Dortmunder ihn schließlich loswerden wollten.

Das jüngste Beispiel geballter Charakterstärke unter Fußball-Stars ist Sandro Wagner. Nachdem Bundestrainer Joachim Löw den Bayern-Stürmer in der vorigen Woche nicht für seinen WM-Kader nominierte, erklärte Wagner beleidigt, nie wieder für Deutschland zu spielen. Nach dem Motto, wenn etwas nicht nach meinem Willen läuft, spiele ich nicht mehr mit.

Aber glücklicherweise gibt es auch im heutigen Fußball-Geschäft Ausnahmen. Eine davon heißt Jonas Hector und kommt aus Auersmacher. Der Verteidiger hätte nach der abgelaufenen Bundesliga-Saison zu vielen Top-Clubs wechseln können, die ihm ein fürstliches Gehalt gezahlt hätten. Er entschied sich aber, mit seinem Verein, dem 1. FC Köln, in die 2. Bundesliga zu gehen. Anders als Sandro Wagner steht Hector seit voriger Woche in Löws vorläufigem WM-Aufgebot.

Welches Team in Russland den WM-Titel gewinnt, ist völlig offen. Der Titel des Charakter-Weltmeisters ist hingegen längst vergeben. Er geht an Jonas Hector.

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