Der Nikolaus bringt Augenringe

Völklingen · SZ-Redakteur Fabian Bosse hat einen kleinen Sohn. Und er bedankt sich beim Nikolaus jetzt für etwas, das er eigentlich lieber nicht haben wollte.

Meinung:

Der Nikolaus bringt Augenringe

Wer hat sich eigentlich Nikolaus ausgedacht? Die Kaffee-Industrie? Wenn die nicht, dann aber auf jeden Fall eine Kosmetik-Firma. Jede Wette.

Wer kleine Kinder hat, für den war am Dienstagmorgen schon zu Beginn der Schicht schon Schicht. Der Tag war gelaufen. Hinsetzen, Kopf auf den Schreibtisch. Fertig. Denn so schön der Gedanke von Nikolaus ist, an die Eltern hat dabei keiner gedacht.

Schon die letzten Tage vor dem 6. Dezember gab es kein normales Gespräch mehr: "Wann kommt der Nikolaus?" "Noch zwei Mal schlafen." "Kommt der mit Schlitten?" "Ich glaube ja." "Ohne Schnee?" "Der hat Winterreifen." "Wie kommt der rein zu uns?" "Der hat einen Zauberschlüssel." "So einen wie die Diebe ?" "Nein, die haben Schraubenzieher und Brechstangen." "Kriegen Diebe auch was vom Nikolaus?" "Nein, die holen sich das selbst."

Am Abend vor dem großen Tag - bei uns kommt der Nikolaus immer in der Nacht zum 6. Dezember - ist dann an Einschlafen nicht zu denken. Manche Kinder kriegen sogar Fieber vor Aufregung. Jedes Knacken im Gebälk, jedes Motorgeräusch draußen wird zum erneuten Aufreger. Und fallen die Äuglein endlich zu, dann bleiben sie aber leider nicht lange genug geschlossen.

Eine Kollegin schleppte sich am Dienstagmorgen ins Büro und stöhnte nur: "3.30 Uhr". Mein Sohn kroch kurz vor sechs Uhr in unser Bett. Zwar kuschelte er sich noch ein bisschen ein, aber dann kam auch schon der Killersatz: "Papa, weißt du, ich glaube, der Nikolaus kam mit Esel. Ich habe ein ‚Ihhhhaaaaa' gehört." Eltern wissen, dass eine Einleitung mit "weißt du" das Ende jeglicher Schlafaussichten bedeutet.

Und so bringt der 6. Dezember nicht etwa nur Nüsse und kleine Geschenke, sondern vor allem eines: Augenringe. Vielen Dank dafür, lieber Nikolaus.

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