Der Mann mit dem Museumskoffer

Fenne. Wann wurde der alte Völklinger Bahnhof erbaut? Welche Strecke fuhren die ersten Trollybusse? Warum funktionierte der in Geislautern entwickelte Dampfwagen nicht? Wer Fragen zur Eisen- oder Straßenbahngeschichte hat, ist bei Wolfgang Schöpp (69) an der richtigen Adresse. Seit Jahrzehnten erforscht der Heimatkundler aus Fenne die Entwicklung des regionalen Verkehrs

Fenne. Wann wurde der alte Völklinger Bahnhof erbaut? Welche Strecke fuhren die ersten Trollybusse? Warum funktionierte der in Geislautern entwickelte Dampfwagen nicht? Wer Fragen zur Eisen- oder Straßenbahngeschichte hat, ist bei Wolfgang Schöpp (69) an der richtigen Adresse. Seit Jahrzehnten erforscht der Heimatkundler aus Fenne die Entwicklung des regionalen Verkehrs. Für sein Engagement wurde er jetzt mit der Bürgermedaille der Stadt Völklingen ausgezeichnet (wir berichteten). Bereits als Neunjähriger lauschte Schöpp in der Schule gespannt den Geschichten von Rittern und Römern. Damals begann er, Zeitungsartikel zu sammeln. "Heute sind es über 100 Ordner", berichtet der Experte mit Blick auf das Archiv. Im Laufe der Zeit hat sich sein Haus in ein kleines Museum verwandelt. Fotosammlungen, Uniformen, Eisenbahnmodelle, Haltestellenschilder, Grubenlampen oder Erzeugnisse der Fenner Glashütte erinnern an die regionale Verkehrs- und Industriegeschichte. Deren Entwicklung hat das Mitglied des Heimatkundlichen Vereins Warndt in vielen Büchern, Zeitschriftenbeiträgen und Ausstellungen dokumentiert. Die Vorbereitungen zum nächsten Projekt laufen bereits auf Hochtouren. Im Oktober lässt Schöpp im Neuen Rathaus die hundertjährige Geschichte der Völklinger Verkehrsbetriebe Revue passieren. Zurzeit bringt er eine historische Reklamesäule mit Bahnhofsuhr und Haltestellenschild wieder in Schuss. "Langeweile kommt bei mir nie auf", versichert der Rentner, der sich auch bei der Interessengemeinschaft Warndt- und Rosseltalbahn und beim Verein zur Förderung des Warndt-Tourismus engagiert. Sein Wissen gibt Wolfgang Schöpp immer wieder gerne an den Nachwuchs weiter. Mit seinem großen Museumskoffer besucht er Grundschüler, zeigt ihnen einen Feuerstein, alte Münzen oder eine löchrige Dose, die sich mittels feuchtem Laub und heißer Glut in ein qualmendes "Schlenkerdibbchen" verwandelt. Eine berufliche Karriere bei der Bahn blieb Schöpp allerdings verwehrt. Als Brillenträger durfte er keine Lokomotiven führen. Stattdessen machte der junge Mann eine Klempner- und Installateurausbildung, sein Geld verdiente er anschließend bei der Völklinger Hütte. Die Liebe zu den Schienen hat unter der Enttäuschung aber nie gelitten. "Bei einer Dampflokomotive kann man sehen, wie Kraft entsteht", schwärmt Schöpp und erzählt vom faszinierenden Zusammenspiel von Zylindern, Kolben und Rädern. Seinen Kindheitstraum hat sich der Eisenbahnfan übrigens doch noch erfüllt. Im Jahr 1998 bestand er in Mecklenburg-Vorpommern die Prüfung zum Ehrenlokomotivführer der Schmalspurbahn Bad Doberan.

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