Der Herr des Dampfs

Völklingen · Gut 4000 Menschen arbeiten bei Saarstahl in Völklingen. Was machen sie eigentlich dort? Und was tun sie außerhalb des Werks? Wir stellen einige von ihnen vor. Heute: Sebastian Mlynek, zuständig für die Energiezentrale.

 Technischer Durchblick ist hier nötig: Sebastian Mlynek zeigt die zwei Hauptbrenner der 28 Tonnen schweren Dampfanlage im Völklinger Werk von Saarstahl. Foto:Thomas Seeber

Technischer Durchblick ist hier nötig: Sebastian Mlynek zeigt die zwei Hauptbrenner der 28 Tonnen schweren Dampfanlage im Völklinger Werk von Saarstahl. Foto:Thomas Seeber

Sebastian Mlynek arbeitet seit 14 Jahren bei Saarstahl in Völklingen , seit 2012 in jenem Bereich, der das Werk mit Energie versorgt. Diese Zentrale befindet sich am östlichen Ende der 500 Meter langen Forge, der neuen Schmiede.

Auf dem Weg dorthin ist uns bereits klar, wie das so ist mit der Erzeugung von Energie, wir haben es x-mal bei Star Trek gesehen. Sebastian Mlynek wird uns in der Zentrale, also auf der Brücke, begrüßen und im Kommandier-Sessel Platz nehmen. Im Raum verteilt sitzen seine Mitarbeiter, dabei auch ein auffallend blasser Kollege, der hier vielleicht Data Schmidt heißt. Dann wird Mlynek laut und deutlich "Energie!" sagen, der Blasse wird auf seiner Tastatur zwei Knöpfe drücken, und ab geht die Energie, mit Warp 9 durch die Saarstahl-Rohre.

Gewirr von Rohren

Doch es kommt anders. Sebastian Mlynek öffnet uns die Tür zur Energiezentrale und lässt uns zuerst einmal Zeit, uns an den Anblick zu gewöhnen. Da türmt sich ein Gewirr von Rohren auf, kleine Rohre, dicke, schwarze, gelbe, rote, und sie alle sind scheinbar ineinander verschlungen wie ein Schlangengewimmel. Mlynek steht dabei, schaut uns beim Schauen zu, mit der Gelassenheit, die jeder ausstrahlt, der sein Fach beherrscht. "Was Sie hier sehen", sagt er, "mag verwirrend aussehen, ist aber vergleichbar mit dem Vorgang, den Sie in Gang setzen, wenn Sie zu Hause auf dem Herd einen Topf mit Wasser erhitzen, denn auch wir machen Dampf." Kann es sein, dass dieses Gewimmel von Rohren die Sprechweise der Mitarbeiter beeinflusst, so dass sie sich nur in einem verschlungenen Satzgefüge ausdrücken? Mlynek lacht. "Die Details kommen später", sagt er. "Schon mein Großvater war als Elektriker beim Röchling beschäftigt", berichtet er, "und schon damals hat man Dampf benutzt, um die Walzen anzutreiben."

Sebastian Mlynek begann mit 17 Jahren bei Saarstahl Völklingen seine Ausbildung zum Industriemechaniker, Fachrichtung Betriebstechnik, und arbeitete dann als Anlagen- und Kesselwärter. Ab 2008 absolvierte er berufsbegleitend die vierjährige Weiterbildung zum Maschinenbautechniker. Und seit 2012 ist er in dieser Anlage beruflich zu Hause, der Dampferzeugungsanlage mit einem Team aus 35 Mitarbeitern. Privat zu Hause ist der 31-Jährige mit seiner Frau und der neun Monate alten Tochter Mia im Völklinger Stadtteil Heidstock.

"Diese Dampferzeugungsanlage ist vor zehn Jahren installiert worden, und ihre Funktion ist im Prinzip einfach", sagt Mlynek. Mit Konvertergas, Koksgas und Heizöl wird Wasser erhitzt, und zwar in zwei Brennern, die stündlich je 14 Tonnen Dampf erzeugen können. Dieser Dampf wird verwendet zur Veredelung des Stahls in den Elektroöfen der "alten" Schmiede und als "Fernwärme" zur Heizung von Gebäuden. Der Dampf wird mit einem Druck von 9,5 Bar ins mehrere Kilometer lange Netz geschickt. "Noch ein paar Details gefällig?", fragt Mlynek. Das Wasser ist zwar Trinkwasser, es wird aber so behandelt, dass es "tot" ist, also entgast und entsalzt. Und der erzeugte Dampf wird zusätzlich überhitzt, damit er "trockener" wird.

Ofen-Wärme wird abgesaugt

"Wir verwenden ja alles, was von den Nebenprodukten irgendwie verwendbar ist", sagt Mlynek, "und so wird die Wärme der Schmiedeöfen, also rund 600 Grad, abgesaugt und hier auch zur Erwärmung eingesetzt." Er ist für die Wartung zuständig, auch für die Wartung des neuen Gasometers, für Büroarbeit, Zusammenarbeit mit dem TÜV und externen Firmen.

Und was ist Sebastian Mlyneks Hobby? Hat das auch etwas mit seinem Dampf-Job zu tun? "Indirekt ja", sagt er. "Mein Opa hat mir oft erzählt, dass er als Kind Klicker gespielt hat. Ich spiele Golf - also Klicker mit Stöcken."

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