Der Herr der roten Telefone

Völklingen · Zwischen den Jahren dürfen sich die meisten Menschen in unserer Region gemütlich zurücklehnen. Aber einige müssen arbeiten – oder sie tun das aus freien Stücken. In der Serie „Unterwegs mit . . .“ begleiten wir sie. Heute: Christoph Schaff, Werkschutzmann bei Saarstahl.

 In der Leitstelle des Saarstahl-Sicherheitsdienstes hat Christoph Schaff auch die Weihnachtstage verbracht. Foto: Jenal

In der Leitstelle des Saarstahl-Sicherheitsdienstes hat Christoph Schaff auch die Weihnachtstage verbracht. Foto: Jenal

Foto: Jenal

"Keine besonderen Vorkommnisse!" Diese erfreuliche Mitteilung können Christoph Schaff und seine Kollegen vom Sicherheitsdienst im Völklinger Saarstahl-Werk nach den Feiertagen ihren Vorgesetzten melden. Denn der Werkschutz ist rund um die Uhr aktiv; und der Name Christoph Schaff steht nicht nur für Weihnachten auf dem Dienstplan, sondern auch weiter bis zum 30. Dezember, jeweils in der Frühschicht, von sechs bis 14 Uhr.

Eigentlich ist der 32-Jährige aus Lauterbach immer im Dienst. Im Dienst der Sicherheit: In seiner Freizeit ist sein ständiger Begleiter seit 16 Jahren der Piepser der Völklinger Freiwilligen Feuerwehr. Auf seiner Arbeitsstelle aber konzentriert sich seine Aufmerksamkeit nicht nur auf ein einzelnes Gerät. Beim Betreten der zentralen Leitstelle in der Bismarckstraße bleiben wir überrascht stehen. Dass das Werksgelände nach außen streng abgesichert ist, haben wir zwar bemerkt, als wir in Begleitung mehrere gesicherte Türen passieren mussten. Doch dieser Anblick hier erstaunt uns doch: Im Halbrund stehen neun große Monitore, einige davon mit unterteilter Bildwiedergabe. Davor ein Dutzend Telefone, zwei davon knallrot. Schaff sieht uns an, was wir kalauerisch fragen wollen. "Nein", sagt er lachend, "das sind nicht die heißen Drähte zu Obama und Putin." Weitere Auskünfte gibt es nicht, und der SZ-Fotograf wird auch aufgefordert, keine Details von den Bildschirmen aufzunehmen. "Die Werksgrenzen werden per Video überwacht", erläutert Schaff, "wobei wir die Kameras auch schon mal an andere Stellen versetzen, damit sich kein Ganove auf feste Regeln verlassen kann." Ebenso unregelmäßig wird bei Tag und Nacht Streife gefahren.

Wir sind hier in der Leitstelle des Integrierten Sicherheitsdienstes (ISD), die für Sicherheit und Ordnung sowie für den gesamten Schutz des Unternehmens und seiner Mitarbeiter vor Schäden und Gefahren zuständig ist. Drei Qualifikationen müssen die 45 ISD-Mitarbeiter erworben haben, als Wachschutzfachkraft, Feuerwehrmann und Sanitäter. Schaff, gelernter Rettungsassistent beim DRK, kam vor elf Jahren auf Empfehlung eines Kollegen zu Saarstahl, und er hat den Wechsel nie bereut. "Unsere Arbeit ist nicht nur sehr verantwortungsvoll, weil es dabei um die Sicherheit von Menschen und Material geht, sondern auch sehr vielseitig", sagt er. Will jemand trotz Alkoholverbotes Bier ins Werk schmuggeln? Gibt es irgendwo Stolperfallen? Sind die Rettungswege frei? Sind unbekannte Personen im Werk unterwegs? Ist im Bereich der Labore alles in Ordnung? "Wir sind hauptsächlich mit vorbeugenden Maßnahmen beschäftigt, und wenn kein Notfall passiert, dann haben auch wir unsere Sache gut gemacht."

Gab es an Weihnachten für das achtköpfige Team in der Leitstelle einen Notfall? "Nichts Ernstes, wir mussten nur zwei kleine Schnittverletzungen behandeln", berichtet Schaff. Der Heilige Abend war für ihn eher ein heiliger Nachmittag, denn er musste ja am ersten Weihnachtstag schon kurz nach vier Uhr aufstehen. "Zum Glück haben meine Freundin und ich noch keine Kinder", sagt er, "aber nächstes Jahr, am 15. Mai, werden wir jedenfalls heiraten." Warum genau am 15.? "Na ja, 15. 5. 15 - das kann man sich doch gut merken, falls ich mal später plötzlich nach meinem Hochzeitsdatum gefragt werde."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort