Der Hallenriese ist fast fertig

Völklingen. Den Baufortschritt an der neuen Völklinger Saarstahl-Schmiede sieht man schon von ferne: Die Fassade steht

Völklingen. Den Baufortschritt an der neuen Völklinger Saarstahl-Schmiede sieht man schon von ferne: Die Fassade steht. Und sie, berichtet Martin Baues, der Leiter der Saarstahl-Neubauabteilung, gehört zu den wenigen Elementen der gigantischen Halle, die nicht allein funktional bestimmt sind, sondern auch ästhetisch - "wir haben schließlich einen berühmten Nachbarn", sagt Baues lachend und weist aufs Weltkulturerbe Völklinger Hütte. "Da haben wir uns einen Architekten gegönnt." Die Lösung, die der gefunden hat, erscheint gelungen: Das Hellgrau der Front wirkt licht und leicht; schmale Bänder und Vierecke in Saarstahl-Orange gliedern und beleben die Fläche. Eine Riesenfläche. Denn dahinter erstreckt sich eine Riesenhalle, 530 Meter lang, über 60 Meter breit. Jeder Quadratmeter darin hat im Produktionsablauf seine genaue Bestimmung. Also sind zum Beispiel Fundamente in jedem Teil des Baus verschieden. In der ESU-Halle - das Kürzel steht für Elektro-Schlacken-Umschmelzverfahren - reichen die Betonfundamente 13 Meter tief, berichtet Bauingenieurin Sabine Schmitt, die mit Baues zusammen zwei Jahre lang die Planung vorangetrieben hat. Doch nicht nur die Masse zählt, sagt sie. Es muss Qualitätsbeton sein. Sonst hielte er später, im Betrieb, die dynamischen Belastungen nicht aus. Die Halle wird der Länge nach von einem schmalen Mittelbau geteilt. Der ist noch nicht fertig, noch kann man drüberschauen. Später wird er bis zur Decke reichen. Und aus einer Halle tatsächlich zwei machen. Im hinteren, unbeheizten Bereich werden die Schmiedeöfen glühen. Wird die Presse mit einem Druck von 12 000 Tonnen gigantische stählerne Werkstücke, geführt von gleich zwei Manipulatoren, in Form bringen (die größte Presse der bisherigen Völklinger Schmiede bringt es "nur" auf 8500 Tonnen). Dort stehen auch die Vergüte-Öfen. Der vordere, beheizte Hallenteil hingegen ist der Nachbearbeitung vorbehalten. Wobei auch hier die Dimensionen ganz anders sind als in der alten Schmiede: Die größte neue Drehmaschine schafft bis zu 28 Meter lange Teile. Auch damit, erläutert Baues, sei die neue Völklinger Schmiede keineswegs die weltweit größte. Der Völklinger Ehrgeiz ist ein anderer: "Wir wollen die weltweit beste Schmiede bauen", sagt er. Lächelnd. Trotzdem ernst: Die neue Presse etwa ("klar, es gibt stärkere") könne besonders schnell und präzise arbeiten. Was höchste Ansprüche stelle, quasi Qualitätsrekord. Von den Maschinen ist noch nichts zu sehen. Aber die Räume für sie sind vorbereitet. Der Schacht für die Presse, der Keller - Kathedralenformat - für ihre Hydraulik. Die 20 Meter tiefen Löcher für die Öfen der Vertikal-Vergüterei. Die meterhohen Kanäle für die Stromversorgung. Und Martin Baues, Sabine Schmitt und Hildegard Kurtz - sie ist als Leiterin der Umweltschutzabteilung bei allen Planungen mit im Boot - sind ganz sicher: Am 15. Mai 2010 wird die neue Schmiede wie geplant in Betrieb gehen. < Weiterer Bericht folgt.

Zur PersonHauptverantwortliche für den Bau der neuen Schmiede:Martin Baues, Diplomingenieur der Fachrichtung Elektrotechnik, seit 1992 bei Saarstahl, seit 2001 Leiter der Neubauabteilung, seit 2007 zusätzlich Geschäftsführer der Forge Saar GmbH,Hildegard Kurtz, Diplomingenieurin der Fachrichtung Brennstofftechnik, seit 1990 bei Saarstahl, seit 1996 Leiterin der Abteilung Umweltschutz,Sabine Schmitt, Diplomingenieurin der Fachrichtung Bauwesen, seit 2006 bei Saarstahl in der Neubauabteilung. dd

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