Der große Stress ist raus

Völklingen · 102 Flüchtlinge kamen noch im Februar – Stadt-Mitarbeiter hatten alle Hände voll zu tun, um ihnen Wohnraum zu beschaffen. Inzwischen ist die Zahl der Neuankömmlinge stark gesunken, die Verwaltung hat es leichter.

Nach dem Abkommen der Europäischen Union mit der Türkei ist der Flüchtlingsstrom nach Deutschland abgeebbt. Auch in Völklingen hat sich die Lage entspannt. "Im Moment gibt es keine neuen Zuweisungen", sagt Kurt Kasper, der zuständige Mann in der Stadtverwaltung. Lediglich sechs Asylbewerber aus der Lebacher Landesaufnahmestelle kamen in der ersten Juli-Hälfte nach Völklingen , im Februar waren es noch 102.

Aktuell leben in der Hüttenstadt 615 offiziell zugewiesene Flüchtlinge . Hinzu kommt eine unbekannte Zahl von Familienangehörigen, sowohl aus Krisengebieten als auch aus anderen Städten. "Von ihrer Anwesenheit erfahren wir nur, wenn die Flüchtlinge eine größere Wohnung suchen oder wenn es Probleme mit dem Vermieter gibt", erklärt Fachbereichsleiter Kasper.

Und wo sind die Asylbewerber untergebracht? Die Flüchtlinge leben in 81 Wohnungen der Gemeinnützigen Städtischen Wohnungsgesellschaft (GSW) und der Allgemeinen Baugenossenschaft (ABG) Völklingen 1904. Hinzu kommen 27 private Wohnungen .

Mit den Nachbarn, erklärt Kasper, gebe es keine Probleme. Im Gegenteil: In Lauterbach und Ludweiler habe sich eine ausgeprägte Nachbarschaftshilfe entwickelt. Paten kümmern sich dort um die Hilfesuchenden.

Viele Bürger unterstützen die Verwaltung. Der städtischen Integrationsbeauftragten Gülsah Bora stehen zurzeit 36 aktive ehrenamtliche Helfer zur Verfügung.

Bei Bora laufen die Integrationsfäden zusammen. Sie organisiert Sprachkurse, Begegnungsfeste oder die Schulung der ehrenamtlichen Helfer.

Zwei Verwaltungsmitarbeiter kümmern sich um die Beschaffung und Ausstattung von Wohnungen . Darüber hinaus hat sich die Stadt externe Unterstützung eingekauft. Seit September 2015 gibt es in Völklingen einen Integrationsdienst für Asylbewerber . Eine Mitarbeiterin des Caritasverbandes für Saarbrücken und Umgebung und ein Mitarbeiter des Diakonischen Werkes an der Saar teilen sich die Vollzeitstelle. Die beiden helfen etwa bei der Eröffnung eines Bankkontos, bei der Schulanmeldung oder beim Ausfüllen des Antrags zur Befreiung von den Rundfunkgebühren. Die zunächst auf zwölf Monate befristete Maßnahme wurde um ein Jahr verlängert.

Sollte der Flüchtlingsstrom wieder anschwellen, ist die Verwaltung gerüstet. Mit Hilfe des Flüchtlingswohnraumprogramms sanieren die Gesellschaften GSW und ABG zurzeit weitere Wohnungen ihres Bestandes. Zug um Zug werde man sie Flüchtlingen oder sozial schwachen Bürgern der Stadt anbieten können, erklärt Kasper. Daneben sondiere ein städtischer Mitarbeiter den privaten Wohnungsmarkt. Er habe Kontakt mit einer Reihe von Privatleuten aufgenommen, die bereit seien, im Bedarfsfall zu vermieten.

Um leichter an Wohnraum zu kommen, gab es zum Jahreswechsel eine Änderung. Seit dem 1. Januar tritt die Stadt bei Verträgen mit privaten Wohnungsanbietern grundsätzlich als Mieter auf.

 Sechs von 615 Flüchtlingen, die in Völklingen untergebracht sind: Die Familie Taalo stammt aus dem Norden Syriens. Yaser Taalo (41) kam zunächst – auf verschlungenen Wegen – allein nach Deutschland, anderthalb Jahre ist das her. Seit sieben Monaten leben auch seine Frau Fatema und die Kinder Mohamed, Hanin, Ahmad und Nour (von links) in der Hüttenstadt. Foto: Jenal

Sechs von 615 Flüchtlingen, die in Völklingen untergebracht sind: Die Familie Taalo stammt aus dem Norden Syriens. Yaser Taalo (41) kam zunächst – auf verschlungenen Wegen – allein nach Deutschland, anderthalb Jahre ist das her. Seit sieben Monaten leben auch seine Frau Fatema und die Kinder Mohamed, Hanin, Ahmad und Nour (von links) in der Hüttenstadt. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Auf die Mietverträge, die bis Ende 2015 von privater Seite direkt mit den Flüchtlingen abgeschlossen wurden, hatte dies keine Auswirkung. "Wir haben die Verträge nicht übernommen", erklärt Kasper. Und er betont: "Es gibt keine größeren Schwierigkeiten mehr mit Vermietern."

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