Denkmal-Abenteuer mit Ausblick

Völklingen. Der Stahlblechboden wankt ein bisschen, als sich der tonnenschwere Deckel des Hochofens langsam hebt. Gespannt schauen rund 50 Interessierte, die die vielen Treppen zur Gichtbühne der einstigen Völklinger Hütte hinaufgestiegen sind, auf das, was der rostige Deckel freigibt. Viel ist es nicht

Völklingen. Der Stahlblechboden wankt ein bisschen, als sich der tonnenschwere Deckel des Hochofens langsam hebt. Gespannt schauen rund 50 Interessierte, die die vielen Treppen zur Gichtbühne der einstigen Völklinger Hütte hinaufgestiegen sind, auf das, was der rostige Deckel freigibt. Viel ist es nicht. Nur die riesige Stahlglocke, die die Arbeiter vor dem aus dem Hochofen aufsteigenden, gefährlichen Kohlenmonoxid schützte. Erst als sich diese Glocke senkt, gibt sie am Rand einen Blick in den tiefen Schlund des Hochofens frei. Neben dem tollen Ausblick von der etwa 40 Meter hohen Aussichtsplattform ist dies der Höhepunkt einer spannenden Erlebnisführung. "Die Mühe hat sich gelohnt", meint Albert Keller aus Saarbrücken, während sich der Hochofendeckel schließt. Was den Informatiker besonders beeindruckt: "Dass all die vielen Hängebahnwagen ohne Computertechnik über den Schrägaufzug und das Schienensystem auf der Gichtbühne zur rechten Zeit am richtigen der sechs Hochöfen angekommen sind." So etwas sei heute wohl undenkbar. Auch undenkbar ist heute, dass die Hütte bis in die 1980er Jahre hinein einen Riesenkrach veranstaltet hat. Detlev Thieser sagt das bei einer Kinderführung. Nicht nur, dass man sich dran gewöhnt hatte. "Wenn es sonntags aus irgendwelchen Gründen mal keinen Lärm gab, weil nicht gearbeitet wurde, haben sich viele Leute etwa in Wehrden gefragt: Oh Gott, was ist auf der Hütte passiert?" Schließlich habe damals jeder mindestens einen Bekannten oder Verwandten auf der Hütte gehabt, um den er sich hätte sorgen können. "Wenn viele Leute unten auf der Straße heute vorbeifahren und sagen, sie bewundern den schönen Blick auf die Hochöfen, dann stimmt das nicht", erklärt Thieser außerdem. Denn von den sechs Hochöfen sehe man kaum etwas, die seien hinter den großen Winderhitzern verborgen. Mehr als 2000 Gäste sind am Sonntag ins Weltkulturerbe Völklinger Hütte gekommen, zur Saison-Eröffnung bei freiem Eintritt. Da gibt es auch einige Extras zu sehen und zu hören. Etwa die Gruppe "Kinder der Kohle", die, in Blaumänner gekleidet, mit Holzknüppeln auf Ölfässern trommelt - die Umstehenden spenden dem kunstvollen Radau lebhaften Beifall. Viel filigraner klingt das Schlagen des Hammers auf den Amboss gleich nebenan. Dort steht der sechsjährige Markus auf einer Holzkiste und hämmert auf ein glühendes Stück Eisen ein. Das hat Piero Monti, Azubi der historischen Erlebnisschmiede Mettlach-Tünsdorf, mit dem transportablen Schmiedeofen und dem großen Blasebalg zum Glühen gebracht und zeigt dem Jungen jetzt, wo der Hammer das Eisen treffen muss, damit es zu einem Messer wird. "Den Kindern macht das Schmieden Spaß, das erleben wir überall, wo wir hinkommen", berichtet Chef-Schmied Reinhard Biringer. "Stimmt", bestätigt Markus, der sein inzwischen fertiges Messer stolz den Eltern zeigt. Auch die Erwachsenen kommen auf ihre Kosten. "Hier gibt es ja so viel zu sehen, dieser Besuch hat Lust auf mehr gemacht", sagt Illona Kratz aus Heusweiler. Sie will die Hütte jetzt öfter besuchen und auch Bekannte mitnehmen.

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