Demenz-Patienten stellen Krankenhäuser vor Probleme

Völklingen · Jeder achte Krankenhauspatient leidet an einer Demenzerkrankung. Ein Problem: denn häufig sind die Krankenhäuser nur schlecht auf Demente eingestellt. Auf dem Saarländischen Ethiktag hat man nach Lösungen gesucht.

Das aus der Tabuzone zu Filmhits wie "Honig im Kopf" aufgestiegene Thema Demenz ist Alltagsproblem in den saarländischen Kliniken: Jeder zweite Krankenhauspatient im Land ist heute älter als 60 Jahre, jeder achte davon hat eine Demenzerkrankung. Das stellt Ärzte und Pflegekräfte, Betroffene und Angehörige aber auch andere Patienten immer wieder vor große Herausforderungen. Auf dem 3. Saarländischen Ethiktag in Völklingen suchten Fachleute am Wochenende nach Antworten.

Die ungewohnte Krankenhausumgebung, so zeigt sich, macht Dementen Angst. Sie können nicht verstehen, was mit ihnen passiert. Sie verlieren ihre Eigenverantwortung und andere Menschen müssen Entscheidungen für sie übernehmen. "Jeder Zweite über 60 hat heute eine Patientenverfügung, aber die meisten Patientenverfügungen sind viel zu vage oder liegen nicht vor, wenn wichtige Entscheidungen im Krankenhaus anstehen", berichtet Dr. Ralf Jox vom Münchner Institut für Ethik. Wenn es dann darum geht, ob einem dementen Patienten eine Magensonde oder einen Herzschrittmacher eingesetzt werden soll, entscheiden sich laut Umfragen zwei Drittel der Ärzte dafür, aber zwei Drittel der Angehörigen dagegen.

"Bis zum Jahr 2050 werden sich die Neuerkrankungen an Demenz noch verdoppeln und ich fürchte, dass wir flächenmäßig noch nicht überall darauf vorbereitet sind", beklagt der Präsident der Ärztekammer des Saarlandes, Dr. Josef Mischo über die Versorgung im Land.

Laut Sozialministerin Monika Bachmann (CDU ) wird das 2011 im Saarland gestartete Modellprojekt "Demenz im Krankenhaus", das auf bessere Qualifizierungsmaßnahmen für Ärzte und Pflegekräfte abzielt, inzwischen noch durch ein neues Programm "Demenz im Krankenhaus plus" ergänzt. Es soll den Angehörigen helfen, den dementen Patienten nach der Entlassung so lange wie möglich in der eigenen häuslichen Umgebung zu belassen.

Die ethische Frage, ob ein Dementer das Recht hat, selbst seinem Leben bei Diagnosestellung ein Ende zu setzen, blieb offen. Ethiker Dr. Jox verwies auf das Beispiel des dementen Rhetorikprofessors Walter Jens aus Tübingen, dessen Rufe "Bitte helft mir" von seiner Frau als Bitte für Lebenshilfe und nicht Sterbehilfe interpretiert wurde. Es komme aber immer auf den jeweiligen Einzelfall an.

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