Das Web und seine Schattenseite

Völklingen · Das Internet ist heute allgegenwärtig – und auch die Kriminalität im Netz. Die Polizei in Völklingen hat es meist mit Betrug, Beleidigung oder üblem Nachruf und Datenklau zu tun. Doch die Dunkelziffer ist enorm.

Wir erhalten in Sekundenschnelle Nachrichten aus aller Welt. Wir kaufen von unserem Computer zuhause ein, was immer wir wollen. Wir sprechen per Videokonferenz mit Freunden, die gerade auf einem anderen Kontinent sind. Das ist für uns heute eine Selbstverständlichkeit. Das Internet macht es möglich. Doch wo viele Menschen sind, sind auch viele potenzielle Opfer. Internetkriminalität gehört mittlerweile zum Alltag der Polizei - im Großen wie im Kleinen. "Es ist schwierig, konkrete Zahlen zu nennen, da viele Fälle erst gar nicht gemeldet werden. Die Dunkelziffer in dem Bereich ist sehr hoch", sagt Kriminaloberkommissarin Susanne Hell von der Polizeiinspektion Völklingen .

In der Hüttenstadt haben die Beamten in Sachen Internetkriminalität "mehrere Fälle in der Woche", sagt Hell. Dabei stellt sie drei Schwerpunkte heraus. Der erste ist Internetbetrug. "Zum Beispiel, wenn Leute auf Ebay etwas kaufen, aber die Ware nicht ankommt", erklärt Hell. Das passiere ziemlich häufig.

Der zweite Schwerpunkt liegt bei Beleidigungen oder übler Nachrede. Hier hat sich seit der starken Verbreitung der sozialen Netzwerke wie Facebook einiges getan. "Insbesondere Schüler und Jugendliche fallen dabei auf. Wir nennen das auch ‚seelisches Zugrunderichten'", erläutert die Kriminaloberkommissarin. Zwar können Kommentare und Nachrichten gelöscht werden, aber oftmals werde zu spät reagiert. Und auch wenn Suchplattformen wie Google seit Mai auf Geheiß Einträge herausnehmen müssen, ist der Schaden meist schon angerichtet. Und der Spruch "Das Internet vergisst nie" zähle nach wie vor, glaubt Hell trotz des neuen Gesetzes.

Im Zusammenhang mit den sozialen Netzwerken nennt Hell auch die Verletzung von Urheberrechten. Gerade die jüngeren Nutzer wissen oft nicht, was sie ins Netz stellen dürfen und was nicht. Um für diese Themen zu sensibilisieren, veranstaltet die Polizei auf Anfrage an Schulen Aufklärungskurse.

Der dritte Schwerpunkt ist der Datenklau. Vor allem durch E-Mails, die beim Öffnen des Anhangs einen Virus oder Trojaner auf den Rechner spielen, seien nach wie vor aktuell. "In den Mails wird den Leuten oft Angst gemacht. Der Absender gibt sich zum Beispiel als vermeintlicher Anwalt oder Angestellter eines Inkassobüros aus. Der Text ist aber oft unkonkret und verleitet zum Öffnen des Anhangs", erklärt Hell und ergänzt: "Solche Mails direkt löschen. Wären sie wirklich von einem Anwalt oder einem Inkassobüro, würden sie per Post und nicht im Internet zugesandt."

Das Internet hat die Arbeit der Polizei etwas verändert. "Auch wir müssen mit der Technik gehen und uns dem gesellschaftlichen Wandel anschließen", berichtet Hell. So habe man in Völklingen beispielsweise "Schwerpunktmitarbeiter", die sich um die Fälle von Internetkriminalität kümmern. Eine zentrale Verlagerung, etwa nach Saarbrücken, gibt es nicht. Jede Kriminaldienststelle mache das eigenständig.

Die Aussichten auf Erfolg bei der Aufklärung sei aber gering, gibt Hell zu. "Meist kommen die Angriffe von Rechnern aus dem Ausland, denen man nur schwer nachgehen kann. Und wer sich wirklich damit auskennt, weiß genug Wege, um seine Spuren zu verwischen", verdeutlicht Hell. Das Internet hat eben auch seine Schattenseiten.

polizei-beratung.de

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