Das Wasser muss raus aus der Ortslage

Lauterbach · Hochwasserschutz steht im Blickpunkt bei einer neuen Untersuchung zum Lauterbach. Am Mittwochabend wurde sie im zuständigen Ausschuss des Völklinger Stadtrats vorgestellt. Das Fazit: Der Abfluss des Gewässers muss dringend verbessert werden.

 Der Bach ist eingezwängt in einen viel zu schmalen Schacht – seit die Völklinger CDU-Stadtratsfraktion sich im Jahr 2008 die Brücke über die Spitteler Straße ansah (Bild), hat sich an dieser Engstelle nichts geändert. Archivfoto: Jenal

Der Bach ist eingezwängt in einen viel zu schmalen Schacht – seit die Völklinger CDU-Stadtratsfraktion sich im Jahr 2008 die Brücke über die Spitteler Straße ansah (Bild), hat sich an dieser Engstelle nichts geändert. Archivfoto: Jenal

Die Grafik sieht zum Fürchten aus. Wasser , so weit das Auge reicht - nicht nur in den Lauterbacher Gärten, durch die der Lauterbach mitten hindurchfließt: Vielfach sind die Häuser selbst vom Blau regelrecht umzingelt. An manchen Stellen schwappt das Wasser sogar über die Hauptstraße.

Regelmäßig Wasser im Haus

Dabei ist das, was das Saarbrücker Ingenieurbüro eepi untersucht hat und nun dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt des Völklinger Stadtrats präsentiert, gar nicht mal ein Groß-Naturereignis. Sondern "HQ 5", ein Hochwasser, wie es statistisch alle fünf Jahre eintritt. Schon dabei, das zeigen die Berechnungen, droht vielen Anwohnern Wasser im Haus.

Die Experten - sie hatten bereits 2009 eine große Studie zum Lauterbach erarbeitet - haben sich dieses Mal auf den Hochwasserschutz konzen-triert. Dazu haben sie den etwa drei Kilometer langen Bachlauf in Lauterbach genau unter die Lupe genommen. Erstes Ergebnis: Die Beton-Halbschalen, in denen der Lauterbach geführt wird, sind teils marode, teils abgesackt, der Bach weist stellenweise ein "Gegengefälle" auf - das Wasser fließt rückwärts. Außerdem, das hatte schon die alte Studie herausgestellt, gibt es Engstellen, die den Abfluss bremsen; wenn der Bach mal viel Wasser führt, wird es dahinter aufgestaut. Deshalb war immer wieder darüber diskutiert worden, einzelne Engstellen aufzuweiten, Straßenbrücken etwa. Doch weil Eingriffe andernorts Verschlechterungen bringen könnten, traute sich bisher niemand dran.

Jetzt ist klar: Punktuelles Rumdoktern am Bachlauf nützt wenig. Die Experten haben Vergleichsrechnungen angestellt, Ist-Zustand gegen einen fiktiven Zustand, bei dem Gegengefälle und Nadelöhre beseitigt sind. Die Unterschiede sind minimal; "die Engstellen spielen kaum eine Rolle", sagte eepi-Ingenieur Volker Müller. Fazit: Der Bachquerschnitt ist insgesamt zu klein, um eine fünfjährige Hochwasserwelle schadlos wegzuschaffen. Er müsste überall erweitert werden.

Die Ingenieure haben gerechnet, bis das Computer-Hochwasser im Bachbett blieb. Knapp 49 000 Kubikmeter (Hoch-)Wasser sind alle fünf Jahre zu erwarten. Der Bach kann drei Viertel davon wegschaffen, wenn man das "Gewässerprofil" verbreitert auf vier Meter gleich hinter der Grenze und bis zu sieben Meter im weiteren Verlauf.

Die Bachsohle müsste sowieso repariert werden. Einengende Zäunchen und Brückchen müssten weg - im "öffentlichen" Teil des Bachs, also an Straßen-Durchlässen, aber auch auf Privatgrundstücken. Ein 100-jähriges Hochwasser - "eine Havarie", sagte Müller - wäre so nicht zu bewältigen; aber der Schaden, den es anrichten könnte, bliebe deutlich kleiner als ohne Umbau.

Schutz auch am Unterlauf

Wasser , das der verbreiterte Bach von Lauterbach fernhält, darf nicht einfach weiterfließen; sonst hätten Bach-Anrainer in Ludweiler und Geislautern den Salat. Die Ingenieure schlagen vor, die Aue zwischen Lauterbach und Ludweiler als Rückhalteraum zu nutzen. Das, rechnen sie vor, wäre mit wenig Aufwand zu machen.

Private Flächen sind mitbetroffen, die Bachsanierung wird also eine heikle Aufgabe. Und auch keine billige. Nach grober Schätzung der Ingenieure kostet die Hochwasserschutzmaßnahme im Schnitt 500 Euro pro Bach-Meter, insgesamt 1,5 Millionen Euro.

 Fehlkonstruktion am Spitteler Weg: Über dem viel zu engen eiförmigen Durchlass wurde eine Abfluss-Mulde in die Straße eingebaut. Archivfoto: Jenal

Fehlkonstruktion am Spitteler Weg: Über dem viel zu engen eiförmigen Durchlass wurde eine Abfluss-Mulde in die Straße eingebaut. Archivfoto: Jenal

Zum Thema:

HintergrundWo stünde das Wasser , wenn eine große Hochwasser-Welle käme? Detaillierte saarländische Risiko-Karten zeigen auch den Lauterbach . Man kann dort ablesen, welche Folgen ein 100-Jahre- und ein noch höheres Extremhochwasser hätte - auf die Hausnummer genau. Die Karten sind im Internet zugänglich. dd saarland.de/ministerium_umwelt_verbraucher-schutz.htm

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort