Das „Vorzeigekind“ der Psychiatrie-Reform

Völklingen · Vor 25 Jahren hat die SHG in Völklingen die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik gegründet, die sich seither sehr erfolgreich entwickelt hat. Das wurde am Mittwoch gefeiert.

Mit stimmungsvoller Musik der Band Savoy Truffles, Grill-Spezialitäten und netten Gesprächen wurde am Mittwochnachmittag im Kongresszentrum der Völklinger SHG-Kliniken Jubiläum gefeiert. Vor 25 Jahren ging die Klinik für Psychiatrie , Psychotherapie und Psychosomatik in der Hüttenstadt an den Start. Behandelt werden Menschen in seelischen Nöten, etwa Patienten mit Depressionen, Persönlichkeitsstörungen oder Abhängigkeitserkrankungen.

Verwaltungsdirektor Rudolf Altmeyer überreichte Chefärztin Dr. Claudia Birkenheier einen Blumenstrauß, auch Paul Maurer vom saarländischen Sozialministerium dankte dem Team für seine vorbildliche Arbeit. Die Abteilung, erklärte SHG-Geschäftsführer Alfons Vogtel, habe sich "vom ersten Baby der Psychiatrie-Reform im Saarland" zum "Vorzeigekind" entwickelt.

Es gibt 50 Betten für die stationäre Aufnahme, hinzu kommen 41 Tagesklinikplätze. Pro Jahr werden etwa 2000 Patienten stationär und teilstationär versorgt. "Seelische und körperliche Gesundheit sind immer als Einheit zu sehen", sagte Dr. Birkenheier. Dazu passt, dass es in der Klinik einen Mehrzwecksportraum und ein Schlaflabor gibt. Zum Leistungsspektrum gehören auch individualisierte Psychotherapie , Psychokardiologie und Reittherapie. Begleitetes Wohnen in Familien wird ebenfalls angeboten: Chronisch psychisch Kranke, deren akute Krankheitsphase abgeklungen ist, die aber im Alltag noch Unterstützung und Begleitung benötigen, werden in Gastfamilien vermittelt. Der Erfolg lässt sich messen: Die Zahl der stationären Behandlungstage, erläuterte Birkenheier, sinkt um 87 Prozent.

Die Ärztin lobte den Förderverein Vital (Völklinger Initiative aktives Leben), er organisiert zum Beispiel Ausstellungen. Birkenheier dankte auch allen Kollegen für den Einsatz zum Wohle der Patienten . "Es ist ein außergewöhnliches Team", sagte die Chefärztin. Wunschlos glücklich ist sie allerdings nicht - denn die besonderen Therapieangebote führen zu hoher Nachfrage und Überbelegung. Deshalb ein Anliegen: Sie wünscht sich zusätzliche Betten und Plätze.

Professor Dr. Arno Deister vom Klinikum Itzehoe - er ist auch Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie , Psychotherapie und Nervenheilkunde - warf in seinem Festvortrag einen Blick in die Zukunft der Psychiatrie . Behandlung zuhause statt Behandlung in der Klinik lautet die Devise beim so genannten "Home-Treatment". Deister schaute aber auch zurück. Eine Zahl aus der Vergangenheit lässt erahnen, wie sich die Psychiatrie in Deutschland verändert hat. Im Jahr 1975, erläuterte der Chefarzt, betrug die durchschnittliche stationäre Verweildauer rund 250 Tage. Zum Vergleich: In der Völklinger Klinik bleiben die Patienten heute im Schnitt etwa 14 Tage.

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