Das Schwarzer-Peter-Spiel

Völklingen · Alle schätzen es. Aber wenn es um die Finanzierung geht, schieben sich Heimatkundlicher Verein Warndt, Stadt Völklingen und Regionalverband gegenseitig die Verantwortung zu: Das Ludweiler Glasmuseum ist nach dem Wegfall der Bürgerarbeit in der Krise.

 Behutsam hält Burkhardt Valentin, Ludweiler Museums-Macher, ein gläsernes Exponat in den Händen. Foto: Becker & Bredel

Behutsam hält Burkhardt Valentin, Ludweiler Museums-Macher, ein gläsernes Exponat in den Händen. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Das Glas- und Heimatmuseum Ludweiler hat, wie berichtet, seit Jahresbeginn stark verkürzte Öffnungszeiten. Unfreiwillig: Die Bundes-Förderung für die Bürgerarbeit ist beendet, damit verlor das Museum seinen einzigen hauptamtlichen Mitarbeiter. Michael Jähne, promovierter Kunsthistoriker, hatte sich in den drei Jahren zuvor mit viel Engagement, Geschick und wissenschaftlicher Kompetenz ums gläserne industriekulturelle Erbe gekümmert. Nun liegt die Betreuung allein auf den Schultern von Ehrenamtlichen, wie Burkhardt Valentin, Macher und Motor des Museums, berichtete.

Träger des Museums ist der Heimatkundliche Verein Warndt (HVW). Dessen Vorsitzender Karl Werner Desgranges hatte erklärt, man suche einen neuen Träger, und unter anderem Stadt und Regionalverband als Wunsch-Kandidaten genannt.

Die aber stehen nicht zur Verfügung. Die Stadt Völklingen werde wegen der angespannten Haushaltslage keine Trägerschaft für das Museum übernehmen, teilte die Stadtpressestelle auf SZ-Nachfrage mit. Denn für Unterhaltung und Betrieb eines überregionalen Museums wären "jährlich 150 000 bis 200 000 Euro notwendig". Jedoch würde die Stadt "eine Eingliederung in die Museumslandschaft des Regionalverbandes begrüßen". Wobei die Stadt ein Zukunftskonzept fürs Museum anmahnt. Das sei der HVW, in der Museums-Frage gespalten, bis dato schuldig geblieben. Bei der Stadt wünscht man sich "ein Heimatmuseum mit Schwerpunkt Glas", betrieben vom Verein.

Auch der Regionalverband könne aus finanziellen Gründen keine Museums-Trägerschaft übernehmen, sagt Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD ). "Das tut mir in der Seele weh, weil es ein Kleinod ist", fügt er hinzu. Und lobt Michael Jähne: "Er hat einen Super-Job gemacht." Fürs Ludweiler Glas sei vorrangig eine hauptamtlich tätige Kraft nötig - aber die zu finanzieren, gehöre nun mal nicht zu den (Pflicht-)Aufgaben des Regionalverbandes. Auch der neue Zweckverband zur Entwicklung der Warndt-Region eigne sich nicht als Museumsträger: "Wir haben eine größere Baustelle", nämlich das Karlsbrunner Jagdschloss. Das Ludweiler Museum sei "leider" eine Geldfrage. Und "in erster Linie Völklinger Angelegenheit".

Meinung:

Mit hohem Bruch-Risiko

Von SZ-Redakteurin Doris Döpke

Alle haben gewusst, dass das Wegfallen der Bürgerarbeit die Existenz des Ludweiler Glasmuseums bedrohen würde - der Heimatkundliche Verein Warndt (HVW) als Träger, die Stadt Völklingen , die sich gern mit dem Museum schmückt. Aber niemand hat das Museum rechtzeitig auf solide Beine gestellt. Jetzt, zu spät, sucht HVW-Vorsitzender Karl Werner Desgranges einen neuen Träger. Doch den gibt es nicht, es fehlt am Geld. Es fehlt am Konzept, im HVW ist man uneinig. Und hat auch sonst schlechte Karten: Der Verein hat nicht mal einen kompletten Vorstand. Die Stadt wiederum hat ihre Möglichkeiten als Gebäude-Eigentümerin nicht mal ansatzweise genutzt.

Alle Akteure gaben sich taub und blind - das bedeutet höchstes Bruch-Risiko. Ein Jammer. Das reizvolle Projekt hätte sorgsame Pflege verdient.

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