„Das Programm ist wie ein Sechser im Lotto”

Völklingen · Landeszuschüsse für Flüchtlingswohnungen helfen dabei, Völklingens kommunalen Bau-Bestand in Schuss zu bringen.

"Wir haben es im Griff", sagte Kurt Kasper, der zuständige Fachbereichsleiter im Völklinger Rathaus, jüngst, als die SZ ihn fragte, wie die Stadt Völklingen zurechtkommt mit der Aufgabe, Wohnungen für Flüchtlinge bereitzustellen. Die Stadt kann dabei auf Wohnungen im Besitz ihrer beiden Bau-Gesellschaften zurückgreifen, ABG und GSW (siehe Infokasten). Allerdings nur, weil die im Rekordtempo Wohnraum saniert haben. Wie das geht? Danach haben wir Markus Arend und Manuel Otto im Redaktionsgespräch gefragt. Arend ist bei der ABG geschäftsführender Vorstand, Otto ist Prokurist.

Bei beiden Gesellschaften, berichtet Arend, wohnen viele ältere Mieter. Und die leben meist schon lange in ihren Wohnungen. Weil man Renovierungen aber in der Regel beim Mieterwechsel mache, habe vor allem die GSW das Problem, dass viele ihrer Wohnungen lange nicht saniert wurden. Da zudem viele Menschen mit kleinem Budget in GSW-Wohnungen leben - der Prozentsatz "sozial schwacher" Mieter betrage 60 bis 70 Prozent -, erziele die GSW nur niedrige Mieteinnahmen. "Sie ist in chronischer Geldnot", bringt Arend es auf den Punkt. Die Grund-Sanierung einer 55 bis 60 Quadratmeter großen Wohnung koste leicht 15 000 bis 20 000 Euro; dafür fehle oft das Geld. Die Folge: ein so schlechter Zustand vieler Bauten, dass sie unvermietbar waren - Ende 2014 standen 28,5 Prozent der Wohnungen leer.

Aber just zu diesem Zeitpunkt, als der Zustrom von Flüchtlingen auf dem Höhepunkt war und den Bedarf an bezahlbaren Wohnungen enorm steigerte, legte das Land sein Flüchtlings-Wohnraum-Programm auf. Für die Sanierung kommunaler Wohnungen, die dann Flüchtlingen dienen, gibt es 50 Prozent Zuschuss. Mit der Option, einen Teil der so aufgefrischten Wohnungen auch anderen Bedürftigen zur Verfügung zu stellen. Die beiden Völklinger Gesellschaften haben sich da nicht lange bitten lassen. "Ohne Unterstützung hätten wir keine Wohnung sanieren können", sagt Arend. Mit Unterstützung aber viele: 545 000 Euro hat die ABG für 24 Wohnungen investiert, die Hälfte des Geldes zahlte das Land. 104 Wohnungen stehen auf der GSW-Liste, eine 2,5-Millionen- Euro-Investition. 50 Prozent der Summe kamen aus dem Flüchtlings-Wohnraum-Programm, weitere 25 Prozent gab's als Bedarfszuweisung des Landes. Und inzwischen, sagt Arend nicht ohne Stolz, ist die Leerstandsquote auf 14 Prozent gesunken. "Das Programm war für uns wie ein Sechser im Lotto", sagt Arend: So seien Dinge, die sonst noch zehn, 15 Jahre gedauert hätten, viel rascher ins Rollen gekommen. Jetzt, da der Flüchtlings-Zustrom schwächer geworden ist, auch schon zum Nutzen anderer Mieter: 14 frisch sanierte Wohnungen sind bereits freigegeben zur Belegung durch bedürftige Deutsche - die Wartelisten, die ABG und GSW wegen starker Nachfrage führen (müssen), haben sich verkürzt.

Doch auch Zuschüsse machen längst nicht alles möglich. "Den Bestand können wir nur mittelfristig in Angriff nehmen", sagt Arend, "wir müssen priorisieren." Also schauen, wo Reparaturen entweder besonders schnell zu erledigen oder wo sie besonders dringlich sind. Bei den Hochhäusern in der Kleinen Bergstraße etwa, dort ist die Außenhaut schadhaft. Oder bei den Bauten In der Acht 32 bis 38. Sie sind als einziger Baukomplex komplett im Programm. Sonst, betont Arend, renoviere man lieber einzelne Wohnungen, denn man wolle Flüchtlinge einbinden, wolle kein Ghetto für sie schaffen.

Wobei die ABG nicht nur die Geschäfte der GSW mitbetreut. Sondern auch für den Mieter Stadt die an Flüchtlinge vergebenen Wohnungen verwaltet. Extra-Personal, sagt Arend, habe sich die ABG dafür nicht gegönnt. Aber man sei "an der Kapazitätsgrenze".

Zum Thema:

In Völklingen kümmern sich um städtischen Wohnraum zwei Gesellschaften: die Gemeinnützige Städtische Wohnungsgesellschaft (GSW), inzwischen nicht mehr gemeinnützig, sondern eine Gmbh, und die Allgemeine Baugenossenschaft (ABG), die seit 1983 auch für die GSW die Geschäfte besorgt. Allein die GSW besitzt 80 Häuser mit insgesamt gut 600 Wohnungen. Viele davon sind älteren Baujahrs und sanierungsbedürftig.

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