Das erste Wasser plätschert schon

Völklingen. 2,5 Millionen Liter Wasser flossen kürzlich in ein Becken der Meeresfischzuchtanlage auf dem ehemaligen Kokereigelände. Wolfsbarsch, Dorade und Stör sucht man im kühlen Nass aber vergebens, sie werden sich hier erst ab Mai oder Juni des nächsten Jahres tummeln

Völklingen. 2,5 Millionen Liter Wasser flossen kürzlich in ein Becken der Meeresfischzuchtanlage auf dem ehemaligen Kokereigelände. Wolfsbarsch, Dorade und Stör sucht man im kühlen Nass aber vergebens, sie werden sich hier erst ab Mai oder Juni des nächsten Jahres tummeln. "Grund für die Befüllung ist die Dichtheitsprüfung der Becken und das Anregen der Selbstheilungsprozesses des Betons", erklären die Bauleiter Hansjörg Müller und Peter Schuler am vergangenen Freitag während unseres Baustellenbesuchs in Fürstenhausen. Beim Erhärten des Betons, so die Experten, entstehen Mikrorisse. Das Wasser dringt in die Brüche ein und reagiert mit dem Zement im Beton: Kristalle entstehen und reparieren bis zu 0,2 Millimeter breite Risse. "Was ist so schlimm an einigen klitzekleinen Rissen?", fragt sich der Laie. Der Grund ist das Salzwasser, das später zum Einsatz kommt. Das aggressive Salz könnte sich bis zum Eisen in den Wänden durchfressen und Rostschäden verursachen.Wahrscheinlich ist das nicht, aber theoretisch durchaus möglich. "Wir gehen auf Nummer sicher", sagt Bauleiter Müller. Da es sich um die erste Salzwasseranlage dieser Art im Binnenland handelt, betreten die Experten so manches Neuland. Zum Beispiel mit dem Spezialbeton: Der muss nicht nur salzwasserbeständig, sondern auch lebensmittelverträglich sein. Keinerlei Ausschwemmungen dürfen das Wasser trüben. Und eine spiegelglatte Oberfläche verhindert, dass sich Algen ansiedeln oder Keime bilden - auch deshalb sind Risse im Beton tabu. Am kommenden Samstag rückt die Völklinger Jugendfeuerwehr an und pumpt das Wasser in das nächste Becken. Schritt für Schritt werden so alle vier Zuchtbecken auf ihre Dichtheit überprüft.Während unter Wasser die Chemie wirkt, spucken an Land rund 30 Arbeiter kräftig in die Hände. Sie beschichten den Salzwasservorlagebehälter, montieren Laufplatten oder verfüllen die Gräben mit den Entwässerungsleitungen. Anfang November soll der Rohbau stehen. In der benachbarten Forschungshalle ist die Fassade bereits komplett geschlossen, in dieser Woche beginnt der Innenausbau. Hier wird sich die Firma International Fish Farming Technology (IFFT) gemeinsam mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes unter anderem der Aufzucht von Tigergarnelen widmen. "Wir liegen im Zeitplan", versichern die Bauleiter Müller und Schuler am Rande des gefüllten Beckens. Für den Notfall hängt ein Rettungsring griffbereit. Sicherheit wird an der Baustelle groß geschrieben. Die Hinweise am Eingang sind dann aber doch nicht ernst gemeint: "Springen nur vom Startblock! Springen vom Beckenrand verboten!", ist dort zu lesen.

Auf einen BlickDie Arbeiten an der Fischzuchtanlage begannen Mitte April, am 8. Mai wurde der erste Beton geliefert. Das Investitionsvolumen beträgt rund 13 Millionen Euro. Bauherr und Betreiber ist die Meeresfischzucht Völklingen GmbH. Die Stadtwerke sind über ihre Gewerbeansiedlungsgesellschaft maßgeblich an dem Projekt beteiligt. Die Firma IFFT mit Sitz in Bergisch-Gladbach hält rund zehn Prozent. Bereits in der Anlaufphase sollen etwa 500 Tonnen Edelfische pro Jahr gezüchtet werden. Für Mitte 2011 rechnen die Bauherren mit den ersten Erträgen. Die Produktionsmenge könnte sich in Zukunft auf das Zehnfache erweitern. Durch die modulare Bauweise kann die Anlage schrittweise vergrößert werden. Der Betrieb der Forschungsanlage soll bereits Mitte November beginnen. tan

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort