Das Ende des Völklinger Verkehrsvereins

Völklingen · Die Krise währte schon Jahre: Niemand war bereit, den Vorstand des Völklinger Verkehrsvereins im Amt abzulösen. Am Mittwoch fiel deshalb der Auflösungsbeschluss. Wer künftig den Völklinger Rosenmontagszug organisiert, ist offen.

 Walter Otto. Foto: Becker & Bredel

Walter Otto. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Das Gewicht der Entscheidung, die sie treffen müssen, ist den Anwesenden bewusst. Dem Vorsitzenden bebt die Stimme, als er den abzustimmenden Beschlussvorschlag formuliert. Und niemand mag die Hand heben, um das Vereinsende zu beschließen. Also so rum: "Wer ist dagegen?" Keine Meldung. "Enthaltung?" Auch keine. Einstimmig. Und so steht fest: Die außerordentliche Mitgliederversammlung hat am Mittwochabend das Ende des Völklinger Verkehrsvereins beschlossen.

Über Jahre hatte der Vorstand um seinen Vorsitzenden Walter Otto mehrfach gefordert - und das zum Teil sogar flehentlich -, dass der Verein dringend einen neuen Vorstand brauche. Da sich bis jetzt aber keine Nachfolgemannschaft für die Vereinsspitze gemeldet hat, kommt jetzt das Aus. Schatzmeister Paul Thiel ist krank, der zweite Vorsitzende Markus Otto beruflich stark gefordert - da wurde die Führungsarbeit für den ersten Vorsitzenden Walter Otto zur Ein-Mann-Show.

Wie Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig , gleichzeitig Präsident des Verkehrsvereins, feststellte, sind auch die einst vielfältigen Aufgaben des Vereins auf ein Minimum zusammengeschmolzen. Eigentlich blieb nur noch die Organisation des Rosenmontagsumzuges durch die Innenstadt übrig. Dazu hatte Otto schon vor mehr als einem Jahr händeringend um Unterstützung gebeten und sie in letzter Sekunde auch erhalten. Doch was sich in der Folge des vom Sturm abgeblasenen Umzugs 2016 auf kommunalpolitischer Ebene zugetragen habe, hat Otto verärgert.

Der Ortsrat habe nämlich zunächst gefordert, den Umzug an zum Teil "unmöglichen Terminen" wie dem Ostersamstag nachzuholen. Und habe dann den Zuschuss für den Umzug in Frage gestellt, weil der Zug ja überhaupt nicht stattgefunden hat. "Dabei sind bereits im Vorfeld Kosten von 1300 Euro entstanden", sagt Otto grimmig. Eine letzte Aufarbeitung. Wirt Dieter Baldauf stellt fest: "Wir hatten hier mal Schmatztage und Stadtfest - alles vorbei." OB Lorig vermutet: "Als zu Beginn der 1990er Jahre jeder Stadtteil sein eigenes Fest feiern wollte, hat sich das Ende der Innenstadt-Feste abgezeichnet." Örtliche Vereine seien seither im eigenen Stadtteil gefordert. Dann noch einmal großes Vereinsengagement bei sinkenden Mitglieder- und Helferzahlen für eine große Sause in der Innenstadt? Das wurde mehr und mehr Vereinen zu viel, ein Sterben der Feste auf Raten. Wie jetzt beim Verkehrsverein.

Was aber wird aus dem Rosenmontagszug? Nächste Woche beginnt die närrische Saison, und die Zeit zur Organisation wird knapp. Zumal noch niemand weiß, wer es machen soll. Otto weiß um die Herkulesaufgabe. Schließlich haben die Musikgruppen längst festgelegt, an welchem Umzug sie an welchem der tollen Tage teilnehmen. Denn meist gibt es dafür Honorar, und das ist ein wichtiger Posten im Vereinsetat.

"Es wäre aber vielleicht noch zu schaffen", sagt Otto, bietet sogar Unterstützung an: "Schließlich bin ich seit meinem sechsten Lebensjahr bei den Völklinger Umzügen dabei." Eine Finanzspritze scheint auch machbar. Denn das Vermögen des Verkehrsvereins fällt nach Auflösung der Stadt zu und könnte noch mit dem Vermerk "Für das Brauchtum Fastnacht" zweckgebunden werden, wie Lorig anmerkte. Von etwa 6000 Euro ist die Rede, die aber noch nicht sofort verfügbar seien. Denn die Versammlung kann den Verein nicht auflösen, sondern nur zur Abmeldung beim Amtsgericht anmelden. Dann wird ein Notar mit der Abwicklung betraut. Nach einer Sperrfrist von einem Jahr könnte der Verkehrsverein dann aus dem Vereinsregister verschwinden. Als Liquidatoren bestimmte die Versammlung Walter Otto und Paul Thiel.

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