Das Café als Wohnzimmer

Völklingen. Weihnachten gilt als das Fest der Liebe, der Hoffnung, der sozialen Harmonie. Doch nicht alle Menschen können diese von der Jahreszeit her dunkelsten Tage des Jahres so positiv erleben. Wer alleine ist oder sich alleine fühlt, kann gerade am emotionsbeladenen Heiligabend spüren, wie sich das Alleinsein in krasse Einsamkeit verzerrt

 Sabine Geiter in ihrem Café 8bar am Kolpingplatz. Foto: Jenal

Sabine Geiter in ihrem Café 8bar am Kolpingplatz. Foto: Jenal

Völklingen. Weihnachten gilt als das Fest der Liebe, der Hoffnung, der sozialen Harmonie. Doch nicht alle Menschen können diese von der Jahreszeit her dunkelsten Tage des Jahres so positiv erleben. Wer alleine ist oder sich alleine fühlt, kann gerade am emotionsbeladenen Heiligabend spüren, wie sich das Alleinsein in krasse Einsamkeit verzerrt. Da mag ein gutes Buch helfen, ein interessantes Fernsehprogramm - oder die Gesellschaft angenehmer Menschen in einer freundlich-unaufdringlichen Gaststätte. Zu den wenigen Völklinger Lokalen, die auch Heiligabend geöffnet waren, gehört das Kulturcafé 8bar am Kolpingplatz hinter dem Alten Rathaus. "Nein, mein Café ist nicht etwa eine soziale Einrichtung", wehrt Inhaberin Sabine Geiter lachend ab, "aber an Heiligabend ist die Atmosphäre doch anders als sonst. Dann kommen nämlich auch Besucher, die in das übliche Bild von Familie vor dem Weihnachtsbaum nicht passen können oder nicht passen wollen und dennoch die Anwesenheit anderer Menschen suchen." Sabine Geiter, bis 2007 Wirtin im Café Umwalzer im Völklinger Weltkulturerbe, führt seit zweieinhalb Jahren das komplett renovierte Lokal, und sie hatte immer schon an Heiligabend und Silvester gearbeitet. Tagsüber ist an beiden Tagen von zehn bis 16 Uhr offen, und in dieser Zeit ist die Stimmung ganz anders als abends, viel extrovertierter, munterer, auch lauter, berichtet Geiter. Kommen dabei das Privatleben und das Familiäre an Heiligabend nicht zu kurz? "Nein, nicht für unsere Gäste und nicht für uns, weil wir abends ja erst um 21 Uhr öffnen. Und dann unterbrechen wir nicht die ruhige Atmosphäre des Abends, sondern setzen sie fort. An Heiligabend ist die Gemeinschaft mit den Gästen auch eine Art lockere Familie." In dem kleinen, geschickt ausgeleuchteten Raum mit seinen rund 30 Sitzplätzen kann man sich bei leiser Musik unterhalten oder alleine sein, ohne sich einsam fühlen zu müssen. "Sicher schneit auch mancher Stammgast vom Rommé-Club oder der Theatergruppe, die hier regelmäßig tagen, herein", sagt Sabine Geiter, "und dann sind auch Fremde immer wieder schnell in die Gespräche einbezogen. Hier muss sich keiner ausgeschlossen fühlen." Und wer an Heiligabend nicht reden will, der muss es nicht. Aber - Weihnachten hin, Silvester her - dies muss er doch: Er muss sich in aller Form Bela vorstellen, dem neunjährigen Jack-Russel-Terrier, dem nichts entgeht und der jeden Gast geduldig, aber ausdauernd, auf dessen Streichelkünste hin testet. Und eines der vielen interessanten Details, die hier "be-8bar" sind, wird am Silvesterabend eine große Rolle spielen: Über der Tür ragt eine zierliche Uhr, kaum größer als Urgroßvaters Taschenuhr, in den Raum und verbreitet Ruhe und Gelassenheit. Das Café - ein erweitertes Wohnzimmer? Also doch eine soziale Einrichtung, gerade an Heiligabend und Silvester? "Wer es so empfindet - meinetwegen!", sagt Sabine Geiter lachend, "Hauptsache, jeder Gast fühlt sich hier auf seine Weise wohl." "Hauptsache, jeder Gast fühlt sich auf seine Weise wohl."Sabine Geiter

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort