Wenn der Leser nicht zum Buch kommt, dann muss das Buch halt zum Leser Die vielen Facetten von „Völklingen liest“

Völklingen · Mit einem Großprojekt und zum Beispiel „Lesehaltestellen“ in der Stadt sollen neue Bücher-Freunde gefunden und die Lesekompetenz auch Erwachsener gestärkt werden.

 Die Völklinger VHS-Direktorin Jenny Ungericht (rechts) und Bibliotheksleiterin Bianca Schmitt im Kinderbereich der Stadtbücherei im Alten Rathaus – einer der vielen Orte für das neue Großprojekt „Völklingen liest“.

Die Völklinger VHS-Direktorin Jenny Ungericht (rechts) und Bibliotheksleiterin Bianca Schmitt im Kinderbereich der Stadtbücherei im Alten Rathaus – einer der vielen Orte für das neue Großprojekt „Völklingen liest“.

Foto: Sebastian Feß/Stadt Völklingen

„Völklingen liest“ heißt ein neues, groß angelegtes Projekt, das  gemeinsam von der Stadtbücherei und der städtischen VHS ins Leben gerufen wurde und auch einen wissenschaftlichen Hintergrund hat. Eines der Ziele, erklären VHS-Direktorin Jenny Ungericht und Bibliotheksleiterin Bianca Schmitt, besteht darin, dass man auch Menschen erreicht, die sich sonst nicht so für Bücher und Lesen interessieren. Und da handelt man dann in einem wesentlichen Punkt frei nach dem Motto, wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann muss halt der Berg zum Propheten gehen: Über die ganze Stadt verteilt soll es „Lesehaltestellen“ geben, an denen die Menschen in Büchern schmökern und sie gegebenenfalls auch mitnehmen können.

Den Start machen das Café Ritual, das sich bereits als „Lesecafé“ etabliert hat und Anregung für die Aktion war, zudem das Restaurant Alter Bahnhof. Weitere Interessenten haben sich bereits gemeldet. Letztlich bieten alle Orte, an denen Menschgen warten – wie etwa Friseursalons – die Möglichkeit, eine Lesehaltestelle einzurichten, auch Kitas und Schulen kommen in Frage.

Bei „Völklingen liest“ gehe es um das Fördern von Lesekompetenz und Lesesozialisation.  Daher, so die Sprachwissenschaftlerin, die lange wissenschaftliche Mitarbeiterin auch im Bereich „Deutsch als Zweitsprache“ war, solle es auch Leseaktionen in Fremdsprachen geben – um so dem Erlernen der deutschen Sprache zu dienen. Wie das, wenn es doch zum Beispiel fremdsprachige Lesungen sind? Weil es, so die Völklinger VHS-Leiterin, wissenschaftlich nachgewiesen sei, dass Menschen, die ihre eigene Sprache gut beherrschen, viel besser eine für sie fremde Sprache erlernen: „Wenn man die Muttersprachen-Kompetenz stärkt, wird das schnell auf die deutsche Sprache übertragen.“

„Neben mehrsprachigen Vorlesestunden ist auch eine Lesereihe in ‚einfacher Sprache‘ fest eingeplant“, so Bianca Schmitt.  Vorgesehen ist auch eine „Leseförderung durch Kunst“ in Zusammenarbeit mit Nadja Bender von der Völklinger Kunstschule „PhantaBaki“ („Phantastische Bastelkiste“): Da soll dann erst etwas gelesen, dann das Gelesene in eine Bastelarbeit umgewandelt werden, zum Beispiel in einen  Pappmache-Froschkönig. Bereits jetzt können Leser, welche die Stadtbücherei nutzen, Rezensionen einschicken, von denen eine Auswahl in der Bücherei ausgehängt wird.

Grundsätzlich soll sich „Völklingen liest“ sowohl an Kinder als auch an Erwachsene richten. So wird zum Beispiel gerade der Kinderbereich in der Stadtbibliothek etwas umgestaltet, damit die Kleinen, die noch keine Buchrücken lesen,  die Einbände der Bilderbücher besser erkunden können. Und in den Ferien läuft auch das Projekt „Lena liest“, bei dem eine begeisterte 13-jährige Vorleserin den Kleinen die Welt der Bücher näher bringt. Und für die erwachsenen „Leseprofis“ soll es einen Literaturtreff geben.

Schirmherr für „Völklingen liest“ ist der gebürtige Völklinger Wolfgang Schneider, der den Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie an der Universität Würzburg inne hatte und der, so Jenny Ungericht, „international ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Leseforschung ist“.

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