Da kann man schon mal das Atmen vergessen

Völklingen · Henning Mankell und Bücher? Bekannt. Henning Mankell und Theater? Ja, bevor der schwedische Autor Bücher geschrieben hat, schrieb er Bühnenstücke. Das Laientheater Titania hat nun eines in Völklingen inszeniert.

 Isabel Brück und Defendino Florica mimten einen Nachtclubbesitzer und eine afrikanische Frau bei der Titania-Premiere im Alten Bahnhof. Foto: Jenal

Isabel Brück und Defendino Florica mimten einen Nachtclubbesitzer und eine afrikanische Frau bei der Titania-Premiere im Alten Bahnhof. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Das Völklinger Titania-Theater startete mit einem Schweden-Krimi in die neue Saison. Der Psychothriller "Ein Herbstabend vor der Stille" von Henning Mankell war spannend bis zum letzten Atemzug.

Henning Mankell , den wir vom Sonntagabendprogramm kennen, hat, bevor er als Krimiautor berühmt wurde, Theaterstücke geschrieben und inszeniert. Und die haben es in sich.

Wir befinden uns auf einer einsamen Insel. Ein Leuchtturm wirft sein flackendes Licht in den Salon eines verlassenen Hauses. Eine Börsenmaklerin (Rita Rau) will das Haus ihrer Kindheit verkaufen. Sie hat drei Geschwister, man ist sich nicht einig untereinander. Zwei Millionen soll das Objekt kosten. Nach und nach treffen die Kaufinteressenten mit der Fähre ein. Ein nervöser Nachtclubbesitzer (Defendino Fiorica) und seine afrikanische Frau (Isabel Brück), ein wohlhabender Geschäftsmann (Dieter Hofmann) aus Stockholm mit Gattin (Ingrid Korb) und erwachsener Tochter (Katja Albert), ein gealtertes Fotomodell (Lena Breyer-Hahn). Statt Träumen vom schöner Wohnen bringen sie Traumata mit. Sucht nach Sex, Alkohol, Tabletten, Psychosen, Neurosen, aufgestaute Emotionen, Aggressionen und alte Affären. Jeder ist auf seine Art verkorkst. Die Stimmung ist gereizt. Man giftet sich gegenseitig an, kramt in der Vergangenheit, beäugt sich misstrauisch. Statt Small Talk hagelt es Anklagen, Bezichtigungen, böse Worte. Hie und da gibt es auch heitere Momente. Am Ende des ersten Aktes sind sie alle beisammen. "Es ist, als ob ich eine Horde Geistesgestörter hierhin gebeten hätte", sinniert die Börsenmaklerin. Ein Sturm hält die unfreiwillige Gesellschaft auf der Insel fest. Der Wind bläst aus West und es riecht nach totem Tier. Ratten? Mäuse? Oder verbirgt sich eine Leiche im Gemäuer. Das Haus hat etwas Unheimliches. "Irgendwas in diesem Haus, lässt uns alle streiten", heißt es an einer Stelle und an anderer: "Es muss hier sein in diesem Raum, weil du nicht entkommen kannst, hier und jetzt." Auch die Besitzerin gesteht am Ende des Stücks: "Ich habe Angst vor all den Stimmen in diesem Haus, vor all den Ohren."

Das Licht geht aus, ein Feuerzeug blitzt auf. Der zweite Akt endet mit einem Schrei. Ein Todesschrei? "Nein, der ist nur angekokelt", beruhigt Regisseur Jürgen Reitz. Das Publikum rätselt in der Pause. Wer, ob und ob überhaupt. Im Schlussbild liegt eine Leiche auf dem Parkett. Die näheren Umstände, wer, wen, wieso, weshalb, wollen wir nicht verraten.

Drei Stunden Spannung im alten Völklinger Bahnhof kosten im Vorverkauf bei Ticket Regional 9.50 Euro. An der Abendkasse zehn Euro. Vorstellungen sind am Freitag, 25. September, Freitag, 16. Oktober sowie am 7., 20., 27. und 28. November.

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