Helfer in der Corona-Krise – Die DLRG-Ortsgruppe Völklingen Lebensretter starten im August durch

Völklingen · Sonst ist die DLRG um diese Jahreszeit aktiv in Schwimmbädern und an See-Ufern. Das Virus veränderte das Vereinsleben. Jetzt rückt der Neuanfang näher.

 Tanja Wendt, Roman Sander und Andrea Schuh-Schöneberger engagieren sich in der DLRG-Ortsgruppe Völklingen (von links).

Tanja Wendt, Roman Sander und Andrea Schuh-Schöneberger engagieren sich in der DLRG-Ortsgruppe Völklingen (von links).

Foto: BeckerBredel

Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen. Ich erinnere mich noch gut an diesen Moment, als ich das erste Mal stolz meine Badehose mit dem Seepferdchen-Abzeichen in der Hand hielt. Es kamen weitere Schwimmabzeichen hinzu, und das war jedes Mal ein schönes Erlebnis. Erlernt habe ich das Schwimmen wie unzählige Kinder und Jugendliche in einer der rund 2000 Ortsgruppen der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

Einer dieser Vereine ist die DLRG-Ortsgruppe Völklingen, die seit dem Jahr 1926 besteht. Sie hat aktuell 210 Mitglieder und ist sowohl in der Schwimmausbildung als auch in der Wasserrettung tätig. Zudem nimmt das DLRG-Wettkampfschwimmen einen großen Platz im Vereinsleben ein.

„Die Schwimmkurse sind die Basis und richten sich an Kinder ab sechs Jahren“, sagt die 50-jährige Tanja Wendt. Sie ist seit 2019 die 1. Vorsitzende des Vereins. Gleichzeitig ist sie bei den Anfängerkursen am Beckenrand aktiv und engagiert sich schon seit knapp zehn Jahren in der Ortsgruppe. Die Arbeit in den Anfängerkursen habe sich merklich verändert: „Die motorischen und koordinativen Fähigkeiten der Kinder haben abgenommen.“

Die Nachfrage nach Kursplätzen ist hoch, dennoch haben es die Vereinsmitglieder durch ihren großen Einsatz bis zum Ausbruch der Corona-Krise geschafft, die Wartezeiten vergleichsweise gering zu halten.

Die Ortsgruppe bietet zudem ihren jungen Mitgliedern die Chance, spielerisch das Aufgabengebiet der Wasserwacht kennenzulernen. Im Jugend-Einsatz-Team (JET) werden Kinder schrittweise an die Tätigkeit als Rettungsschwimmer herangeführt. „Das JET ist ein Angebot des Bezirksverbands Saarbrücken und richtet sich an Kinder ab ungefähr acht Jahren“, sagt Andrea Schuh-Schöneberger. Sie ist aus der Völklinger Ortsgruppe in der Leitung des JET dabei. Das jährliche Zeltlager für den DLRG-Nachwuchs musste jedoch Corona-bedingt abgesagt werden. „Das Hand-in-Hand-Zeltlager findet in Kooperation mit dem THW, den Maltesern und der Protection Civile aus Frankreich statt. Es ist schön, wie über die Jahre Freundschaften entstehen“, erzählt die 50-Jährige. In verschiedenen Ortsgruppen ist sie seit 25 Jahren bei der DLRG.

Nach dem JET folgt ab ungefähr 14 Jahren dann die weiterführende Ausbildung in der der Wasserrettung. Die ausgebildeten Rettungsschwimmer der Ortsgruppe übernehmen unter anderem im Freibad Völklingen oder auch am Losheimer See ehrenamtlich Schichten im Wachdienst. Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Einsätze jedoch auf ein Minimum reduziert.

Zudem ist das DLRG-Wettkampfschwimmen fester Bestandteil der DLRG in Völklingen. Die Besonderheit dabei ist, dass sich die Disziplinen am Rettungsschwimmen orientieren und Szenarien aus Rettungseinsätzen simulieren. „Ob jemand das Talent für das Wettkampfschwimmen hat, ergibt sich meist recht schnell nach den Anfängerkursen“, sagt Reiner Frey, der mit seinem Stellvertreter Roman Sander diesen Bereich verantwortet.

Frey ist seit über 40 Jahren dabei, Sander seit fast 25. Der 30-jährige Sander tritt selbst noch bei Wettkämpfen an und war, wie die gesamte Wettkampfgruppe des Vereins, in den vorigen Jahren überaus erfolgreich.

In diesem Jahr fallen in der Corona-Krise jedoch alle Wettkämpfe und das Trainingslager in Spanien aus. „Aus wettkampfsportlicher Sicht wurden alle Highlights abgesagt“, stellt Sander fest. Auch der sonstige Vereinsbetrieb ist seit Mitte März eingestellt. Vor allem die ausgefallenen Schwimmkurse bereiten dem Verein Sorge, da der Bedarf ohnehin schon größer war als das Angebot.

Trotz aller Schwierigkeiten ist der Verein zumindest finanziell bisher gut durch die Krise gekommen. „Wir hatten natürlich Einnahmeausfälle, aber auch gesunkene Ausgaben, daher kamen wir am Ende ungefähr bei null raus“, erklärt der 56-jährige Frey. Hierbei wirke sich positiv aus, dass ausnahmslos alle Ämter im Verein im Ehrenamt ausgeführt werden.

Während der Krise packt die Ortsgruppe mit an, sie beteiligte sich Ende April am Verteilen von Masken. „Die Ruhe während der Corona-Zeit hat am Anfang zwar gutgetan, da wir allesamt ehrenamtlich hier tätig sind und sehr viel Zeit investieren“, sagt Tanja Wendt, „doch danach habe ich das Vereinsleben und die Kinder sehr vermisst.“ Gerade die Arbeit mit den Kindern sei es, die einen in schwierigen Phasen immer wieder motiviere, den Aufwand zu betreiben, fügt Frey hinzu.

Der gesamte Verein fiebert nun der Wiederaufnahme des Betriebs im August entgegen. Die Vorfreude ist bei allen spürbar, auch wenn nur ein deutlich reduziertes Programm möglich ist. So kann der Verein vorerst keine Anfängerkurse anbieten. „Aber wir alle freuen uns, dass es wieder losgeht und wir die Kinder endlich wiedersehen“, ergänzt Tanja Wendt. Denn das Lachen der Kinder sei  immer wieder der größte Lohn für ihre Arbeit.

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