CDU und SPD wollen "Hermann" streichen

Hermann-Röchling-Höhe · Die SPD wollte Röchling ganz verschwinden lassen. Die CDU verschanzte sich bisher hinter der Forderung nach einer Bürgerbefragung. Jetzt soll ein Kompromiss den Streit um den Stadtteilnamen beenden.

Hermann-Röchling-Höhe. Der Völklinger Stadtteil Hermann-Röchling-Höhe (1320 Einwohner) heißt womöglich bereits ab Anfang nächsten Jahres nur noch Röchling-Höhe. CDU- und SPD-Fraktion haben sich auf diese Umbenennung verständigt. Beraten und beschlossen werden könnte schon in einer Stadtratssitzung im Januar. CDU und SPD stellen im Rat 33 von 51 Sitzen, und drei weitere Stimmen von der FDP scheinen bereits sicher. Deren Fraktionsvorsitzende Denise Baldauf bekräftigte gestern, die Liberalen hätten bereits seit April diese Namensänderung gefordert.Die geplante Umbenennung per Stadtratsbeschluss bedeutet für CDU wie SPD ein Abrücken von ihren bisherigen Positionen. Die SPD wollte bisher Röchling ganz aus dem Stadtteilnamen streichen. Die CDU war vehement für eine Bürgerbefragung eingetreten. Die Fraktionschefs Stefan Rabel (CDU) und Erik Kuhn (SPD) erläuterten in einem SZ-Redaktionsgespräch, wie und warum es nun zum Kompromiss gekommen ist.

Die CDU-Position, so Rabel, sei "nicht so festzementiert" gewesen. Letztendlich müsse auch nach einer Bürgerbefragung der Stadtrat entscheiden. Auch innnerhalb der Union erkenne man an Hermann Röchling problematische Seiten. Mit der jetzt gefundenen Lösung biete sich die Möglichkeit, eine Diskussion, die interne Grabenkriege und auch Ansehensverlust für die Stadt mit sich bringe, endlich zu beenden. Eine völlige Streichung von Röchling "wäre, wenn überhaupt, nur mit knapper Mehrheit im Stadtrat möglich gewesen", meinte Erik Kuhn. Nicht alle Röchlings seien mit Hermann gleichzusetzen, "und daher sollten alle mit diesem Namen leben können".

Auch nach der Namensänderung müsse das Wirken der Familie und insbesondere Hermann Röchlings in Völklingen "mit allen Facetten" aufgearbeitet werden, unterstrichen die beiden Fraktionschefs. Als Anlass biete sich hier auch die 2013 bevorstehende 75-Jahr-Feier des Stadtteils an.

Mit der Änderung, erläuterten Rabel und Kuhn, werde "Hermann" aus offiziellen Schriftstücken und auch vom Ortsschild verschwinden. Es sei aber nichts dagegen einzuwenden, wenn Einwohner im Sprachgebrauch weiterhin einen alten Namen ("dazu zählt neben Hermann-Röchling- auch Bouser Höhe") verwendeten. Die Änderung bedeute auch nicht, dass der Sportverein nicht seine alten Trikots auftragen dürfe. Rabel: "Wir sind keine Sprachpolizei."

> Seite C 2: Weiterer Bericht.

Meinung

Überfällige Entscheidung

Von SZ-RedakteurinDoris Döpke

Höchste Zeit, dass der Streit um den Stadtteilnamen "Hermann-Röchling-Höhe" endet. Höchste Zeit, dass sich die Mitglieder des Völklinger Stadtrates darauf besinnen, dass sie und niemand sonst verantwortlich sind für die Namens-Entscheidung. Juristisch. Und vor allem politisch - als gewählte Bürgervertreter geben sie vor, welches Bild ihre Stadt nach innen und außen bietet, welche Personen es repräsentieren. Um diese Verantwortung haben sie sich mit ihrem Geeiere um eine Bürgerbefragung viel zu lange zu drücken versucht.

Vor allem die CDU. Historiker haben nachgewiesen, dass Röchling - glühender Nazi und bereitwilliger Helfer Hitlers - zu Recht als Kriegsverbrecher verurteilt wurde. Doch Völklingens CDU ist der Auseinandersetzung mit harten historischen Fakten aus dem Weg gegangen. Stattdessen hat sie, pflaumenweich, über vermeintlichen Bürgerwillen psalmodiert. Überzeugend wirkt ihre Wende zum Namens-Kompromiss nicht.

Die Fraktionschefs Stefan Rabel (CDU, links) und Erik Kuhn (SPD, Bildmitte) beim Redaktionsgespräch in Völklingen, rechts am Tisch SZ-Redakteurin Doris Döpke. Foto: Becker & Bredel

Die Fraktionschefs Stefan Rabel (CDU, links) und Erik Kuhn (SPD, Bildmitte) beim Redaktionsgespräch in Völklingen, rechts am Tisch SZ-Redakteurin Doris Döpke. Foto: Becker & Bredel

Doch sei es drum: Mit diesem Kompromiss lässt sich in Völklingen leben. Für die Umbenennung der "Hermann-Röchling-Höhe" ist es allerhöchste Zeit. Für eine - öffentliche! - Aufarbeitung der Stadtgeschichte auch.

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