CDU für Schluss der Debatte

Hermann-Röchling-Höhe. "Der Streit um den Namen geht den Bürgern langsam auf die Nerven", sagen Birgit Becker (55) und Hermann Chandoni (71). "Sie leben nämlich schon seit Jahrzehnten zufrieden und glücklich auf der Hermann-Röchling-Höhe

Hermann-Röchling-Höhe. "Der Streit um den Namen geht den Bürgern langsam auf die Nerven", sagen Birgit Becker (55) und Hermann Chandoni (71). "Sie leben nämlich schon seit Jahrzehnten zufrieden und glücklich auf der Hermann-Röchling-Höhe." Becker und Chandoni vertreten im SZ-Redaktionsgespräch den CDU-Ortsverband in dem Völklinger Stadtteil, der kürzlich bei einer Mitgliederversammlung einstimmig beschlossen hat, dass der gegenwärtige Name beibehalten werden soll. Und zudem auch seinen Vorsitzenden Klaus Lorig einstimmig für die Wiederwahl zum Oberbürgermeister nominiert hat.Lorig war schon 1987 ganz vorne mit dabei, als der Völklinger Stadtteil sein 50-jähriges Bestehen feierte. "Das war ein wunderschönes Fest mit einem großen Umzug aller Vereine", erinnern sich Becker und Chandoni. Und Geschichts- und Englischlehrer Lorig verantwortete die 64-seitige Festschrift, die gleich auf Seite drei mit einem großen Foto von Hermann Röchling aufwartete. "Die Sorge um mein Vaterland hat mir immer höher gestanden als meine persönlichen Sorgen", lautete das darunter stehende Zitat, das der Kommerzienrat vor dem Rastatter Tribunal gesagt haben soll.Dieses Tribunal hatte Hermann Röchling 1949 als Kriegsverbrecher zu zehn Jahren Haft verurteilt - der Umstand, den die Kritiker jetzt als Hauptpunkt aufgreifen, um eine Rückbenennung des Stadtteils in "Bouser Höhe" zu fordern. So, wie er bis 1956 hieß. Dieses Trio rund um Günther Danninger (83, parteilos) hatte kürzlich eine Flugblatt-Umfrage veranstaltet. Wobei sich bei rund acht Prozent Rücklauf 26 Teilnehmer für "Bouser Höhe", 29 für den gegenwärtigen Namen aussprachen. In dem Stadtteil leben rund 1400 Einwohner.Becker und Chandoni widersprechen der Auffassung der Namens-Kritiker, dass sich aus dieser Umfrage ein Handlungsauftrag für den Stadtrat ergebe. Die Umfrage sei in nicht nachvollziehbarer Form durchgeführt worden, und zudem habe sie nur eine verschwindend geringe Resonanz ergeben. Hunderte von ihnen persönlich im Stadtteil geführte Gespräche bestätigten, dass die Anwohner gar nichts von einer Änderung hielten. Chandoni: "Einige sind zuerst von einem verfrühten Aprilscherz ausgegangen."Führende Völklinger Kommunalpolitiker haben bereits geäußert, dass sie bereit seien, sich dem Ergebnis einer offiziellen Einwohnerbefragung anzuschließen. Über die Durchführung müsste der Stadtrat beschließen, doch bisher hat niemand einen entsprechenden Antrag gestellt. Und Birgit Becker bezweifelt überhaupt den Sinn: "So etwas verursacht erhebliche Kosten, und am Ende kommt doch das heraus, wie es jetzt ist." Chandoni: "Wir sollten das nur machen, wenn es sonst überhaupt keine Ruhe mehr gibt."Bezeichnend sei aber, dass die Initiatoren offenbar gar keine Einwohnerbefragung wollten. Sie versuchten, ihre Meinung den Bürgern überzustülpen und sozusagen ein "moralisches Alleinvertretungsrecht" für sich in Anspruch zu nehmen, so Becker und Chandoni. Und bedenklich sei, dass jetzt offenbar auch Straßennamen im Stadtgebiet (wie Paul-von-Lettow-Vorbeck-Straße) angegangen werden sollten. > Seite C 3: Weiterer Bericht.

HintergrundAm 13. August 1956 hatte der Völklinger Stadtrat die Umbenennung der damaligen Bouser Höhe in Hermann-Röchling-Höhe beschlossen. Laut Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Stadtteils verlief die Abstimmung in zwei Schritten. Zunächst ging es darum, ob die Bouser Höhe überhaupt umbenannt werden soll. Das Ergebnis lautete 29 Ja- bei zwei Nein-Stimmen. Dann standen die Namen "Röchlinghöhe" und "Hermann-Röchling-Höhe" zur Debatte. Die Variante mit "Hermann" setzte sich mit 23 zu acht Stimmen durch. er

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