Bürger heißen Klepperkinder willkommen

Völklingen · In Völklingen und im Warndt freut man sich über den Besuch, auch wenn er laut ist. In der Osternacht erklingen dann die Glocken wieder.

Mit einem Schwung gleitet das Garagentor hinauf. "Ich muss doch mol gugge, wer doo so e Pallaver macht", poltert der Hausbewohner, den das Tor offenbart. Doch das herzhafte Lachen beweist, dass sich Günter Lehnhof, der Toröffner, keineswegs über den lautstarken Besuch ärgert. Die Klepperkinder der Gemeinde St. Michael sind nämlich sehr willkommen.

Erika Lehnhof hat den Besuch der jungen Leute sehnsüchtig erwartet. "Ich warte ja schon die ganze Zeit auf Euch", ruft sie den Kindern zu, kaum, dass sie in Hörweite sind. Schon seit vielen Minuten habe sie das Kleppern vernommen. Da haben die Jungs und Mädchen die Instrumente gerade auf dem Kirchengelände ausprobiert. Dafür hat sie die Gartenarbeit gerne unterbrochen: "Das ist ein schöner Brauch, den man unbedingt beibehalten muss."

Und so kommt es zum Brauch: Die Glocken schweigen zum Ende des Kirchenjahres. Nach dem Credo am Gründonnerstag ist von ihnen kein Ton mehr zu hören. Kein Läuten zu den Gebetszeiten an den Kartagen, morgens mittags und abends. Kein Geläut vor den Gottesdiensten und noch nicht ein Glockenklang während der Messen. Also sind Kinder und Jugendliche gefragt, die in dieser Zeit mit Knarren und anderen hölzernen Lärmgeräten durch die Straßen ihrer Gemeinden ziehen, um die Glocken zu ersetzen. Zehn sind es in St. Michael, die sich am Karfreitagmorgen mit ihren Betreuern in zwei Doppelgruppen auf den Weg machen. Das Kleppern ist hier mehr als symbolischer Akt zu sehen, weiß Margit Friedrich, die Klepperaktion und Sternsingeraktion in St. Michael koordiniert. À propos Sternsinger: "Nehmt noch ein paar Aufkleber mit, falls jemand den Haussegen noch nicht hat." "20*C+M+B*17, Christus mansionem benedicat, Christus segne das Haus" im laufenden Jahr auf Nachbestellung.

Zurück zum Kleppern, das in St. Michael symbolisch stattfindet, weil es weder die Bet- noch die Eucharistie-Glocke ersetzt. Sonst hätten die jungen Leute ja mehrfach ausrücken müssen. Jeweils um sechs Uhr morgens und abends, dazu noch zum Mittag an den beiden Kartagen. Leonie, Davide, Dominik, Tobias und Mathias decken mit den Betreuerinnen Sandra Schmitt und Margit Friedrich nach ihrem Abstecher ins Kirschenwäldchen die Kühlweinstraße ab. Sie sind mit Spendenbüchse und Taschen unterwegs.

Vorrangig sammeln sie Ostereier. Was in den Spendenbüchsen landet, fließt in die Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde. Nur wenige Türen bleiben der Truppe verschlossen.

Hinter denen, die sich öffnen, grüßen freundliche Bewohner. "Hier wohnen viele ehemalige Messdiener, die inzwischen selbst schon Kinder haben", weiß Friedrich. Oft klingelt es in der Spendenbüchse, meist raschelt es sogar. Bunte Eier legen sie vorsichtig in die Taschen der Klepperer, manche Spender reichen sogar ganze Kartons. Allerhand kommt da rüber. Betreuerin Friedrich erinnert sich an noch bessere Zeiten: "Früher war es sogar so viel, dass wir die Eier beim Ostergottesdienst verkauft haben und wir zum Kleppern immer einen Bollerwagen mitnehmen mussten."

"Es heißt, die Glocken wurden nach Rom geschickt und erst zur Ostermesse kommen sie zurück", so erzählt man sich. Gekleppert wurde auch in weiteren Gemeinden der Gemeinschaft St. Eligius: St. Konrad Röchlinghöhe und St. Paulus Heidstock, Christkönig Luisenthal und Schmerzhafte Mutter Fürstenhausen. Das war auch in den Stadtteilen Ludweiler, Geislautern und Lauterbach der Fall ebenso wie in Großrosseln, Emmersweiler, Naßweiler, Dorf im Warndt und Karlsbrunn. In der Osternacht endet dann das Schweigen der Glocken, die dann lautstark die Auferstehung des Heilands feiern.

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