Bloß keine Rinnen mehr im Haus

Völklingen · Vor zehn Jahren zeigten sich die ersten Schäden am Beton der Völklinger City-Tiefgarage. Zwei der vier Ebenen, die jüngeren, müssen saniert werden – Schadstellen wurden mit Wasser herausgeschossen.

. Gerade die gut gemeinten Sachen gehen oft daneben, das kennt man aus allen Lebensbereichen. Auch beim Bau der Völklinger Tiefgarage in den 1970er Jahren war das wohl so, jedenfalls möchten die Sachwalter von heute ihren Vorgängern in Behörden und Baufirmen keine unlautere Absicht unterstellen. Dass das unterirdische Bauwerk in diesem Jahr betonsaniert werden muss, geht nach Worten von Stephan Michely, Leiter der technischen Abteilung im Rathaus der Mittelstadt, und von Architekt Axel Lauer auf die Verwendung von falschem Material beim Bau zurück. Michely spricht von "Rinnen aus Faserbeton in Baumarktqualität".

Wie Michely bei einem Baustellenrundgang erläutert, habe man beim Bau der ersten beiden Parkebenen (heute tragen sie die Ziffern 2 und 4) Einlaufschächte ("Punkteinläufe") gesetzt. In die lief das Wasser , das von den Autos tropfte, so sie denn nass oder verschneit waren. Diese Ebenen machen dem Vernehmen nach bis heute keine Probleme. Beim weiteren Bauabschnitt von 1978, als die heutigen, nun sanierungsbedürftigen Ebenen 1 und 3 entstanden, sei man von diesem Prinzip abgekommen und habe das Wasser in Betonrinnen aufgefangen, eben um es noch schneller abzuleiten. Eigentlich eine gute Idee. Diese Rinnen seien aber nicht dicht gewesen. Die Folgen dieser mangelnden Dichtigkeit hätten die Verantwortlichen von damals wohl nicht erkannt: Über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte breitete sich salzhaltiges Wasser (von den Schneefrachten im Winter) in die Decken aus, Chlorid fraß den Beton. Gleich mehrere Betonfelder mussten nun komplett entfernt werden. Um Staub und Lärm zu vermeiden - oben drüber liegen Banken und Geschäfte, Praxen und Wohnungen - , geschah dies mit einem Wasserhochdruck-Roboter, der den Beton mit 2500 Atü wegschoss. Die Stahlarmierung (die noch verwendbar bleibt) wird noch einmal verwendet.

Architekt und Bauleiter Lauer erzählt, dass die beauftragte Firma GBS aus Homburg mit diesem Gerät auch an der Fechinger Talbrücke im Einsatz war, um die Fahrbahn von Gewicht zu erleichtern. Alles laufe wie vorgesehen, technisch und vom Zeitplan her: Die meisten herausgenommenen Deckenstücke seien wieder durch neue ersetzt.

Auf Ebene 1 wurden übrigens auch die Borde beziehungsweise Gehwege entfernt. Das erlaubt künftig größere Parkbuchten, aus drei Parkflächen sollen zwei werden. Mit 280 000 Euro ist die Betonsanierung nach Schilderung von Michely nicht einmal der teuerste Posten. 310 000 Euro sollen Dichtungen, Beschichtungen und Anstriche kosten, 150 000 Euro die Technik, vom Licht bis zur Sprinkleranlage. Im Oktober soll alles fertig sein. Wie immer: Theoretisch könnte alles schneller gehen, doch "wegen der niedrigen Decken kann man nicht mit großem Gerät arbeiten", so Michely.

Rinnen kommen übrigens nicht mehr ins Haus, und seien sie noch so gut. Die Bauherren greifen wieder auf die guten alten Punkteinläufe zurück.

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