Kolumne Bitte mehr Sonnentage!

Erwiesen ist: Schönes Wetter hebt die Stimmung, macht Menschen heiter, gelassen, freundlich. Noch nicht erwiesen ist, dass Sonne auch auf die Stadtentwicklung und auf Dinge wirkt. Aber es gibt starke Indizien dafür.

Kolumne: Bitte mehr Sonnentage!
Foto: SZ/Robby Lorenz

Freitagvormittag, Bismarckstraße. Auf der linken Spur geht es nicht voran. Denn ein Stück weiter vorne steht ein Lastwagen mit französischer Aufschrift quer.  Ganz langsam und vorsichtig schiebt er sich rückwärts aus der Poststraße, entgegen der Einbahn-Richtung. Hat sich der Fahrer verfranzt? Nein, er hat was Spezielles vor. In aller Gemütsruhe wendet er mitten auf der Straße, was bei einem Lkw natürlich mehrere Anläufe braucht. Es dauert, der Stau wird länger. Dann fährt der Lkw-Mann retour in die Poststraße – dieses Mal rückwärts. Was wiederum dauert, der Chauffeur muss seinen Lkw an korrekt und unkorrekt geparkten Autos vorbeikurven, behutsame Millimeterarbeit. Schließlich steht er vor dem Imbiss, den er offenbar mit Fleisch beliefern will. Zieht ein paar Meter vor – nun, endlich, ist er aus dem Weg, der Rest-Verkehr kann wieder rollen.

Warum ich das erzähle? Weil während des wirklich sehr langen Wartens niemand auf die Hupe gedrückt, niemand schimpfend das Autofenster heruntergekurbelt hat. Ging einfach nicht an diesem hellen, strahlenden April-Sommertag.

Ähnliches ist mir mehrfach begegnet in dieser Woche. Sonnenschein und blauer Himmel machen gelassen und heiter – das scheint auf viele Zeitgenossen zuzutreffen. Sonnenschein und blauer Himmel wecken womöglich auch den Wunsch, ungemütliche Orte in freundlichere zu verwandeln. Jedenfalls ist, zeitgleich mit dem Sonnenschein, die Abrissbaustelle auf dem Ex-Kaufhof-Areal Areal aus wochenlanger Starre erwacht. Die Baumaschinen sind von ihrer Parkposition am Bauzaun umgezogen mitten aufs Gelände, bereit, sich den verbliebenen Schuttbergen zu widmen. Es bewegt sich was. Gut so!

Und noch eine Anmerkung zum Sonnenschein. Der hebt erstens das menschliche Befinden. Zweitens macht er denen, die unter freiem Himmel arbeiten, ganz praktisch Wege frei. Damit sorgt er, drittens, für Qualität und Tempo, denn heiteren, gelassenen Menschen geht das Schaffen besser und schneller von der Hand als  missgestimmten. Viertens, so bin ich neuerdings geneigt zu glauben, wirkt er sogar unmittelbar auf Dinge – belebend, bewegend. Wochenlang hat der Riesen-Rollladen vorm häuslichen Wohnzimmerfenster geklemmt, der Handwerkertermin war schon vereinbart. Doch jetzt,ohne menschliches Zutun, läuft das Ding wieder, als sei nie was gewesen. Der Sonnenschein hat’s geschafft – was sonst?

Bitte mehr Sonnentage! Besonders für Völklingen: Bewegung, Belebung, das braucht die Stadt unbedingt.

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