Bis die Anhänger fliegen

Fürstenhausen · Die Zufahrt zur städtischen Kompostieranlage in Fürstenhausen führt über einen geteerten Weg, den zum Ärger von Anwohnern einige Zeitgenossen viel zu schnell hinter sich bringen wollen. Jetzt denkt die Stadt über eine Lösung nach.

 Auf der Straße zur Kompostieranlage fühlen sich die Anwohner Manfred Blaes, Günter Claus, Josef Schydlo, Gisbert und Elisabeth Kipper (von links) beim Spazierengehen wegen Rasern nicht mehr wohl. Foto: Jenal

Auf der Straße zur Kompostieranlage fühlen sich die Anwohner Manfred Blaes, Günter Claus, Josef Schydlo, Gisbert und Elisabeth Kipper (von links) beim Spazierengehen wegen Rasern nicht mehr wohl. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Gisbert Kipper ging gerade spazieren, als ihn plötzlich etwas am Ellbogen traf. "Das hat so weh getan, dass ich kein Auto, kein Kennzeichen und gar nichts mehr gesehen habe." Ein Außenspiegel hatte ihn getroffen, der Fahrer ist einfach davon gefahren.

Es ist nur ein Fall von vielen, die den Anwohnern der Straße Am Hasseleich in Fürstenhausen ordentlich stinken. Ihre Straße führt aus dem Dorf hinaus bis zur Kompostieranlage der Stadt Völklingen, die zu deren Öffnungszeiten mittwochs, 12 bis 15.30 Uhr, freitags, 8 bis 15.30 Uhr, und samstags, 8 bis 13.30 Uhr, von etlichen Hobbygärtnern und anderen Bürgern angefahren wird. Bis zu einer Schranke gilt Tempo 30, danach erlaubt ein Verkehrschild nur noch zehn Kilometer pro Stunde (kmh). Die Schranke ist im Winter bis 15.30, im Sommer bis 18 Uhr geöffnet.

Manche Autofahrer rasen

Doch das Schild mit den zehn Kilometern pro Stunde ist nicht mehr als Makulatur. "Manche der Anlagenbesucher rasen hier so schnell durch, dass ihnen sogar die Anhänger in die Luft springen", erzählt Gisbert Kipper. Das ist schon allein deswegen nicht unbedenklich, da an der Straße Schule, Kindergarten und Spielplatz liegen. Jenseits der Schranke kommt noch hinzu, dass es hier sehr eng wird. Fußgänger und Autos müssen sich den 4,50 Meter breiten geteerten Weg teilen. Daneben gibt es nur einen 80 Zentimeter tiefen Graben und einen Acker. Kipper hat eine mögliche Konsequenz an seinem Ellbogen schon spüren müssen. Wenn ihm dann noch ein breiter, an einen Geländewagen erinnernder SUV entgegengerast kommt, fühlt er sich regelrecht bedroht.

Hin und wieder hält er Autofahrer an und spricht ihnen gut zu. "Bei manchen hilft's", sagt er. Da das aber nicht die Lösung sein kann, hat er vor gut einem Jahr eine Liste mit den Unterschriften der Anwohner an Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) geschickt. Mit dem Ergebnis, dass die Ortspolizeibehörde einmal zum Blitzen ansetzte. Allerdings mit ernüchterndem Ergebnis: "Die Messung hat keine besonders hohen Geschwindigkeiten ergeben", teilt Jürgen Manz, persönlicher Referent von OB Lorig, auf Anfrage der SZ mit.

Blitzer von weitem zu erkennen

Das hatte sich Kipper vorher schon gedacht, standen die Beamten doch diesseits der Schranke und seiner Meinung nach an der falschen Stelle. Sie seien von "den Rasern schon früh gut zu erkennen gewesen", auf weite Sicht. In einem zweiten Anlauf wendete sich Kipper an die Polizei , aber auch das habe nicht viel Veränderung gebracht. Von Anzeigen sieht er ganz ab, da dann meistens Aussage gegen Aussage stehe.

Darin sieht auch die Stadt "wegen mangelnder Beweiskraft" wenig Sinn. Ihr ist die Situation Am Hasseleich bekannt, wie Jürgen Manz in seiner Stellungnahme schreibt. Dennoch hält die Verwaltung weitere Geschwindigkeitsmessungen, wie die Anwohner sie sich wünschen, für überflüssig. Erstens sei das außerhalb der Ortslage, also jenseits der Schranke, nicht erlaubt. Zweitens würde das der Erfahrung nach wenig Aufschluss bringen. Auch Blumenkübel als Hindernisse seien "unzulässig", "die positive Wirkung von Bodenschwellen" werde "überschätzt".

Für Gisbert Kipper und die übrigen Anwohner gibt es aber dennoch guten Grund zur Hoffnung. Nach Aussage von Manz prüft die Stadt zur Zeit die Möglichkeit, eine alternative Zufahrt zur Kompostierungsanlage von der L 163 aus zu realisieren, quasi von der anderen Seite. Die Hobbygärtner würden nicht mehr den Weg durch Fürstenhausen suchen. Damit wäre Gisbert Kipper mehr als zufrieden: "Das wäre natürlich das Optimale."

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