Neue Ausstellung im Weltkulturerbe Bilderreise durch den Riesen aus der Eisen-Zeit

Völklingen · Weltkulturerbe zeigt Fotos, die der kürzlich verstorbene Fotograf Franz Mörscher in der Völklinger Hütte machte.

 Der Fotograf setzte einen Arbeiterspind in der Gebläsehalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte in Szene, als sei der Besitzer in der Nähe und kehre jeden Moment zurück.

Der Fotograf setzte einen Arbeiterspind in der Gebläsehalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte in Szene, als sei der Besitzer in der Nähe und kehre jeden Moment zurück.

Das Weltkulturerbe gedenkt des am 14. Juli verstorbenen Künstlers Franz Mörscher mit einer Ausstellung seiner stilprägenden Bilder aus der Völklinger Hütte. Die 36 Fotografien sind seit Samstag, 21. Juli, in der Verdichterhalle zu sehen. Mörscher fotografierte die Hütte in den Jahren 1999 und 2000, 13 Jahre nach Stilllegung des Eisenwerks und fünf Jahre nach dessen Ernennung zum Weltkulturerbe. „Franz Mörscher hat in seinen Bildern der Völklinger Hütte in einzigartiger Weise den Übergang vom stillgelegten Eisenwerk zum Unesco-Weltkulturerbe dokumentiert und dargestellt. Bis heute ist die künstlerische Qualität und Aussagekraft dieser Bilder herausragend“, sagt Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes.

Mörscher wurde 1931 im Hunsrück geboren. Er studierte an der Schule für Kunst und Handwerk bei Professor Boris Kleint und machte erste Gehversuche im Umkreis von Otto Steinert, des Altmeisters und Erfinders der „subjektiven Fotografie“. 1984 und 1985 fotografierte er das Neunkircher Eisenwerk vor und während des Abrisses.

 Als Giganten im Ruhezustand sind die Winderhitzer und Gasreiniger in der Anlage zu bestaunen.

Als Giganten im Ruhezustand sind die Winderhitzer und Gasreiniger in der Anlage zu bestaunen.

 Auf diesem Bild ist etwa anderthalb Jahrzehnte nach der Stilllegung der Völklinger Hütte die Gichtbühne mit Winderhitzern und Gasrohren zu sehen.

Auf diesem Bild ist etwa anderthalb Jahrzehnte nach der Stilllegung der Völklinger Hütte die Gichtbühne mit Winderhitzern und Gasrohren zu sehen.

 So hielt Franz Mörscher die riesigen Gebläsemaschinen in der Gebläsehalle des Weltkulturerbes fest.

So hielt Franz Mörscher die riesigen Gebläsemaschinen in der Gebläsehalle des Weltkulturerbes fest.

Foto: Weltkulturerbe Völklinger Hütte / Franz Mörscher/Franz Mörscher
 Die Völklinger Hütte bot Franz Mörscher viele Motive.

Die Völklinger Hütte bot Franz Mörscher viele Motive.

Foto: Christoph Schreiner

Von Mörscher stammt folgende Betrachtung zur Völklinger Hütte: „Die älteren Bewohner des Saarlandes, Lothringens, Luxemburgs und des Ruhrgebiets sind an den Anblick toter Eisenhütten und Stahlwerke im Land gewöhnt...Sie sind auch daran gewöhnt, dass einige von ihnen in einem natürlichen Kreislauf den noch lebenden Stahlwerken als Nahrung dienen. War oder ist die eigene materielle Existenz davon nicht berührt, so bleibt dies alles sehr abstrakt und fern. Die Menschen verharren auch bei einer Annäherung eher gelassen in der Betrachtung dessen, was vor ihnen erscheint. Denn es ist immer eine Annäherung an weit verstreute Teile, die, ohne erkennbaren organisch technischen Zusammenhang zum Ganzen, in den Himmel ragen. Die Völklinger Hütte ist allerdings ganz anders. Sie drängt jedem Betrachter, der einst nicht Teil ihrer Funktion war, durch die Schönheit ihrer Erscheinung und die Ambivalenz ihrer Gestalt, eine ganz eigene, einmalige, neue, erregende Erfahrung auf, der sich niemand entziehen kann. Am wenigsten kann dies ein bildender Künstler, wenn er auch die Fotografie als Ausdrucksmittel benutzt. Weltkulturerbe Völklinger Hütte: Bringt diese nicht Gefühl und Verstand eines jeden empfindsamen Betrachters in Vibration? Das historische und technische Wissen über ihr Entstehen, ihre Weiterentwicklung, ihre Funktion und ihr Funktionieren bis zum Ende 1986 sind heute am Ort bewahrt und dargestellt. Die Übersetzung der Schönheit ihrer Erscheinung, ihrer Gestaltgröße, allein aus der Wahrnehmung in der Gegenwart – in kunstvolle, fotografische Bilder – ist ein ganz anderer Sachverhalt. Er hat eigene, schwierige Gesetze, sehr schwierige, wenn viele sensible Betrachter der Eisenhütte ihre Erlebnisse dort später im kunstvollen Bilderwerk einer Ausstellung wiederfinden sollen.“

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