Besuch im Büro der neuen Rathauschefin Kunst, klare Linien – und kein Hagebuttentee

Völklingen · Seit 1. Juni ist Christiane Blatt (SPD) Chefin im Völklinger Rathaus. Die SZ wollte wissen: Wie hat sich die Ludweilerin in ihrer neuen Wirkungsstätte eingerichtet, was blieb, was ist neu? Ein Besuch im Büro der neuen Oberbürgermeisterin.

 Völklingens Oberbürgermeisterin Christiane Blatt am Schreibtisch in ihrem Büro. Den, wie auch das sonstige Mobiliar, hatte schon Vorgänger Klaus Lorig. Neu im Raum ist unter anderem das großformatige Bild „Brücke in Wehrden“ des „Hüttenmalers“ Eberhard Gnahs, auf das sie täglich blickt.

Völklingens Oberbürgermeisterin Christiane Blatt am Schreibtisch in ihrem Büro. Den, wie auch das sonstige Mobiliar, hatte schon Vorgänger Klaus Lorig. Neu im Raum ist unter anderem das großformatige Bild „Brücke in Wehrden“ des „Hüttenmalers“ Eberhard Gnahs, auf das sie täglich blickt.

Foto: BeckerBredel

Wenn man Oberbürgermeisterin einer Stadt mit knapp 40 000 Einwohnern wird, dann ist naturgemäß die Einrichtung des Büros nicht das zentrale Thema. So dauerte es denn auch ein bisschen, bis der etwa 30 Quadratmeter große Raum im ersten Stock des Völklinger Rathauses, vormals Reich von Ex-Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU), die Handschrift der neuen Rathauschefin trug.

„In den ersten vier Wochen ging es Schlag auf Schlag“, blickt Völklingens Oberbürgermeisterin Christiane Blatt zurück. Sie berichtet von Arbeitstagen, die um 8 Uhr, teils schon um 6 Uhr beginnen – letzteres, weil sie ihre Mitarbeiter begrüßen will, auch die, die früh „ausschwärmen“ („sie sollen mich nicht nur aus der Zeitung kennen“). Ende ist zuweilen erst um 20 Uhr, mit Abendterminen noch später. Das erzählt sie gut gelaunt, von Müdigkeit ist bei der SPD-Politikerin nichts zu spüren.

Seit 1. Juni ist die 52-Jährige im Amt – und so auch oft und viel in ihrem neuen Büro. Das, klimatisiert, gewährt hinter weißen Lamellenvorhängen den Blick auf den Rathausplatz. Mittlerweile hat sie sich hier eingerichtet, nebenher, erzählt Blatt beim Besuch der SZ: „Es ist aber noch nicht abgeschlossen.“ Fürs Erste reiche es. Im Fokus, sagt sie, ständen jetzt die Fragen der Stadt.

Vieles sei auch gar nicht verändert worden. Das buchefarbene Mobiliar wie der mächtige Schreibtisch oder die Einbauschränke stammen ihrem Pressesprecher Uwe Grieger zufolge noch vom Vorgänger, die schwarzen Lederstühle wurden unter Hans Netzer angeschafft. „Nichts auszusetzen“ hatte Blatt daran, der Schreibtisch sei in Ordnung, die Möbel „stimmig“. Und: „Es wurde noch nicht mal gestrichen.“

Aber es gibt auch Neuerungen. Wo einst eine große Pflanze positioniert war, stehen nun zwei dekorative Säulen in Beton-Optik, aus den Edelstahlkugeln darauf lugen Zimmerpflanzen. Solche Säulen, im örtlichen Fachhandel erworben, habe sie auch zuhause, sagt Blatt. Erd- und Grautöne, klare Linien, das sei ihr Stil. Im Büro wie auch in den eigenen vier Wänden.

Sehr ordentlich sieht’s überall aus. Darauf angesprochen, wirkt Blatt überrascht – und sagt dann lachend: „Naja, ich habe einen sehr ordentlichen Mann, das prägt.“ Und schiebt ernster hinterher: „Strukturieren hilft.“ Lesebrille, I-Pad („mein Kalender“), Handy, (wenige) Unterlagenstapel und ein lieb gewonnener gestreifter Kugelschreiber, silbern glänzende Bürohelferlein, alles liegt parat. Zu ihrer Linken fällt eine bauchige Edelstahlkanne mit passendem Teeglas ins Auge, gefüllt mit Pfefferminztee. Zwei sehr wichtige Utensilien im Büro, sagt Blatt. „Tee ist mein Getränk.“ Was sie mag? „Alles außer Hagebutte.“

Familienfotos, private Bilder sucht der neugierige Besucher vergebens: „Das möchte ich nicht“, sagt die Rathauschefin. Dafür gibt’s anderes zu sehen. Zwei abstrakte, in Rot gehaltene Bilder, die zu Zeiten des Vorgängers hingen, sind weg. Blatt hat zwei Werke des „Hüttenmalers“ Eberhard Gnahs (1937-2005) aufgehängt. Sie stammen aus dem Fundus der Volkshochschule, die über eine Sammlung seiner Bilder verfügt. Täglich schaut sie auf das 1,70 auf 1,70 Meter große Werk „Brücke in Wehrden“: „Ich bin richtig glücklich mit dem Bild.“ Sie strahlt. Hinter ihr hängt ein weiteres, titelloses Kunstwerk von Gnahs. Sie sei „ein großer Fan seiner Bilder“, erklärt die Rathauschefin mit Nachdruck. Privat besitze sie einige Werke. Und freue sich schon sehr, am 10. August die Gnahs-Ausstellung „In Memoriam“ im Alten Rathaus zu eröffnen.

Auch andernorts wird die Kunstaffinität der Ludweilerin (die auch Vorsitzende des Vereins Kulturgut ist) sichtbar. Neben dem Konferenztisch steht auf einem Podest der 55 auf 13,5 Zentimeter große hölzerne Druckstock „Im Morgenlicht“ des in Völklingen sehr aktiven Künstlers Horst Reinsdorf. Außerdem sitzt auf ihrem Schreibtisch, neben einer weißen Orchidee („ein Geschenk meines Büros“) eine kleine Frauenfigur – kreiert von der Völklinger Bildhauerin Inge Andler-Laurenz.

Auch das war ein Geschenk, nämlich von ihrer Fraktion zur Amtseinführung, „über das ich mich wirklich gefreut habe“. Noch ein anderes Objekt auf dem Büroschrank fällt direkt ins Auge: Zwei dunkle Kugelhälften, die von einer Art überdimensionalem Spieß zusammengehalten werden: „Das ist Ton, kombiniert mit Schrott“, sagt Blatt – eine eigene Arbeit.

Nicht nur im Büro, sondern auch davor hat sich sichtbar etwa verändert: Die „Ahnengalerie“ mit den Porträts aller Oberbürgermeister und Bürgermeister ist verschwunden. Die habe nicht gepasst und ihr nicht gefallen, begründet die neue Chefin den Schritt.

Beim SZ-Besuch im Rathaus steht im benachbarten Büro ihrer Sekretärin Nadine Schnubel schon der künftige Wandschmuck zum Aufhängen bereit: Es sind großformatige Bilder des Heusweiler Künstlers Nikola Dimitrov, entstanden beim Projekt „Völklinger Plätze Kunst“. Die machen sich sich in den Augen der Kunstfreundin und Oberbürgermeisterin dort viel besser.

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