Schweinepest ist noch nicht da, aber ... Bei Wildschwein-Kontakt droht eine Seuche

regionalverband · Angst vor Afrikanischer Schweinepest geht um. Aber in unserer Region ist das Virus bisher noch nicht aufgetaucht, sagt Kreisjägermeister Heiner Kausch. Hiesige Wildschweine können aber die Pseudowut übertragen, was ein tödliches Risiko für Hunde und Katzen birgt.

 Milde Winter, reichlich Nahrung: Die Wildschwein-Population im Regionalverband ist wieder stark gewachsen.

Milde Winter, reichlich Nahrung: Die Wildschwein-Population im Regionalverband ist wieder stark gewachsen.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Nach Alarmmeldungen über die Afrikanische Schweinepest werden Wildschweine mit noch gemischteren Gefühlen als bisher betrachtet. Zumal, wenn sie  verstärkt in Wohnlagen vordringen. Verwüstungen durch Wildschweine sind in Geislautern im Raum Hammerstraße, Forsthausstraße und Warndtgymnasium gemeldet worden. Eine Leserin machte in Fenne einen besonders kritisch anmutenden Fund. Ihr Hund stieß in einem schwer zugänglichen Bereich am Bahndamm vor rund drei Wochen auf ein totes Wildschwein. Die Frau meldete den Fund nach eigenen Angaben zwei Mal hintereinander bei der Polizei. Aber das das tote Tier, offenbar durch die Kälte konserviert, war auch am vorigen Freitag noch an Ort und Stelle zu finden, wie ein von der Leserin übermitteltes Foto dokumentiert.

In Völklingen wohnt ein Experte, Kreisjägermeister Heiner Kausch. Als solcher ist er für den gesamten Regionalverband zuständig. Kausch reagiert prompt auf die Einladung zu einem SZ-Redaktiongespräch. Wir zeigen ihm das Foto aus Fenne. So weit Kausch den Fall anhand des Bildes beurteilen kann, war das rund 80 Kilo schwere Tier gesundheitlich in gutem Zustand. Der Schweiß (sprich die Blutspur) am Rüssel deute darauf hin, dass das Tier durch einen Unfall zu Tode gekommen sei.

Doch abgesehen davon, dass ein Kadaver in der Landschaft ein Ärgernis darstellt, ist der Fund auch sonst problematisch. Wildschweine, sagt Kausch, können nämlich den Erreger der Pseudowut, das Aujeszky-Virus, in sich tragen. Ihnen selbst macht das kaum was aus, aber der Kontakt mit ihrem Sekret („auch mit Kot“) gilt als hoch ansteckend für Haustiere wie Hunde und Katzen. Die Erkrankung, unter anderem daran zu erkennen, „dass die Tiere sich blutig kratzen“ , verläuft binnen weniger Tage tödlich. Und eine Impfung gibt es nicht. Für Menschen stellt besagtes Virus laut Kausch aber keine Gefahr dar, und Wildschweinfleisch könne nach wie vor ohne Bedenken verzehrt werden.

Nach einer Untersuchung im benachbarten Luxemburg tragen dort um die neun Prozent der Wildschweine das Virus in sich. Speziell die Jäger sind inzwischen sehr vorsichtig. Jagdhunde wie Kauschs treuer Begleiter, der Westfalen-Terrier Ludwig (5), müssen dennoch bei der Nachsuche dicht an die Tiere ran. Aus Rheinland-Pfalz sind bereits Todesfälle bei Jagdhunden gemeldet worden, während das Saarland bisher verschont blieb. Ansonsten empfiehlt Kausch Hundefreunden, ihr Tier an der Leine oder zumindest dicht bei sich zu führen und auch Wühlstellen von Wildschweinen zu meiden.

Wenn Wildschweine wieder verstärkt in Wohngegenden vordringen, hängt dies laut Kausch damit zusammen, „dass sie Hunger haben und sich dort sicher fühlen“. Sicher deshalb, weil in so genannten befriedeten Gebieten nur mit Ausnahmegenehmigungen und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen geschossen werden darf. Nach mehreren guten Wintern mit reichlicher Eichelmast hat der Bestand wieder stark zugenommen. Das zeigt sich auch an den Abschusszahlen: Die Jäger im Regionalverband haben im laufenden Jagdjahr (ab 1. April 2017 bis heute) bereits 601 Sauen geschossen. Dabei ist der Saarforst-Bereich mit Warndt und Saarkohlewald noch gar nicht erfasst. In Normaljahren erlegen Kausch und seine Mitjäger nur um die 300 Tiere.

Wildschweinplage? „Wir tun, was wir können“, versichert Kausch auch im Namen seiner Kolliginnen und Kollegen. Treib- und Drückjagden, wie häufig gefordert, hätten nur einen begrenzten Effekt. Zunächst sei einmal ein Riesen-Aufwand bis hin zu Straßensperrungen nötig: „Und am Ende betrauern dann um die 20 Jäger fünf, sechs tote Schweine.“ Wildschwein-Fallen kommen für Kausch überhaupt nicht in Frage, weil sie aus seiner Sicht Tierquälerei darstellen.

 Zu Gast in der SZ-Redaktion: Kreisjägermeister Heiner Kausch mit seinem Jagdhund Ludwig.

Zu Gast in der SZ-Redaktion: Kreisjägermeister Heiner Kausch mit seinem Jagdhund Ludwig.

Foto: BeckerBredel

Bleibt die Frage, was an Selbstschutz möglich ist. Erste Empfehlung ist ein massiver Zaun. Und wenn die Schweine schon mal im Garten sind, empfiehlt Kausch, „das Licht anzuschalten und Lärm zu machen. Dann verziehen die sich von selbst“. Ansonsten gelte für Begegnungen mit Wildschweinen: „Sie sind im Prinzip Fluchttiere. Sie greifen nur an, wenn sie verletzt sind oder sich in die Enge getrieben fühlen.“ Auch Füchse zieht es in die Zivilisation. Kausch empfiehlt, den so genannten Stadtfüchsen mit Gelassenheit zu begegnen. Auch wenn sie möglicherweise den Fuchsbandwurm in sich tragen. Kausch rät, Obst und Gemüse vor Verzehr gut zu waschen und Fuchskot vorsichtig zu entsorgen. Neben Handschuhen sei hier auch Atemschutz („die Eier können durch die Luft fliegen“) zu empfehlen.

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