Behörden nehmen Waffenbesitzer ins Visier

Völklingen. Ein Prozess bringt die Erinnerung an 16 Tote zurück: die Erinnerung an Winnenden und die Waffe, die der Todesschütze einfach von zuhause mitnehmen konnte. Mit ihr erschoss er 15 Menschen, ehe er sich selbst das Leben nahm. Der Vater des Todesschützen wird beschuldigt, Waffe und Munition nicht weggesperrt zu haben. Nach dem Blutbad verschärfte der Bund das Waffengesetz

 Wer seine Waffen nicht richtig aufbewahrt, muss noch Hand anlegen. Sonst drohen Strafen. Foto: Hiegel

Wer seine Waffen nicht richtig aufbewahrt, muss noch Hand anlegen. Sonst drohen Strafen. Foto: Hiegel

Völklingen. Ein Prozess bringt die Erinnerung an 16 Tote zurück: die Erinnerung an Winnenden und die Waffe, die der Todesschütze einfach von zuhause mitnehmen konnte. Mit ihr erschoss er 15 Menschen, ehe er sich selbst das Leben nahm. Der Vater des Todesschützen wird beschuldigt, Waffe und Munition nicht weggesperrt zu haben.Nach dem Blutbad verschärfte der Bund das Waffengesetz. Es sieht strengere Aufbewahrungsregeln vor. Und verdachtsunabhängige Kontrollen, ob die Waffenbesitzer sich an diese Regeln halten. Jetzt bereiten sich die Behörden auf diese Kontrollen vor. Bei der Stadt Völklingen haben 720 Männer und Frauen 3212 Waffen gemeldet. Eine Mitarbeiterin ist in Teilzeit mit der Sachbearbeitung Waffenbehörde befasst. Sie bekommt allerdings vorübergehend personelle Unterstützung mit Blick auf das gestiegene Aufgabenvolumen der Waffenbehörde, teilt Uwe Grieger von der Stadtverwaltung mit.

Die Waffenbesitzer müssen nun nachweisen, dass sie die neuen Bestimmungen befolgen. Viele hätten das schon unaufgefordert getan, so Grieger. Die anderen, 80 Prozent der Registrierten, die bisher noch keinen Nachweis unternommen haben, erinnert die Behörde derzeit per Brief auf ihre Pflicht. Reagieren sie nach wiederholter Aufforderung nicht, zählen sie zu den ersten Kandidaten, die kontrolliert werden. Dies passiert in der Regel unangekündigt. "Die Kontrollen werden immer von zwei städtischen Mitarbeitern durchgeführt", erläutert Grieger. Es findet eine Sichtkontrolle statt, die Mitarbeiter prüfen die Nachweise über den Aufbewahrungsort, den Waffenschrank, und das Ergebnis wird per Protokoll festgehalten. Sträubt sich ein Waffenbesitzer, muss er mit einem Ordnungswidrigkeitsverfahren rechnen. Im Einzelfall kann es auch sein, dass er so seine waffenrechtliche Erlaubnis verliert. "Bei geringen Verstößen wird dem betroffenen Waffenbesitzer die Möglichkeit eingeräumt, die Missstände auszuräumen", sagt Grieger. Seit Einführung der neuen Regeln haben in Völklingen im Übrigen bisher 45 Personen ihre Waffen freiwillig abgegeben.

Im gesamten Regionalverband haben nach Angaben des dortigen Sprechers Stefan Kiefer 6000 Bürger etwa 10 000 Waffen registrieren lassen, meist Schützen, Jäger und Sammler "mit hohem Problembewusstsein". "Der Rücklauf ist gut", sagt Kiefer. Und ergänzt: "Es werden Waffen zurückgegeben, wenn etwa ein neuer Waffenschrank zu teuer würde." Etwa 50 Waffen seien abgeliefert worden. Die Briefaktion läuft nach Kiefers Worten bis Ende des Jahres.

Jürgen Wohlfahrt, Verwaltungsdezernent für Rechts- und Ordnungsangelegenheiten in Saarbrücken, erinnert daran, dass das Hauptproblem nicht die zehn Millionen legalen Waffen in Deutschland seien. "Der Anteil legaler Waffen an der Kriminalität mit Schusswaffen beträgt nur vier Prozent." Der Rest geht demnach aufs Konto der 20 Millionen illegalen Waffen, die es Polizeischätzungen zufolge in Deutschland gibt.

> Interview auf Seite C 3.

"Es werden Waffen zurückgegeben."

Stefan Kiefer, Sprecher des Regionalverbandes

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