Auswanderer geht's gut im neuen Domizil

Völklingen · Wulf Scheffel (73), seit langen Jahren Juwelier und Uhrmacher in Völklingen, ist mit seinem Geschäft aus der Abrisszone rund um den Ex-Kaufhof geflüchtet. Neu eröffnet hat er an der City-Promenade – in einer Gegend, die im Volksmund auch Bermuda-Dreieck heißt.

34 Jahre lang hat Wulf Scheffel (73) in der Karl-Janssen-Straße 4, dem so genannten Weißen Haus, Uhren und Schmuck verkauft. Mitte Februar schloss der Juwelier und Uhrmachermeister das Fachgeschäft. Schon vier Wochen später waren er und seine Frau Christel wieder für ihre Kunden da, seit 13. März präsentieren sie ihre Ware im City-Haus an der Seite City-Promenade.

"Der Umzug hat viel Energie gekostet", erzählt Scheffel in den neuen Verkaufsräumen. Werkzeug, Uhren und Schmuck mussten in die City-Promenade transportiert werden, neues Mobiliar wurde angeschafft, die Wände bekamen einen frischen Anstrich. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. "Die Kunden sind positiv überrascht", berichtet der Geschäftsmann.

Im Eingangsbereich fällt der Blick auf ein großes, extra angefertigtes Glasregal. Auf ihm stehen alte Uhren aus Steingut und Porzellan. Zu Scheffels Sammlung gehören weitere antike französische Kaminuhren. Für sie wird in der ersten Etage noch ein Ausstellungsraum eingerichtet.

"Ich kann nichts Nachteiliges sagen", betont der Juwelier mit Blick auf den neuen Standort. Die Fußgängerzone biete ein schmuckes Umfeld, Autofahrer könnten in der Tiefgarage parken. Die Haupteinkaufsstraßen lägen direkt um die Ecke, Sparkasse und vor allem das neue Ärztehaus brächten Laufkundschaft.

Die Stammkunden kennen den Weg sowieso. Das Ladenlokal, in dem er nun sitzt, war früher eine Filiale des Hauptgeschäftes. Diese hatte Scheffel vor Jahren aus Ärger über Dauerbaustellen an der City-Promenade geschlossen. In der Karl-Janssen-Straße räumte Scheffel das Feld nun wegen des Abrisses der Kaufhof-Ruine und der benachbarten Gebäude. Diese Großbaustelle wollte er sich, seinen Kunden und dem Personal nicht mehr zumuten.

"Es ist auch zu gefährlich", glaubt Scheffel. Er war sich nicht sicher, ob das 1876 aus Bruchsteinen errichtete Haus den Abriss unbeschadet übersteht. In dem Gebäude, im Volksmund Weißes Haus genannt, war Scheffel nur Mieter. Der Eigentümer wollte die Immobilie bisher nicht verkaufen und zum Abriss freigeben.

Dass bei solchen Projekten nicht immer alles glatt läuft, hatte Scheffel bereits 2008 während des Abbruchs des Kaufhof-Querriegels schmerzlich erfahren. Beim Abriss des Nachbarhauses, erinnert er sich, sei ein Teil von dessen Wand in den Hof gefallen. Durch die starken Erschütterungen wurden wertvolle Uhren im Ausstellungsraum beschädigt.

Doch das ist Vergangenheit. Nun schaut Wulf Scheffel positiv in die Zukunft. "So lange ich fit bleibe, mache ich weiter", versichert er. Die Familientradition ist auf jeden Fall gesichert. Sohn Jörg Scheffel betreibt als Goldschmiedemeister ein eigenes Geschäft in der Saarlouiser Innenstadt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort