Große Ausstellung in Völklingen Blinkende Flipper faszinieren bis heute (mit Bildergalerie)

VÖLKLINGEN · Viele Fans, die in den 80er- und 90er-Jahren regelmäßig an den Automaten spielten, hatten viel Spaß in Völklingen.

Ausstellung in Völklingen: Blinkende Flipper faszinieren bis heute
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Ausstellung in Völklingen: Blinkende Flipper faszinieren bis heute

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Foto: BeckerBredel

Zwei Tage lang verwandelte sich die Kulturhalle Wehrden am vergangenen Wochenende in einen großen Spielsalon. Die über 80 Flipper, die der Verein Saarcade präsentierte, veranschaulichten die technische Entwicklung des Spielgeräts von Holzkisten mit mechanischem Zählwerk hin zu Hightech-Geräten mit Plasmabildschirm, Leuchtdioden und Videosequenzen. Während die bunten Motive bei den neueren Geräten mit einer Folie ans Glas geklebt sind, wurden die Farben früher aufwändig von hinten an die Scheiben gedruckt.

Bei unserer Stippvisite am Samstagnachmittag liegt ein Hauch von Nostalgie in der Luft. Das älteste Modell stammt aus der Mitte der 1960er Jahre. Viele Ausstellungsbesucher haben die Blütezeit der Automaten als junge Erwachsene miterlebt. Etwas wehmütig erinnern sie sich an die 1970er und 80er Jahre, als in jeder Kneipe neben der guten alten Musikbox noch ein Flipperautomat zum Entspannen einlud. Rechts und links die Knöpfe fest im Griff, herrschte man über die kleine Welt der Rappelkiste. Hatte der Spieler die Choreographie durchschaut, eröffnete sich ihm eine berauschende Geräusch- und Blinkkulisse: Flipp, Flobb, Flupp – Extraball!!!

Wobei die Maschinen natürlich erst zum Leben erwachen, wenn sie richtig unter Strom stehen. Die Flipperschläger, die die Kugeln im Spiel halten, brauchen die Elektrizität genauso wie die „Target-Bänke“. Dabei handelt es sich um in Reih‘ und Glied stehende Zielscheiben, die darauf warten, abgeschossen zu werden. Auch die so genannten Bumper, oft als Dreiecke angeordnete Pilze, die die Kugeln sekundenlang hin- und her katapultieren, wollen mit Energie versorgt werden. Musikbands und Kinofilme sind beliebte Themen an den Tischen. Ob Buck Rogers, Dirty Harry, Dracula, die Addams Family oder der Terminator – auf der Jagd nach Punkten spielt man die Abenteuer vieler Leinwandhelden nach.

Ein Großteil des Publikums sind Männer mit grauen Schläfen. Viele von ihnen haben die Silberkugel schon lange nicht mehr auf die Reise geschickt, bereits nach wenigen Minuten werden die ersten Schultern gedehnt. Aber auch der Nachwuchs hat seinen Spaß. Ein kleines Mädchen steht auf einem Plastikhocker – mit seiner Hilfe reichen die kurzen Armen bis zu den Knöpfen. Ein junger Mann favorisiert die Geräte aus den 1990er Jahren. „Man lernt schnell dazu“, stellt er nach einigen Runden fest. Bei den neueren Modellen ist neben Geschick auch taktisches Denken gefragt. Beim „Ultraman“, Baujahr 2022, müssten sicher viele Euro-Münzen eingeworfen werden, bis alle Tricks und Kniffe des Spiels durchschaut sind. Da passt es prima, dass die Pinball-Freunde nur am Eingang zur Kasse gebeten werden, in der gut besuchten Ausstellung sind alle Geräte auf Freispiel eingestellt.

„Man muss eine Strategie entwickeln, um viele Punkte zu bekommen“, erklärt Patric Hilgert (54) mit Blick auf die verschiedenen Spielebenen des Ultraman. Der Experte aus Losheim, der Flipper sammelt und restauriert, kann auch die Abkürzung hinter dem Namen erklären: „LE“ steht für „Limited Edition“. Von dem Modell wurde also nur eine begrenzte Anzahl produziert. Das erklärt den stolzen Preis von 12–750 Euro. Wer sich mehrere Flipper anschafft, braucht neben dem nötigen Kleingeld vor allem viel Platz.

„Ich habe schon zehn Jahre kein Flipper mehr gespielt“, erzählt Fabian Stutz (61). „Es war richtig gut“. Jetzt stärkt sich der Lisdorfer mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen. Er kündigt an: „Morgen komme ich wieder.“ Petra Ulrich (63) erinnern die Geräte an ihre Jugend: „Wir haben immer paarweise gespielt.“ Mit der großen Clique ging‘s in die Wirtschaft zum Flippern. „Sonst gab es ja auch nicht viel“, sagt die Besucherin aus Nohfelden. Ein anderer Freund der bunten Geräte erzählt von seiner Gymnasialzeit in den 1980er Jahren. Während der Freistunden entspannte er in der Kneipe am Automaten. Manchmal blieb sein Platz auch im Klasse leer. Statt mit der toten Sprache Latein beschäftigte er sich lieber mit den quicklebendigen Bällen. Ein Flipper-Fan aus Saarbrücken lernte seine Freundin beim Spielen kennen. Mittlerweile sind die beiden über 30 Jahre verheiratet. Ähnliche Geschichten können die meisten Besucher der Ausstellung erzählen - und fast immer sind es positive Erinnerungen, die sich mit dem Spiel verbinden.

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