„Weißes Haus“ soll fallen Ausnahme-Regelung beim Preis fürs „Weiße Haus“

Völklingen · Stadt Völklingen kauft Bau in der Karl-Janssen-Straße und will ihn rasch abreißen.

 Hans-Werner Westermann vor seinem Haus am Areal des ehemaligen Kaufhofs –  direkt nebenan arbeiten die Abrissbagger.

Hans-Werner Westermann vor seinem Haus am Areal des ehemaligen Kaufhofs –  direkt nebenan arbeiten die Abrissbagger.

Foto: BeckerBredel

Acht Jahre lang war es eine Hängepartie. Jetzt ist sie beendet: Die Stadt Völklingen wird das Haus Karl-Janssen-Straße 4, in unmittelbarer Nähe des Ex-Kaufhof-Areals, von seinem Eigentümer Hans-Werner Westermann erwerben. Sie will es abreißen, noch in diesem Jahr – der Neugestaltung der Stadtmitte zuliebe: Auf der Fläche soll ein Neubau des Unternehmens Modepark Röther entstehen und gegenüber dem Alten Rathaus ein neuer städtischer Platz.

Rückblende: 2009 hatte  Norbert Herrmann, damals Chef der norddeutschen GWB Immobilien AG, vom Völklinger Stadtrat den Zuschlag bekommen dafür, auf dem Areal des ehemaligen Kaufhof-Baus ein groß dimensioniertes City-Center zu errichten. Die Fläche, die die Stadt besaß, reichte nicht für die ehrgeizigen Pläne; Herrmann suchte auch Nachbar-Grundstücke zu erwerben. Die Verhandlungen mit deren privaten Eigentümern liefen zäh, aber letztlich erfolgreich. Mit einer Ausnahme: Das Haus Karl-Janssen-Straße 4 war nicht zu haben – Westermann wollte es nicht verkaufen, auf gar keinen Fall, nie.

Die GWB plante, kündigte dies und das an, schob es auf die immer länger werdende Bank – und ging im Sommer 2012 in die Insolvenz. Ihre Nachfolger gaben das City-Center-Projekt auf und die dafür erworbenen Flächen an die Stadt. Nun klopfte die bei Westermann an. Vergeblich. Wenn, falls das Haus zu haben sei, ließ er die städtischen Verhandler wissen, dann zum von ihm gewünschten Preis. Der lag deutlich über der Summe, die die Stadt zahlen wollte. Und konnte. Denn das Innenstadt-Dreieck zwischen Rathaus-, Bismarck- und Poststraße ist  als Sanierungsgebiet ausgewiesen. Damit sind Grundstücksverkäufe nicht reine Verhandlungssache zwischen Eigentümer und Interessent, es gibt vielmehr Preisgrenzen – unabhängige Gutachter analysieren die Immobilien und setzen deren Wert fest. Von Gesetzes wegen darf die Kommune diesen Betrag nicht überschreiten. Allenfalls ein bisschen, um höchstens 20 Prozent. Westermanns Anwesen hatten die Gutachter mit etwa 50 000 Euro taxiert – der Eigentümer forderte freilich ungefähr das Dreifache.

So war die Lage noch im Spätsommer, als die SZ Westermann in seinem Haus besuchte.  Das Gebäude stand da bereits leer; der Juwelier Ulf Scheffel, der dort jahrzehntelang sein Geschäft geführt hatte, war mit Blick auf die Abrissarbeiten direkt nebenan ausgezogen. Westermann erklärte, er werde von seiner Preis-Idee nicht abrücken.

Derweil fand man aber im Rathaus einen Lösungsweg. Nach den gesetzlichen Vorgaben, erläuterte Lorig, seien Ausnahmen von der Preisbindung im Sanierungsgebiet möglich, wenn ein „erhebliches städtebauliches Interesse bzw. Erfordernis“ das rechtfertige und außerdem der Grunderwerb „für eine nachhaltige Stadtentwicklung unmittelbar erforderlich“ sei. Beides sei hier gegeben. Davon habe man nun die Städtebau-Fachleute im Innenministerium überzeugt, so dass sie dem Kauf erstens zustimmen und ihn zweitens bezuschussen. 

 Den Planern des City-Centers war das Haus Karl-Janssen-Straße 4 im Wege. Im Entwurf, den sie 2012 öffentlich präsentierten, zeichneten sie es als weißen Fleck ein – daher der Spitzname „Weißes Haus“.

Den Planern des City-Centers war das Haus Karl-Janssen-Straße 4 im Wege. Im Entwurf, den sie 2012 öffentlich präsentierten, zeichneten sie es als weißen Fleck ein – daher der Spitzname „Weißes Haus“.

Foto: GWB/Stadt Völklingen

Ganz so teuer, wie es zunächst aussieht, wird die Sache für die Stadt nicht. Denn man könne gleich nach Unterzeichnung des bereits vorbereiteten Kaufvertrags an den Abriss gehen, in der zweiten Novemberhälfte – und die Bagger sind noch da, man muss keine neue Baustelle einrichten. Außerdem entfällt nun die rund 30 000 Euro teure Sicherung der Giebelwand, die sonst nötig gewesen wäre.

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