Ohne Vorwarnung: Aufzug an City-Tiefgarage gesperrt Rollator-Fahrerin bleibt im Millionenloch stecken

Völklingen · Im Volksmund heißt sie das Milllionenloch: die Aufzugsanlage an der City-Tiefgarage. Wenn sie nicht funktioniert, kann sie zu einer  Falle für Menschen mit Behinderungen werden.

 Am Eingang zum Aufzug an der City-Promenade fehlt ein Warnhinweis. Erst eine Etage tiefer im Treppenhaus ist ein Zettel zu finden.

Am Eingang zum Aufzug an der City-Promenade fehlt ein Warnhinweis. Erst eine Etage tiefer im Treppenhaus ist ein Zettel zu finden.

Foto: Bernhard Geber

Im Mai 2009 war der neue Treppenschacht an der City-Tiefgarage mit dem Aufzug und dem markanten grünen Glasdach (Kosten rund eine Million Euro) eingeweiht worden. Der Bau hatte sich über zwei Jahre hingezogen – begleitet von Pech und Pannen. Nun ist die nächste Panne fällig.

Wir haben uns vor Ort umgesehen. Zunächst: Am Eingang zum Aufzug an der City-Promenade fehlt ein Warnhinweis. Erst eine Etage tiefer im Treppenhaus ist ein mit Klebstreifen befestigter DIN A 4-Zettel mit der Aufschrift „Aufzug außer Betrieb“ zu finden. Wer mit dem Auto von der Rathausstraße aus in die Garage will, wird erst nach gut 70 Metern in der einspurigen Einfahrt durch den engen Tunnel mit dem gleichen Hinweis am Ticket-Automaten konfrontiert. Wer es schafft, die Warnung zu entziffern – schwierig, die Schrift ist klein –, hat als Betroffener keine Wendemöglichkeit; er muss dann ein gutes Stück rückwärts fahren. Der Zettel klebt auch links am Ticket-Automaten an der Einfahrt von der Bismarckstraße aus. Dort hat man aber wenigstens noch eine Chance zum Wenden.

Wer dann schon mal, sei es zu Fuß oder mit dem Auto, unten in der Garage angelangt ist, wird als Ortsunkundiger zunächst den Aufzug suchen. Im Labyrinth der diversen Treppenschächte in Völklingens Unterwelt mit ihren 400 Stellplätze auf vier Ebenen erkennt man kein Hinweisschild. „Wo geht es denn hier zum Aufzug?“, fragen wir eine Frau, die gerade aus ihrem Auto gestiegen ist. „Da hinten“, antwortet sie und weist die Richtung. Da gibt es tatsächlich eine kleine Tür. Doch was ist da zu lesen? „Aufzug außer Betrieb“, natürlich. „Und das schon seit Wochen“, sagt die Gesprächspartnerin. Und ergänzt schnell: „Nein, schon seit Monaten.“

Die Tiefgarage gehört der Stadt. Pressesprecher Uwe Grieger erkundigte sich bei den Fachleuten im Rathaus. Ergebnis: Der Aufzug selbst ist nicht defekt. Aber  die in ihm installierte Notrufanlage funktioniert nicht mehr, nachdem das Rathaus seine Telefonanlage auf einen neuen Standard umgestellt hat. Nun liege es an der Wartungsfirma Thyssen-Krupp, Komponenten einzubauen, die auf die neue Telefonleitung passten. Und so lange der Notruf nicht funktioniere, müsse die Stadt „leider“ den Aufzug komplett sperren, sagt Grieger.

Den Anstoß zum genaueren Blick auf den Aufzug hatte der Besuch einer älteren SZ-Leserin in der Redaktion gegeben. Die Völklingerin Imelda Georg, gehbehindert und auf einen Rollator angewiesen, vermisst den Tiefgaragen-Aufzug schmerzlich. Für sie bedeutete er  die Möglichkeit, von der Bismarckstraße aus den Weg in die Innenstadt – zum Ärztehaus in der Poststraße,  zu den Geschäften in der Rathausstraße und danach zur nächsten Bushaltestelle dort – ein gutes Stück abzukürzen. Natürlich nur, so lange der Lift in Betrieb war. Und das, sagt sie, sei Monate her. Ihr riss die Geduld: Sie habe im Rathaus angerufen, berichtet sie. Nach langer Odyssee sei sie zu einem Stadt-Bediensteten durchgestellt worden, der versprochen habe, er werde sich kümmern. Mehr als drei Wochen liege das zurück – doch passiert sei nichts.

 Erst nach gut 70 Metern in der einspurigen Einfahrt von der Rathausstraße aus findet sich am Ticket-Automaten dieser Hinweis-Zettel – in kleiner Schrift, schief gedruckt und vom Auto aus kaum zu lesen.

Erst nach gut 70 Metern in der einspurigen Einfahrt von der Rathausstraße aus findet sich am Ticket-Automaten dieser Hinweis-Zettel – in kleiner Schrift, schief gedruckt und vom Auto aus kaum zu lesen.

Foto: Bernhard Geber

Nur die bereits geschilderten Hinweiszettel seien neu, die habe es anfangs nicht gegeben. Mit der dort formulierten Bitte um Verständnis tut sich die Rollator-Fahrerin allerdings schwer: „Zwei, drei Wochen müssten doch reichen für eine Reparatur!“, sagt sie kopfschüttelnd.

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