Auf das Schwein gekommen

Völklingen · Für seine Philosophie von artgerechter Tierhaltung begab sich der Angestellte der Völklinger Stadtwerke, Uwe Becker, auf fremdes Terrain. Er hält jetzt Schweine der alten Rasse Schwäbisch-Hällische.

 Täglich schaut Uwe Becker bei seinen Schweinen vorbei. Die wissen dann, es gibt Futter. Foto: jenal

Täglich schaut Uwe Becker bei seinen Schweinen vorbei. Die wissen dann, es gibt Futter. Foto: jenal

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Täglich gegen 17 Uhr ist die Aufregung im Gehege von Uwe Becker auf dem Saarbrücker Matzenberg groß. Dann schreiten der Schweine-Halter und sein Stallmeister Harald Becker zur Hauptfütterung, und die klugen Tiere der Rasse schwäbisch-hällisches Hausschwein wissen das ganz genau. Sie grunzen aufgeregt und drängen sich um die Tröge. Eigentlich arbeitet Uwe Becker bei den Völklinger Stadtwerken, und lange Zeit kannte er Schweine nur als Schnitzel oder Schwenker. Dann aber hat er die Berichterstattung über die übliche Schweinehaltung kritisch beobachtet und war schockiert.

Um den Verzehr von Schweinefleisch weiter mit seinem Gewissen vereinbaren zu können, wollte er das besser machen. "Ich hatte auf einem Grundstück in Saarbrücken, auf dem auch Pferde gehalten werden, noch etwas Platz, und so kam die Idee, selbst Schweine zu halten", erinnert sich Becker. Metzgermeister Roland Niebes wusste Rat und empfahl Schwäbisch-Hällische. Zunächst waren aber noch Vorbereitungen zu treffen. Einen Antrag auf Tierhaltung bei Landesamt für Gesundheit und Verbraucherschutz musste er stellen. Mit dem genehmigten Antrag in der Hand machte er sich dann daran, die 28 mal zwölf Meter große Anlage zu bauen. Das dauerte drei Wochen - und als er fertig war, waren noch keine Schweine da.

Er blickt zurück: "Es waren keine zu finden und meine Internet-Recherche ergab, dass sie 1984 so gut wie ausgestorben waren." Zum Glück war es aber engagierten Züchtern gelungen, mit nur sieben Muttersäuen und einem Eber wieder eine Zucht aufzubauen. Und der Völklinger Landwirt Mark Niklas konnte Becker einen der inzwischen wieder über 1000 Betriebe der Rasse vermitteln.

So holte Becker seine ersten vier Wutzen in der Pfalz ab. Im Saarland angekommen, hatten die zunächst Eingewöhnungsprobleme. Statt im engen Stall sollten sie frei laufen dürfen - innerhalb eines Elektro-Zaunes. Nach zwei, drei Tagen hätten es die Tiere aber begriffen, den Freilauf und den Stromschlag. Apropos Futter: Küchenabfälle gibt es für die inzwischen sieben Schweinedamen zählende Rotte nicht, nur geschrotetes Getreide, gedämpfte Kartoffeln, saftiges Grünfutter, Nudeln, Nüsse, Eicheln, Obst im Winter zusätzlich Grün-Silage. Becker sagt: "Die Schweine sollen ihr Leben auch doppelt so lange genießen wie normale Zuchtschweine." Dann geht es ihnen aber doch an den Kragen.

Vielleicht will Becker eines Tages die Rasse doch noch selber züchten: "In zwei Jahren bin ich Rentner, dann brauche ich ja eine neue Aufgabe."

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