Arbeitsliste in Hochhaus-Länge

Völklingen · Völklingens Stadtwerke haben neue Kredit-Lasten zu tragen. Sie müssen neu rechnen, neu organisieren, sparen, straffen – die Interims-Chefs Peter Schade und Christian Glaser krempeln den ganzen Stadt-Konzern um.

 Bis die Ampel für die Stadtwerke wieder Grün zeigt, steht noch enorm viel Arbeit auf dem Plan. Foto: Becker & Bredel

Bis die Ampel für die Stadtwerke wieder Grün zeigt, steht noch enorm viel Arbeit auf dem Plan. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel
 Die Geschäftsführer der Stadtwerke Völklingen im SZ-Gespräch: Christian Glaser (links) und Peter Schade. Foto: Becker & Bredel

Die Geschäftsführer der Stadtwerke Völklingen im SZ-Gespräch: Christian Glaser (links) und Peter Schade. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

In 17 Module haben Peter Schade und Christian Glaser, Geschäftsführer der Völklinger Stadtwerke , all das gegliedert, was zu tun ist, um den angeschlagenen Stadt-Konzern wieder auf die Beine zu bringen. "Bei den ersten Punkten ist schon ein Haken dran", sagt Schade: Die Saar-LB hat den Stadtwerken einen millionenschweren Kredit gewährt, der das kommunale Unternehmen arbeitsfähig hält. Als Voraussetzung hat die Saarbrücker Beratungsfirma Dornbach ein unabhängiges Gutachten erstellt über den Wert der Stadtwerke-Untergesellschaften für Netz und Vertrieb. Denn die dienen als Sicherheit für das Darlehen.

Wie hoch hat Dornbach die beiden "Goldesel" des Stadt-Betriebs bewertet? Schade, seit Juni an der Spitze der Stadtwerke - er war zuvor, von 2010 bis 2011, schon mal als Berater dort tätig -, und Glaser von der Beratungsfirma FMC lassen sich dazu keine Zahl entlocken. Mit Rücksicht darauf, dass bei Netz und Vertrieb auch zwei private Anteilseigner im Boot sind, sagen sie. In der Eröffnungsbilanz der Stadt Völklingen waren die städtischen Anteile an den Stadtwerken mit 24,88 Millionen Euro angesetzt - Schade und Glaser wollen das nicht kommentieren. Dornbach habe den "objektiven" Wert ermittelt, sagt Schade nur.

Also erstmal weiter bei den 17 Arbeitsfeldern. Die sind in insgesamt 182 Einzelpunkte gegliedert. Peter Schade zieht ein dickes Paket farbig markierter DIN A3-Bögen aus dem Schrank; aneinandergehängt, sagt er, "ist diese Tapete mehrere Etagen hoch". Bei jedem Punkt ist vermerkt, wer wann was zu tun hat. In wöchentlichen Treffen der Projektleitung - die Geschäftsführung und die Berater von Dornbach und FMC - werde aktualisiert. Parallel dazu tage regelmäßig ein Steuerungskreis, dem zusätzlich Stadtverwaltung und Betriebsrat angehören.

So viele Punkte, an denen Verbesserung not tut: Hätte das alles nicht schon längst geschehen müssen? "Ja", sagen Schade und Glaser ohne Wenn und Aber.

Ganz wichtig: Seit Ende 2014 wird "sehr detailliert" die Liquidität geplant, in "harten Zeiten" (Schade) in Form einer Zwölf-Wochen-Vorschau; dass die Stadtwerke knapp vor der Zahlungsunfähigkeit standen, soll sich nicht wiederholen.

Nicht betriebsnotwendiges Vermögen soll zu Geld gemacht werden, Immobilien etwa: das Parkhotel Albrecht, die Villa Theis. Dafür gebe es Interessenten, "mit denen tauschen wir uns aus", sagt Glaser. Konkreteres ist zum Thema Fuhrpark zu erfahren: Zwölf überzählige Fahrzeuge seien bereits verkauft. Nein, Linienbusse oder technische Fahrzeuge stünden nicht auf der Liste, versichert Schade. Der rote Doppeldeckerbus aber schon.

Die Verkehrsbetriebe sollen "effizienter" werden - der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist notorisch defizitär, 2013 habe er ein Minus von 2,2 Millionen Euro eingefahren. "Was können wir uns an ÖPNV noch leisten?", fragt Schade rhetorisch: Man müsse Linien optimieren, Kosten senken. Und wenn der Stadtrat auf unrentablen Linien oder Verbindungen besteht? "Dann muss die Stadt als Auftraggeber auch die Kosten dafür übernehmen", sagt Glaser lakonisch. Punktuell, bei einzelnen Linien, wolle man auch mit Nachbar-Verkehrsbetrieben kooperieren, sagt Schade. Er gehe davon aus, dass das Defizit 2015 auf unter zwei Millionen Euro sinke.

Und der wichtigste Punkt, die Arbeitsplätze? Zunächst, sagen Schade und Glaser, sei der Sanierungs-Tarifvertrag umzusetzen. Übertarifliches stehe auf dem Prüfstand, Zulagen etwa: "Ist das noch zeitgemäß?" Dann erst komme die Job-Frage. Ja, "wir wollen das Unternehmen schlanker machen", sagt Schade. Aber auf welchem Weg, sei zurzeit noch offen. Neue Arbeitsverteilung zwischen Holding und Einzelgesellschaften, Zurückholen von "outgesourcten", also nach außen verlagerten, Aufgaben in die Stadtwerke selbst, alles werde geprüft. "Im letzten Quartal wird es da Aussagen geben müssen", sagt Schade.

Glasers Geschäftsführer-Job ist - derzeit - bis Ende August befristet. "Aber ich wäre bereit, noch länger weiterzumachen", sagt er. Schade will sich, zunächst, bis Jahresende der Herkulesarbeit des Sanierens widmen. Und er ist optimistisch: "Wir schaffen das."

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