Nachbar-Ärger über Windradbaustelle Anwohner sind wütend auf Windrad-Bauer

Völklingen/Püttlingen · Der Zorn wächst im Grenzgebiet von Völklingen, Püttlingen und Bous: Zur Vorbereitung des geplanten Windparks werde sehr rücksichtlos gearbeitet, klagen Anwohner. Sie sorgen sich zudem, dass der Bau – illegal – vorzeitig beginnen könnte.

 Idyll mit Ausblick: Von der Püttlinger Straße Am Mathildeschacht kann man weit ins Köllertal schauen. Zur anderen Seite, zum Wald hin, sollen aber drei Windräder entstehen. Nach den Plänen werden sie den Foto-Standpunkt um gut 200 Meter überragen – nah an der Püttlinger Knappschaftsklinik, die hier im Vordergrund zu sehen ist.

Idyll mit Ausblick: Von der Püttlinger Straße Am Mathildeschacht kann man weit ins Köllertal schauen. Zur anderen Seite, zum Wald hin, sollen aber drei Windräder entstehen. Nach den Plänen werden sie den Foto-Standpunkt um gut 200 Meter überragen – nah an der Püttlinger Knappschaftsklinik, die hier im Vordergrund zu sehen ist.

Foto: Doris Döpke

Schwere Maschinen, die mit hohem Tempo durch den Wald brettern. Ohne Rücksicht auf die nach wochenlangem Regen aufgeweichten Wege, die durchs Fahren nun fast unpassierbar geworden seien. Und ohne Rücksicht auf Fußgänger, beim Hunde-Rundgang habe man schon beiseite springen müssen: So berichten Völklinger und Püttlinger, die nahe am Mathildeschacht wohnen, von den Arbeiten, die die Firma DunoAir seit Monaten im Wald tun lässt.

Auf Bouser Bann, die drei Kommunen grenzen dort aneinander. Da will DunoAir den „Windpark Bous“ errichten. Drei Windräder, Ende 2016 genehmigt. Unter einer „auflösenden Bedingung“: Der Bau darf erst beginnen, „wenn eine positive Stellungnahme des zuständigen Welterbezentrums der Unesco“ vorliegt – so steht es im Genehmigungsbescheid. Kommt keine positive Stellungnahme von der in Paris ansässigen Unesco-Kommission, verliert die Windpark-Genehmigung  ihre Gültigkeit (wir berichteten bereits). Die Unesco prüft dabei, welche Folgen die geplanten Windräder haben für den „Wirkraum“ des Weltkulturerbes Völklinger Hütte. Die Prüfung läuft noch: Bislang sei keine Nachricht aus Paris eingetroffen, sagte Sabine Schorr, Sprecherin des saarländischen Umweltministeriums, gestern auf SZ-Anfrage.

Die Windrad-Bauer aber stehen unter Zeitdruck. Um die aktuell noch geltenden, dank Bundes-Förderung für sie vorteilhaften gesetzlichen Regeln nutzen zu können, müssen sie ihre Windräder spätestens Ende des Jahres am Stromnetz haben. Und allein der Bau der riesigen Anlagen im Wald dauert ein paar Monate. Was die Anwohner, die sich gegen die Windräder wehren und dazu eine Bürgerinitiative gegründet haben, argwöhnen lässt, DunoAir fange, der Zeitersparnis zuliebe, schon vorzeitig an.

Ortstermin. Bergauf zum Mathildeschacht, einem Idyll mit nur einem halben Dutzend Häusern. Nach links hat man weiten Ausblick, sanfte Hügel, Häuser, Kirchtürme, die Knappschaftsklinik. Rechter Hand liegt der Wald, in dem die 206 Meter hohen Windräder stehen sollen. Zur Baustelle? Die sei ganz nah, sagen Passanten, einfach den Fahrspuren folgen: Tiefe, matschige Furchen weisen die Richtung. An den Wegrändern haben Bagger Gräben aufgerissen, armdicke Kabelstränge spiegeln sich im Pfützenwasser. An einer Wegekreuzung  grüne Schilder, Radweg rechts, Radweg links – aber allenfalls für Crossfahrer, modderig-schlammig. Nebenan hat ein gelber Caterpillar Pause.

Hinter dem Schild, das allen nicht auf der Baustelle Tätigen den Zutritt verbietet, wird der Weg glatter. Kalk zeugt von Verfestigungsarbeiten. Ebenso auf dem Plateau, zu dem der Weg führt, ein paar hundert Quadratmeter baumfrei und planiert. Aber ohne Bagger, ohne Grabe-Spuren, mit einem einsamen Messstab irgendwo im Matsch –  eine „Baugrube“ (deren Herstellung markiert laut Genehmigungstext den Baubeginn) ist das noch nicht.

 Hier geht es zum geplanten Aufstellort für eines der Windräder. Schwere Baufahrzeuge haben die Waldwege tief zerfurcht und zermatscht. Ein großes Schild untersagt Spaziergängern den Durchgang.

Hier geht es zum geplanten Aufstellort für eines der Windräder. Schwere Baufahrzeuge haben die Waldwege tief zerfurcht und zermatscht. Ein großes Schild untersagt Spaziergängern den Durchgang.

Foto: Doris Döpke
 Anwohner schauen an dieser Stelle ganz genau hin: Haben die Windrad-Bauer schon begonnen mit einer Baugrube? Bei unserem Besuch war noch kein Aushub zu erkennen, nur gerodetes, verfestigtes, planiertes Terrain.

Anwohner schauen an dieser Stelle ganz genau hin: Haben die Windrad-Bauer schon begonnen mit einer Baugrube? Bei unserem Besuch war noch kein Aushub zu erkennen, nur gerodetes, verfestigtes, planiertes Terrain.

Foto: Doris Döpke
 Das Mathildeschacht-Denkmal erinnert an 22 Bergleute, die am 16. März 1907 bei einem Seilfahrt-Unglück ums Leben kamen. Derzeit ist das Denkmal umzingelt von Baustellen-Baken und Kabeltrommeln.

Das Mathildeschacht-Denkmal erinnert an 22 Bergleute, die am 16. März 1907 bei einem Seilfahrt-Unglück ums Leben kamen. Derzeit ist das Denkmal umzingelt von Baustellen-Baken und Kabeltrommeln.

Foto: Doris Döpke
 In Arbeit: Kabeltrasse am Waldweg-Rande.

In Arbeit: Kabeltrasse am Waldweg-Rande.

Foto: Doris Döpke

So sähen es auch die Fachleute des Landesamts für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA), die kurz zuvor nach Anwohnerbeschwerden dort waren, weiß Sabine Schorr zu berichten. Und sie ergänzt: Für Rodungen, Wegebau und Kabeltrassen gibt es eine Extra-Genehmigung. Damit durfte DunoAir also  schon beginnen. Doch auch bei der naturschutzfachlichen Genehmigung gebe es Auflagen: Trete die Genehmigung zum Windradbau nicht in Kraft, sei die Windrad-Firma verpflichtet, den vorherigen Zustand im Wald wiederherzustellen – dann müsse sie Wege zurückbauen und neu aufforsten. Die Firma, sagt Schorr, arbeite derzeit „auf eigenes Risiko“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort