Am Schluss kriegen alle die Kurve

Völklingen · Die Völklinger Volkshochschul-Theatergruppe Titania hat die Revue „Ins Blaue“ auf die Bühne des Alten Bahnhofs Völklingen gebracht. Auf tragikomische und dabei sensible Art befasst sich das Stück mit dem Thema Demenz.

 Szene aus dem Titania-Stück mit Susanne Keppner (stehend) und Heidi Müller. Foto: Jenal

Szene aus dem Titania-Stück mit Susanne Keppner (stehend) und Heidi Müller. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Die Welt, Irrgarten der Gedanken? Die neue Revue "Ins Blaue" des Theatervereines Titania Völklingen spielt in Grauzonen des Gehirns hinein. Gut gelaunt reisen Frauen und Männer der Seniorenresidenz Vergissmeinnicht "Ins Blaue". Es geht zu Orten, die in ihrem Leben von Bedeutung waren. Alles stimmt! Im Prater blühen wieder einmal die Bäume. In München "steht ein Freudenhaus" und "Rosi hat ein Telefon, auch ich hab' ihre Nummer schon". An der Berliner "Krummen Lanke" geht es alles andere als sittsam zu. Die gute alte Reeperbahn wird "zur Kulisse für 'nen Film, der nicht mehr läuft". So singen und spielen sich die Titania-Schauspieler durch Europas Metropolen.

Und alles wäre gut, hätten die ins Rentenalter gekommenen Damen und Herren nicht schon mehr oder weniger "Honig im Kopf". Auf leisen Pfoten kriecht Nebel ins Gehirn. Es spricht für die gute Regiearbeit, Demenz nicht als turbulentes Ereignis, sondern als schleichende Invasion der Gedanken behutsam dazustellen. "Bin ich jetzt im Wiener Café Sacher, oder ist das mein Zuhause?", fragen sich Luise und Annemarie. Teddy will im Zoo von Amsterdam "sterben üben". Der Mensch, heißt es, lebt in seinen Bildern. Der Mensch will wissen, wo er herkommt, wo es hingeht, was ihn am Lebensziel erwartet. "Denken Sie nicht, ohne Probleme wäre das Leben einfacher", heißt es im Stück. Oder: "Wir biegen uns die Welt immer wieder so zurecht, dass sie für uns passt."

Schwieriger Stoff? Hier nicht. Der Titania-Mannschaft gelingt der Spagat zwischen sinnigen und flapsigen Sprüchen, dank bekannter Lieder, die mit mehr oder weniger Talent gesungen werden, dank hoher Spielfreude und dank des Premierenpublikum, das spontan mitmacht und viel Szenenapplaus spendet. Es ist drollig, es ist tragisch, und am Ende kriegen alle die Kurve gemäß der Erkenntnis: "Ein guter Stolperer fällt nicht!"

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Mitwirkenden: Hilde Mottweiler, Hilde Westrich, Heidi Müller, Rainer Müller, Petra Beck, Susanne Keppner, Kristin Hasper, Mary Fey, Tina Matzk, Steffi Biewer und Inge Fries. Die Fotoshow verantwortet Rainer Müller, die Playbacks Manuel Krass; Regie führte Jürgen Reitz. Weitere Vorstellungen am 22. und 29. Mai und am 19. und 20. Juni, jeweils um 19.30 Uhr im Alten Bahnhof Völklingen . Kartenvorverkauf bei der Tourist Information Völklingen , über www.ticket-regional.de oder beim "Wochenspiegel". et

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort