Am Heiligabend hat sie (Gottes-)Dienst

Völklingen. Geistliche gehören zu jenen Menschen, die an Weihnachten beruflich viel zu tun haben. Das könnte man meinen. Nicht ganz so bei Rita Wild, Pfarrerin der evangelischen Versöhnungskirche in der Völklinger Poststraße und der Erlöserkirche Heidstock. "Ich habe frei", sagt sie mit sichtbarer Freude

Völklingen. Geistliche gehören zu jenen Menschen, die an Weihnachten beruflich viel zu tun haben. Das könnte man meinen. Nicht ganz so bei Rita Wild, Pfarrerin der evangelischen Versöhnungskirche in der Völklinger Poststraße und der Erlöserkirche Heidstock. "Ich habe frei", sagt sie mit sichtbarer Freude. Aber sie schränkt gleich ein: "Kein Urlaub, nur dienstfrei, Gottesdienst-frei. Außer an Heiligabend und an Silvester. Und für Besuche oder Beerdigungen stehe ich zur Verfügung." Und am Heiligen Abend, so stellt sich im Gespräch heraus, hat sie gleich zwei Gottesdienste zu halten. Seit 2007 ist Rita Wild hier Pfarrerin, und sie ist es gerne. Vorher hatte sie eine Pfarrstelle "in gehobener Wohngegend, mit etwas Etepetete"; die Arbeit dort gefiel ihr zwar gut, aber sie liebt doch mehr die bodenständigeren Menschen, "die Basis sozusagen", wie in Völklingen. Sogar arbeitslos war sie ein Jahr lang, "auch das gibt es in unserer Branche". Rita Wild steht mit Elan mitten im Leben, sowohl in ihrem Amt, als auch in der Praxis. Während sie eben noch theologische Details erläutert, berichtet sie danach über wunderliche Dinge im Kellergewölbe "ihrer" Kirche, und dabei kommentiert sie offene Fragen nicht etwa - wie zu erwarten - mit "weiß der Himmel", sondern mit "weiß der Geier". Der Morgen des Heiligen Abends beginnt für sie traditionell im Familienkreis mit einem "Super-Frühstück" und anschließender Bescherung, so sind es ihr Mann und der fünfjährige Sohn Matthias gewöhnt. Um 15 Uhr dann Familiengottesdienst in Völklingen, um 17 Uhr auf dem Heidstock, natürlich mit Krippenspielen der Kinder. Ob die Kinder ihre Rollen gut eingeübt haben und beherrschen? "Das will ich hoffen, weiß der Geier", ruft sie und gesteht, dass sich hinter ihrer lockeren Vorfreude doch Nervosität verbirgt. Zumal dieses Mal eine Premiere stattfindet. Seit zwei Jahren beteiligen sich nämlich die evangelischen und katholischen Gemeinden in Völklingen an der Aktion "Friedenslicht aus Bethlehem" (wir berichteten bereits). Dabei wird ein Licht aus Bethlehem in einer explosionssicheren Lampe von Kindern per Flugzeug nach Wien gebracht und von dort weiter verteilt. In diesem Jahr nun geschieht das in Völklingen ökumenisch, indem katholische und evangelische Kinder das Licht zur jeweils anderen Gemeinde transportieren. "Dabei schummeln wir ein bisschen", sagt die Pfarrerin leise, "aber die Kinder müssen ja nicht wissen, dass das Licht schon in meiner Küche steht. Es geht ja um die Geste der Verbundenheit, das ist die Hauptsache."Eine Geste der Verbundenheit ist seit Jahren auch ein gemeinsames Weihnachtsessen bei den Wilds. "Auch diesmal kommen unsere Freunde zu uns, und wir sitzen gemütlich bei Raclette, das ist alle Jahre wieder auch eine Runde, auf die sich Matthias freut." Mit gutem Grund, denn danach hat seine Mama ja eine Woche frei.

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