Abschied mit wehmütigem Blick zurück

Völklingen · Langweilig wird es Manfred Becker im verdienten Ruhestand garantiert nicht. Am 30. Dezember ist Schluss. Mehr Zeit bleibt dann für seine Frau, für Reisen in seine Lieblingsstadt Berlin und nicht zuletzt die IG Wehrden.

 Erinnerungen an ein abwechslungsreiches Leben: Die Basketballwimpel, ein Foto seiner aktiven Zeit als Nationalspieler und auch die Ansicht von Wehrden an der Wand wird Manfred Becker, wenn er sein Büro abgibt, wohl abhängen. Foto: Jenal

Erinnerungen an ein abwechslungsreiches Leben: Die Basketballwimpel, ein Foto seiner aktiven Zeit als Nationalspieler und auch die Ansicht von Wehrden an der Wand wird Manfred Becker, wenn er sein Büro abgibt, wohl abhängen. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Kurz vor unserem Besuch hat Manfred Becker (65) die offizielle Mitteilung des Oberbürgermeisters erhalten. Zum 31. Dezember wird er nach über 45 Dienstjahren in den Ruhestand versetzt. "Der Lotse geht von Bord", stand auf Beckers Einladung an die Rathaus-Kollegen. Die Abschiedsfeier war bereits, der letzte Urlaub ist ebenfalls vorbei. Jetzt will sich der Leiter des Rechnungsprüfungsamtes auf die verbleibenden Arbeitstage konzentrieren. "Ich gehe bis zum Schluss", versichert der pflichtbewusste Beamte.

Erst am 30. Dezember schließt er die Bürotür zum letzten Mal ab. Becker freut sich auf den Ruhestand , blickt aber auch wehmütig zurück. Am 1. September 1971 begann seine Ausbildung zum Stadtinspektoranwärter. Wenig später wechselte er vom Alten ins Neue Rathaus. Damals dachte noch niemand an Computer, mechanische Schreibmaschinen und Taschenrechner erleichterten die Arbeit.

In der Verwaltung hat der gebürtige Völklinger viele Stationen durchlaufen. Ob im Rechnungsprüfungsamt, bei der Ortspolizeibehörde, im Sozial- und Jugendamt, im Fuhrpark oder als Sachbearbeiter für Feuerwehrangelegenheiten - Becker sah seine Arbeit nie als Job, sondern als Berufung. "Ich bin immer für die Bürger da, weil ich auch von den Bürgern bezahlt werde", betont der Stadtmitarbeiter.

Becker ist der einzige verbliebene Amtsleiter im Rathaus. Bei der Umstellung von der Kameralistik auf das kaufmännische Rechnungswesen wurden alle Ämter zu Fachdiensten und Fachbereichen umgewandelt. Mit Ausnahme des Rechnungsprüfungsamtes, laut Gesetz muss es als Stabsstelle unabhängig bleiben. In dem Amt werden die Jahresabschlüsse sowie alle Aus- und Einzahlungsbuchungen der Verwaltung geprüft.

Manfred Becker machte nicht nur im Rathaus Karriere, er war auch sportlich erfolgreich. Sieben Mal spielte er für die Basketball-Nationalmannschaft. Neben der Reichweite des Zwei-Meter-Mannes fürchteten die Gegenspieler vor allem seine ausgefeilte Technik unter dem Korb. Verletzungsbedingt musste er seine internationale Karriere schließlich beenden.

1984 zog Becker von der Innenstadt ins neu gebaute Haus in der Straße Zum Rauenhübel. Sechs Jahre später übernahm er den Vorsitz der Interessengemeinschaft (IG) Wehrdener Bürger und Vereine. Inzwischen hat er das Zepter weitergereicht, 2013 wurde sein Sohn Patrick Becker zum Vorsitzenden gewählt. Manfred Becker bleibt der Vereinigung aber als Geschäftsführer erhalten. Die engagierte Truppe kümmert sich unter anderem um die Bewirtung der Saarfest-Gäste. Als Becker hörte, dass die Traditionsfete in diesem Jahr ausfällt, blutete ihm das Herz. Die IG Wehrden, verspricht er, werde für den Erhalt des Festes kämpfen. Becker weiß: Aufgrund des starken Vereinsengagements ist seine Frau in der Vergangenheit zu kurz gekommen. Mit ihr will er nun mehr Zeit verbringen.

Und natürlich bleibt er seiner Lieblingsstadt Berlin treu. Fürs kommende Jahr sind wieder zwei Ausflüge in die Bundeshauptstadt geplant. Neben Basketballwimpeln und einem Aquarell von Wehrden hängt der Berliner U-Bahn-Plan an der Bürowand. Becker kennt die Stationen wie seine Westentasche. Das Kulturangebot und die Schnelllebigkeit der Metropole faszinieren ihn. Und er ist Feuer und Flamme für seinen Lieblingsverein, den Fußball-Zweitligisten Union Berlin . Wenn er die Heimspiele im Stadion An der Alten Försterei in Köpenick besucht, tappt Becker immer wieder in die "Abseitsfalle". "Das ist der Name des Vereinslokals neben dem Stadion", erklärt der Fußballfan.

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