Abbruchmaterial wandert von einem Ort zum andern RAG betreibt wieder Schutt-Tourismus

Ludweiler/Luisenthal · Erst wurde Abbruchmasse vom früheren Saarberg-Verwaltungsgebäude in Saarbrücken nach Luisenthal gekarrt, um sie dort zu schreddern. Das wurde auf Anwohner-Protest hin unterbunden. Jetzt soll dieser Schutt auf die Bergehalde Ludweiler transportiert werden. Von dort war zuvor Material nach Fürstenhausen bugsiert worden.

Blick auf die Tagesanlage Luisenthal mit den beiden Fördertürmen: Das Abrissmaterial aus Saarbrücken sollte dort benutzt werden, um durch Abrisse entstandene Löcher aufzufüllen.

Blick auf die Tagesanlage Luisenthal mit den beiden Fördertürmen: Das Abrissmaterial aus Saarbrücken sollte dort benutzt werden, um durch Abrisse entstandene Löcher aufzufüllen.

Foto: BeckerBredel

Schutt-Tourismus ist offenbar wieder im Kommen. Die RAG setzt das Wechselspiel zwischen Aufschütten und wieder Abtragen an Standorten in der Region fort. Nun liegt dem Ludweiler Ortsrat für seine öffentliche Sitzung am Montag, 13. August, ein Antrag vor, Abbruchmaterial, das in Saarbrücken entstand und zwischendurch auf der Tagesanlage Luisenthal gelagert wurde, auf die Bergehalde Ludweiler zu schaffen.

Es geht um rund 3000 Kubikmeter Betonplatten, Stützen und Riegel, die beim Abriss des früheren Verwaltungsgebäudes in Saarbrücken, des so genannten Blauen Bock, entstanden sind. Diese sollen nun mit Tiefladern von Luisenthal aus auf die Bergehalde Ludweiler geschafft werden. Dort sollen die Teile in eine Brecheranlage wandern. Diese soll drei bis fünf Stunden pro Tag arbeiten. Das Schottermaterial soll dann in der Ostflanke der Bergehalde eingebaut werden, um Zugangswege anzulegen und zu stabilisieren.

Bald nach der Anfahrt des Abbruchmaterials vom Blauen Bock war es bei den Anwohnern der Tagesanlage Luisenthal zu Aufregung gekommen. Die Massen sollten nach RAG-Angaben zum Auffüllen von Löchern und Unebenheiten benutzt werden, die bei Abrissen von Gebäuden auf der Tagesanlage entstehen. Dann wurde aber ebenso überraschend wie kräftig vor Ort geschreddert. In einem Brandbrief an Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) erinnerten Heiko Schlang, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Luisenthal, und Ulrike Müller, stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion im Völklinger Stadtrat, erst kürzlich an diesen Zwischenfall. Sie beklagten den Stillstand bei der Entwicklung der Tagesanlage Luisenthal, die 2013 vom Land noch als „Premium-Standort“ ausgewiesen worden war. Und sie fügten hinzu, überdies habe im vorigen Jahr ein – bereits begonnenes – Vorhaben der RAG auf dem Tagesanlagen-Gelände nur knapp verhindert werden können: nämlich das Schreddern von Abrissmaterial aus einer Saarbrücker Großbaustelle etwa 50 Meter von den Wohnhäusern entfernt. „Seitdem wird die Tagesanlage auch als Bauschuttablageplatz genutzt“, schrieben Müller und Schlang an den Ministerpräsidenten.

Nun soll der Bausschutt umgelagert werden. Die Anwohner in Luisenthal reagieren mit Erleichterung. „Es wäre für uns eine Katastrophe gewesen, wenn dort weiter geschreddert worden wäre“, sagt Ulrike Müller. „In Ludweiler geschieht es zumindest nicht so nahe an der Bebauung wie bei uns, auch wenn dort Trinkwasserbrunnen kontrolliert werden müssen.“

Die Völklinger Stadtverwaltung empfiehlt dem Ludweiler Ortsrat, dem Vorhaben zuzustimmen – „unter der Maßgabe, dass keine belasteten Erdmassen eingebaut werden und die Anlieferung nur außerhalb von Ortsdurchfahrten erfolgt“. Sie tröstet auch damit, dass die Aktivitäten auf der von der Ortslage abgewandten Seite der Bergehalde stattfänden. Ansonsten sei aber zu beachten, dass in dem Bereich die beiden Ludweiler Trinkwasserbrunnen lägen. Diese könnten durch Sickerwässer („Aufsalzung“) beeinträchtigt werden. Hier seien „Auflagen und Kontrollen von unabhängiger Seite erforderlich“.

Im September 2007 hatte das RAG-Vorgängerunternehmen DSK noch die Absicht verkündet, die Halde langfristig zu einem Ausflugsziel im Grünen auszugestalten. Das Gelände sollte mit Hilfe  von Erdmassen aus der Saaraue modelliert und gleichzeitig Problemstellen abgedeckt werden, um so die Auswaschung durch Regen zu reduzieren. Doch im Jahr 2013 brauchte das Unternehmen Erdmassen von der Bergehalde – und zwar zur Erschließung des Gewerbeparks Ost bei Fürstenhausen. Dort tat sich ein Loch auf, nachdem verseuchtes Erdreich entsorgt worden war. Das wurde dann mit Material aus Ludweiler von der Bergehalde gefüllt. Rund 50 000 Kubikmeter rollten per Lkw auf das Gelände der ehemaligen Saarland-Raffinerie. Nun soll sich das Spiel in anderer Form wiederholen.

 Die Bergehalde Ludweiler ist noch weit von der einst versprochenen Rekultivierung entfernt. Nun soll das Abrissmaterial aus Saarbrücken dort geschreddert und eingebaut werden.

Die Bergehalde Ludweiler ist noch weit von der einst versprochenen Rekultivierung entfernt. Nun soll das Abrissmaterial aus Saarbrücken dort geschreddert und eingebaut werden.

Foto: BeckerBredel

Zu welcher Uhrzeit der Punkt im Ortsrat behandelt wird, ist schwer abzuschätzen. Der Rat beginnt um 17 Uhr mit Ortsbesichtigungen und tagt dann im Alten Bürgermeisteramt, wobei der RAG-Antrag auf der Tagesordnung steht.

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