Beschäftigte des Bürgerbüros machten nicht mit 300 Mitarbeiter streiken in Völklingen

Völklingen · Weil das Bürgerbüro in den vergangenen Wochen stark in der Kritik stand, haben die Mitarbeiter nicht am Verdi-Warnstreik in Völklingen teilgenommen. Die Gewerkschaft zeigte Verständnis.

 Wegen der Corona-Pandemie kamen weniger städtische Mitarbeiter zur Streik-Kundgebung vor dem Völklinger Rathaus.

Wegen der Corona-Pandemie kamen weniger städtische Mitarbeiter zur Streik-Kundgebung vor dem Völklinger Rathaus.

Foto: BeckerBredel

Der Warnstreik der  Mitarbeiter der Stadt Völklingen sollte keinesfalls den Unmut der Bürger weiter anfachen. Und so entschieden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bürgerbüros im Völklinger Rathaus, am Mittwoch nicht am Verdi-Warnstreik teilzunehmen. Während zum Beispiel im Fuhrpark, im Hallenbad, im Forst, bei der Müllabfuhr und in mehreren Rathausabteilungen die Schreibtische und Werkbänke leer und die Mülltonnen der Völklinger voll blieben, wurde im Bürgerbüro gearbeitet. „Allein 200 Termine hatten Bürger gebucht, die hätten alle angerufen werden müssen. Unsere Mitarbeiter, die ohnehin wegen der langen coronabedingten Wartezeiten in die Kritik geraten waren, wollten sich dem nicht aussetzen“, sagte der stellvertretende Personalratsvorsitzende Maik Sticher. Man sehe sie daher auch nicht als Streikbrecher an, sondern erkenne die Notwendigkeit. Der Unmut der Bürger habe sich hier schon entladen. „Die Kolleginnen und Kollegen nehmen das ja mit nach Hause. Selbst in der Freizeit werden sie darauf angesprochen. Es ist verständlich, dass man die gebuchten Termine gehalten hat“, sagt Sticher. 300 andere Beschäftigte waren dagegen dem Aufruf zu einem eintägigen Warnstreik im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes gefolgt. Diese Zahl bestätigt Stefan Schorr, Tarifkoordinator der Gewerkschaft Verdi. Am Rathaus trafen sich nur kleine Delegationen der Abteilungen, Verdi habe auf die Corona-Regeln geachtet und auf eine Massenkundgebung bewusst verzichtet. 70 Streikende waren gekommen, erklärt Schorr. Mit der Zahl von 300 Streikenden sei er zufrieden. Er hatte Verständnis dafür, dass die Mitarbeiter des Bürgerbüros nach dem großen Unmut (die SZ berichtete mehrfach) nicht streiken wollten. Schorr: „Schon vor Corona gab es hier einen Personalengpass.“ Bürgermeister Christof Sellen (CDU) lobte die Mitarbeiter des  Bürgerbüros, weil sie nicht streikten. „Diese Entscheidung nach der langen Bürgerkritik ist ein gutes Signal. Dabei hatten die betroffenen Mitarbeiter gar keine Alternative zu der geänderten Arbeitsweise. Mit deutlich weniger Personal als in Saarbrücken und Corona-Auflagen mussten trotzdem die 15 000 jährlichen Vorgänge weiterbearbeitet werden. Wir hatten dabei einen außerordentlich niedrigen Krankenstand, alle haben sich eingebracht“, meinte der Bürgermeister. Dass es trotzdem zu Terminvergabe und Wartezeiten kam, sei den Umständen geschuldet, die sich die Verwaltung nicht ausgesucht habe. Am Streiktag blieb im Bürgerbüro jedenfalls nichts liegen. „Die Wartezeit ist auch so noch bei drei Wochen. Es wäre enorm hilfreich, wenn Bürgerinnen und Bürger geblockte Termine wieder absagen, wenn sie nicht kommen. Da geht uns viel verloren“, sagte Sticher ergänzend.

Der Streiktag in Völklingen war ein Signal an die Arbeitgeber vor der dritten Verhandlungsrunde in der kommenden Woche. So blieben auch zwei von sechs städtischen Kitas geschlossen, die anderen hatten eine Notbetreuung organisiert. Wie es nach der Verhandlungsrunde weitergehe, entscheide sich bei den Tarifgesprächen in Potsdam. Aktuell sei das noch nicht abzuschätzen, meinte Sticher.

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